Backen
Wer will gute Striezl machen...

Acht statt sieben Sachen werden für das Rezept gebraucht. Chamer Hauswirtschafterinnen zeigen, wie das Gebäck gelingt.

24.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Angelika Bräu zeigt, wie dünn der Teig sein muss. −Foto: Rieder

Das eine Ende einfach durch die Schlinge ziehen. So hat es Angelika Bräu erklärt. Na dann, rein in die Schürze, Haube auf und ran ans Striezl-Backen. So schwer kann es nicht sein. Oder?

Bis zu dem Handgriff mit der Schlinge ist es tatsächlich ganz leicht: Mürbteig ausrollen, Vierecke ausradeln, längs einschneiden. Doch jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Beim Trick mit der Schlinge zeigt sich, wer geübt in der Backstube ist – und wer blutige Anfängerin, zum Beispiel ich.

Vier Anläufe zum ersten Striezl

Beim ersten Versuch, das eine Ende durch die Schlinge zu ziehen, kleben die Enden des kleinen Teigvierecks zusammen. Beim zweiten Versuch reißt der Teig ein. Beim dritten Versuch verklumpt der ganze Fladen. Doch beim vierten Anlauf, da klappt es plötzlich. Der erste, wenn auch etwas unförmige Striezl ist fertig –und die Fehlversuche wandern unauffällig zurück in die Teigschüssel. Gesehen hat’s niemand, außer Angelika Bräu. Die lacht aufmunternd: „Wird doch!“

Bräu hat den richtigen Dreh für die Striezl längst raus. Sie ist ein von aktuell 17 Hauswirtschaftsschülerinnen an der Landwirtschaftsschule Cham (Schleinkoferstr. 10). Im Mai schließt der Kurs seine 20-monatige Teilzeit-Ausbildung ab.

Bevor sich die Frauen von der Schule verabschieden, wollen sie Interessierten etwas von ihrem Können beibringen. Sie wollen außerdem zeigen, dass Hauswirtschaft nicht „nur Hauswirtschaft“ ist. Sondern: Hauswirtschafterinnen sind „Mehrkönnerinnen, Allrounderinnen, Organisationsprofis und Macherinnen“.

An diesem Tag sind also sie die Lehrkräfte. Sie unterrichten Nähen, Basteln und Striezel backen. Jeweils zehn Frauen nehmen an einem der drei Workshops teil.

Ein Duft wie in Großmutters Küche

Während im Erdgeschoss die Nähmaschinen rattern und Zweige zu Kränzen gebunden werden, hängt in der Küche der Duft von heißem Fett und frischgebackenem Mürbteig in der Luft. Ein Duft, wie viele ihn nur noch aus Großmutters Küche kennen. Das wollen die Frauen, die an diesem Workshop teilnehmen, ändern. „Als ich das in der Zeitung gelesen habe, dachte ich sofort: Das ist das Richtige für mich“, sag eine Workshop-Teilnehmerin. „Ich will endlich selbst Striezel backen.“

Im Akkord entsteht unter fachkundiger Anleitung das Schmalzgebäck: Teig ausrollen, Vierecke ausradeln, längs einschneiden und so weiter. Und dann rein damit ins heiße Fett. Goldbraun ausbacken, von allen Seiten.