Gastronomie
Weichmanns: Wein, Kaffee und Bruckmandl

Der ehemalige Kunsthof ist als eine Art Museums-Café wieder erstanden. Dort fand sein bekanntestes Artefakt eine neue Heimat.

20.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:34 Uhr
Helmut Wanner
Im Spiegel von Schürnbrand zeigt sich die Kunst der Weichmanns: Sophie Neppl führt den ehemaligen Kunsthof in eine neue Ära. −Foto: Wanner

In der blauen Stunde des Samstag, mitten im Trubel des Weihnachtsgeschäfts, war die Adresse Gesandtenstraße 11 die Sensation. Warm leuchtete der Schein. Von den Schaufenstern war’s Packpapier weg, und drinnen, vor einer mit 100-jährigen Martini-Schauflaschen bestückten Vitrine im Wiener Kaffeehausstil, klopfte ein junger Barista mit schwarzem Pferdeschwanz den Kaffeesatz in die Tonne.

So selbstverständlich sah das aus, als ob „Weichmann’s“ seit 115 Jahren für Kaffee und Bar-Romantik stehen würde und nicht für den Kunsthof einer Metallbildhauer-Dynastie.

„Soft opening“ am Samstag

So läuft „soft opening“. Sophie Neppl, die Geschäftsführerin, sperrte um 14 Uhr auf und schon drängten Eingeweihte und Zufallsgäste rein. Die erste Kundin war Petra Götz. Die Frau desTabakhändlers vom Neupfarrplatzwar ganz narrisch drauf, sich „Rupis Wunderwerk“ anzuschauen, so nennen Freunde Rupert Weichmann.Spiegel und Garderobe vom alten Café Schürnbrand, die Lichtengel aus Messing von Opa Franz Weichmann, den 120 Jahre alten Stuhl von Kohn&Söhne, Wien, die Vitrinen mit der Dauerausstellung der Metallkunst. Zum authentischen Ambiente hat unter anderem der Film-Ausstatter Raimund Breinl aus dem Labertal beigetragen.

Die gastliche Stätte heißt schlicht „Weichmanns“. Die Betreiber wollen es offenlassen, wohin sich ihr Baby entwickelt. Abends wird es Bar und tagsüber ist es Konditorei-Café. Dafür wurde eine junge Konditorin eingestellt. Svenja Dombrowski heißt sie. Die 24-Jährige ist die Tochter des preisgekrönten Buchhändlers vom Kassians-Platz. Sophie Neppl kennt sie von ihrer gemeinsamen Zeit aus dem Café Opera, dort hat Svenja Dombrowsky gelernt. Am Donnerstag war der ehemalige Kunsthof „Weichmann“ noch Baustelle. Jetzt ist der Inhaber, Rupert Weichmann, glücklich. Aus dem Kunsthof ist das geworden, was er sich geträumt hat: „Ein Wohnzimmer für die Regensburger, in dem die Kunst der Eltern als ständige Ausstellung Platz findet.“ Von den Wänden glänzen die Reliefs des Großvaters und die Fotos seiner Mutter, der Diplom-Fotografin Helga Schaum-Weichmann. Und im Kaffeegarten drehen sich die Windspiele der Weichmanns.

Die Geschichte des Kunsthofs war, wie berichtet, im März zu Ende gegangen. „Internet tötet Einzelhandel“ war das Thema. Die Weichmanns hatten unter den gegebenen Umständen keine Lust mehr. Der in der MZ veröffentliche Vorschlag von Uschi Weichmann, Altstadt-Geschäfte solltenEintritt verlangen, hatte großes Echo gefunden. „Quer“ berichtete über den Gaffer-Trend „Ich will nur schauen.“

Danach blieb es hinter den mit Packpapier verklebten Schaufenstern monatelang ruhig. Die geplante Liaison mit einer Abensberger Konditorei hatte sich zerschlagen. Am Ende hat das goldene Bruckmandl nun doch eine neue Heimat gefunden.

Das Bruckmandl ist das bekannteste Artefakt aus der Werkstatt Weichmann. Der Goldschmied und Gürtler Franz Weichmann hatte es erfunden. Damals war er noch Entwurfszeichner bei Haber und Brandner. 1920 hatte er die Idee, das Bruckmandl in Messing zu gießen. Sein Sohn Rudi hat es zufällig in einer alten Modellkiste gefunden. Er fand es originell, ließ es als Mitbringsel für Freunde und Bekannte nachgießen und überreichte es „statt Blumen“. Nach dem Tod seines Vaters entstand die Idee, sämtliche Original-Plastiken von Franz und Rudolf Weichmann in einem Museums-Café dauerhaft zugänglich zu machen.

Ihre Kunst prägte das Stadtbild

Geschäft und Garten sind nun in eine gastliche Dauerausstellung verwandeln. „Auch Teile der Werkstätte werden reingeholt“, kündigte Rupert Weichmann gegenüber der MZ an. Der Grafiker hat die Speisekarte mit Weichmann-Motiven geschmückt. Franz und Rudi Weichmann haben mit ihrer Kunst das Stadtbild geprägt. Ihre Arbeiten findet man in der Kapelle der Barmherzigen und am Gasturm der Kläranlage in Barbing. Unzählige Windspiele, Brunnenfiguren und Wettergockel wurden in der Manufaktur gefertigt. Der Wetterhahn zierte den „Sauren Gockel“. Nun schmückt sein Schwanz die Frühstückskarte.

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