Baumschutz in Cham
Wälder: Gut geschützt, halb gewachsen

Junge Pflanzen können vor einem Verbiss oder Verfegen durch Rehwild mit vielfältigen Maßnahmen bewahrt werden.

13.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:07 Uhr
Alois Dachs
Verschiedene Schutzmaßnahmen für Pflanzen wurden bei einem Waldbegang für Frauen gezeigt . −Foto: Alois Dachs

Landauf, landab wird zurzeit auf der Basis des neuen Vegetationsgutachtens zur Waldverjüngung die Aufstellung der Abschusspläne für die kommenden drei Jahre diskutiert. Eine Grundlage für die Abschusspläne ist die Zielsetzung im bayerischen Waldgesetz, „einen standortgemäßen und möglichst naturnahen Zustand des Waldes unter Berücksichtigung des Grundsatzes Wald vor Wild zu bewahren oder herzustellen“. Das ist auch der Auftrag der Forstverwaltung, die im Landkreis von Forstdirektor Dr. Arthur Bauer geführt wird. Eine standortgemäße Naturverjüngung ohne Schutzmaßnahmen hält er bei angepasster Jagd für möglich. Eine „Waldverjüngung mit der Büchse“ ist nach Überzeugung vieler Jäger aber illusorisch, weil oft wenige Rehe ausreichen, um Tannen, Buchen, Bergahorn oder Edellaubhölzer zu verbeißen, wenn im Frühjahr die frischen Knospen locken. Schutzmaßnahmen werden zwar von staatlicher Seite nicht mehr bezuschusst, aber viele Waldbesitzer leisten trotz der damit verbundenen Kosten einen aktiven Beitrag, um den nachwachsenden Wald zu fördern.

Es gibt viele Möglichkeiten

Die Bandbreite der Schutzmaßnahmen ist groß. Von der kompletten Zäunung einer Verjüngungsfläche – beispielsweise nach Borkenkäferbefall – bis zum Schutz einzelner Pflanzen mit chemischem Schutzanstrich, sogenannten Cactus-Klammern aus Kunststoff, über wiederverwendbare Wuchshüllen aus Polypropylen bis zu Stachelbäumen aus Stahl, die das Wild von Pflanzen fernhalten, gibt es eine reiche Auswahl an „Pflanzenrettern“.

Neu hinzugekommen sind in jüngster Zeit Körbe aus Holz, die Waldpflanzen umhüllen. Sie kommen der Zielsetzung der Förster deshalb besonders entgegen, weil Kunststoff und Metall eigentlich „Fremdkörper“ im Wald sind. Allerdings haben die natürlichen Schutzkörbe einen stattlichen Preis, wie Geschäftsführer Georg Mühlbauer von der Waldbesitzervereinigung Bad Kötzting erklärt.

Holzkörbe für den Schutz von Laubbäumen (Durchmesser 13 Zentimeter) kosten 3,30 Euro, die Version für Nadelbäume mit einem Durchmesser von 27 Zentimetern wird für vier Euro pro Stück, jeweils plus Mehrwertsteuer, angeboten. Dazu sind pro Pflanze auch zwei Holzpflöcke nötig, an denen der Schutzkorb befestigt wird. Deutlich günstiger sind für den Baumschutz Wuchshüllen aus Polypropylen, die mehrfach verwendet werden können und bei den Waldbesitzervereinigungen sowie im Fachhandel für Stückpreise zwischen 1,65 bis 1,95 Euro angeboten werden. Biologisch abbaubar sind mittlerweile auch Verbissschutzmanschetten, für die der Fachhandel etwa 18 Cent pro Stück verlangt. Dieses System bedarf aber einer Pflege, denn die Manschetten müssen am Terminaltrieb jedes Jahr bis zur Spitze hochgezogen werden, um die Schutzwirkung zu erhalten.

Einfach zu handhaben

Einfach zu handhaben sind Stachelbäume aus Metall, die neben der Pflanze in den Boden gedrückt werden müssen, um Reh oder Hirsch vom jungen Bäumchen abzuhalten. Alle diese Maßnahmen eignen sich zur Begründung von Mischwäldern, wenn neue Baumarten in den Bestand gepflanzt werden. Geht es um komplett abgeräumte „Käferflächen“, so liegt es in der Entscheidung des Waldbesitzers, ob er auf Naturverjüngung hofft, ob er diese mit einem Zaun schützt, oder ob er verschiedene Baumarten gleich hinter Zaun pflanzt. Hier schlägt der Zaun nach Einschätzung von Dr. Arthur Bauer mit zwölf Euro pro laufendem Meter zu Buche, etwa 4800 Euro pro Hektar. Diese Kosten könne der Waldbesitzer niemals aus dem Jagdpachtschilling decken, ist der Forstdirektor überzeugt und rät zum verstärkten Rehabschuss.