Cham
Wie kitschige Gemälde totgemacht werden

Im Cordonhaus in Cham stellen zwölf Berliner Künstler aus. Der Name „ankst“ der Ausstellung würdigt die Berliner Pankstraße.

30.11.2018 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr
Claudia Peinelt

Künstler Norber Witzgall, Anjalie Chaubal, die Leiterin der Galerie, und die Maler Sandra Meisel und Rainer Neumeier vor einem Kunstwerk von Sandra Meisel Foto: Peinelt

Die Gruppenausstellung „ankst“ ist etwas ganz Besonderes. Der Name bezieht sich auf die U-Bahn-Station Pankstraße und ist eine Hommage an die Herkunft der zwölf Berliner Künstler, die von diesem Samstag an ihre Werke im Cordonhaus ausstellen.

Die Leiterin der Galerie, Anjalie Chaubal, kennt Rainer Neumaier, einen der Aussteller, schon sehr lange. Neumaier ist ein gebürtiger Chamer und seit vielen Jahren Künstler in Berlin. Mit ihm zusammen hat Chaubal die Ateliers vieler Künstler in Berlin besucht, und so eine Auswahl für die Gruppenausstellung getroffen. Ein gemeinsames Thema für die Ausstellung haben die zwölf Künstler nicht. Was sie eher verbindet, ist der kreative Umgang mit den Materialien.

Wie Chaubal erklärt, haben die Künstler eigene Arbeitsweisen entwickelt, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Bei Rainer Neumeier zum Beispiel kann es Monate dauern, bis sein Werk zu seiner Zufriedenheit ist. Er bemalt einen Träger immer wieder mit verschiedensten Farben, lässt die Farben ineinanderfließen und bearbeitet schließlich das unregelmäßige Gewebe mit einem scharfen Messer. Gemalt wird mit dickem Pinsel, die Farbbereiche und die Schichten der Farben überlappen sich. „Ich weiß zu Beginn der Malerei nicht, wie das Endprodukt aussieht. Jedes Gemälde ist eine Überraschung“, erklärt der Künstler. Betrachtet man die Gemälde, wie sie in der Galerie im Cordonhaus zu sehen sind, ist wohl der erste Eindruck ein eher unebenes, buntes Feuerwerk an Farben. Doch bei näherem Betrachten, oder auch Anfassen des Kunstwerkes ist alles eine Ebene. Neumeier sagt, dass Zeit ein äußerst wichtiger Faktor bei seinen Gemälden ist.

Geschweißte Skulpturen präsentiert die Berliner Künstlerin Sandra Meisel. „Etwas nervös war ich schon, bevor ich nach Cham fuhr. Schließlich kannte ich die Räume hier nicht“, sagt sie. Spielen doch diese eine große Rolle für ihre Kunstwerke. Wolle sie doch ihren Werken „einen Raum“ geben.

Meisel schneidet Stahlplatten in Streifen und kleine Stücke, schleift, schweißt und modelliert sie zu einem Ganzen. Dies sei eine sehr langwierige Arbeit, doch der Reiz liegt an der Schwere des Materials. Für sie sei es sehr wichtig, dass das Material nicht gezwungenerweise in eine Form gegossen wird. „Ich bette meine Skulpturen in einen vorhandenen Raum ein“.

Die Materialien, die Norbert Wietzgall verwendet, sind oft gar nicht zu erkennen. Er übermalt Gemälde mit verschiedenen Farbschichten. Bei einem seiner Portraits im Cordonhaus verwendete er die Splitter zerbrochener Champagner-Flaschen. Anschließend zog er Teer über Gemälde und Splitter und zerstörte so das Gemälde. „So mache ich kitschige Gemälde tot“, erklärt der Künstler. Das ausgestellte Gemälde hat so etwas Geisterhaftes. bekommen.

Vernissage ist an diesem Samstag, 19 Uhr, im Cordonhaus. Sonntag, 6. Januar, Führung mit Anjalie Chaubal. Aussteller sind Hanna-Mari Blencke, John Bock, Peter Böhnisch, Wolfgang Flad, Alexandra Leykauf, Sandra Meisel, Rainer Neumeier, Gero Neumeister, Manfred Peckl, Anja Schwörer, Heidi Sill und Norbert Witzgall (cci)