Vortrag
Wildschweine haben derzeit wenig Freunde

Die starke Vermehrung führt zu Schäden bei Landwirten und Waldbesitzern. Freiherr von Wiedersperg informierte in Leonberg.

24.02.2016 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Werner Amann
Maximilian Freiherr von Wiedersperg informierte über die wachsenden Probleme mit dem Schwarzwild. −Foto: brn

War es vor rund 50 Jahren für den Jäger noch ein Glücksfall, wenn er einen „Schwarzkittel“ erlegen konnte, so hat sich dieser Zustand heute ins Gegenteil gewendet. Das liegt vor allem an der starken Population dieses Borstenviehs, dessen Ausbreitungsgebiet zwischenzeitlich vom nordöstlichen Spessart bis über München hinaus reicht. In dieser Zeit hat sich auch der Bestand vervielfacht.

Wenn von Wildschweinen die Rede ist, dann kommt bei Jägern und Landwirten und Waldbesitzern, aber auch bei „Otto Normalbürger“ großer Frust auf. Für Jäger, weil es immer schwieriger wird, das schlaue Borstenvieh zu jagen und entsprechend zu verwerten und für die Landwirte und Waldbesitzer, weil sie in Wäldern, Wiesen und vor allem in Mais- und Rapsfeldern immer wieder große Schäden anrichten. Aber auch der „Normalbürger“ hat mitunter schon leidvolle Erfahrungen gemacht, sei es bei Verkehrsunfällen mit Wildsäuen oder Verwüstungen im heimischen Garten und einiges mehr.

Wie eine „waidgerechte Reduzierung“ des Schwarzwildes vonstatten gehen könnte, darüber informierte Jagdherr Maximilian Freiherr von Wiedersperg bei einem Referat im St. Clemenshaus in Leonberg. Wie groß das Interesse an dieser Thematik ist, zeigte sich daran, dass der Saal fast bis auf den letzten Platz mit Jägern, Landwirten und interessierten Bürgerinnen und Bürgern besetzt war.

Neben dem „Überangebot“ an Nahrung nannte Freiherr von Wiedersperg als Hauptgründe für die Vervielfachung unter anderem die Tatsache, dass die Wildsauen nachtaktiv sind. So sei eine Jagd auf sie in der Regel auch nur nachts und bei Mondschein möglich. Noch dazu würden die alten Bachen, und damit im Verbund die gesamte Rotte, die Helligkeit meiden. Das sei eine große Herausforderung für den Jäger, der seiner Erfahrung nach rund 50 Stunden für eine erlegte Sau ansitzen muss.

Der Lebensraum der Wildschweine sei hauptsächlich der Wald. Es könne aber durchaus sein, dass sich die Wildsauen in den Mais- und Rapsfeldern auch tagsüber aufhalten und hier bei der Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme große Schäden in Feld und Flur anrichten. So liege eine Schadensregulierung in der Leonberger Jagd zwischen 2500 und 000 Euro im Jahr.

An Risiken der hohen Wildschweindichte führte der Referent an: Große Wildschäden in landwirtschaftlichen Kulturen, schwere Verkehrsunfälle mit Wildschweinbeteiligung, Ausbruch und schnelle Verbreitung der Schweinepest, Gefährdung von Menschen und Haustieren, Schädigung anderer Tier- und Pflanzenarten und Hinderungsgründe von Verpachtungen von Jagdrevieren mit Wildschweinrisiko. Um all dem entgegen zu wirken, habe der Bayerische Bauernverband ein Projekt mit dem Brennpunkt „Schwarzwild“ gestartet.

Bayernweit wurden insgesamt fünf Projektgruppen installiert, eine davon im Raum Nittenau. Diese fünf Gruppen dürfen zur Jagd auf das Schwarzwild für eine Testphase Nachtsichtgeräte und den Schein von Taschenlampen verwenden. Zum besseren Verständnis unter allen Betroffenen hat die Koordinierungsgruppe „Schwarzwildkonzept Nittenau“ eine Broschüre mit Hinweisen und Empfehlungen herausgegeben mit dem Ziel, so weit wie möglich Schwarzwildschäden zu vermeiden.