Interview
„Wir gehören dahin, wo man tanzt“

Die „wuidn“ Burschen von Django 3000 lassen die Party steigen: Mit dem neuen Album „Hopaaa!“ kommen sie im Herbst zu mehreren Konzerten in die Oberpfalz.

25.09.2013 | Stand 16.09.2023, 7:25 Uhr
Claudia Bockholt
Maria Gruber

Die Djangos sind lustige Burschen, auf der Bühne wie im MZ-Interview: Kamil Müller (l.), der Gitarrist und Sänger, lacht mit dem „Stehgeiger des Wahnsinns“, Flo Starflinger Foto: Tino Lex

Mit dem Schlachtruf „Hopaaa!“ ziehen sie seit 2011 über Land und bringen Provinzwirtshauser und Metropolenclubs gleichermaßen zum Wackeln. In Regensburg tanzte das Volk zuletzt zu Füßen des Doms, beim Bürgerfest, zum feurigen Gypsy-Pop der Chiemgauer. Ihr Youtube-Erfolg „Heidi“ – über 800 000 Mal geklickt – holt gerade wieder beim Oktoberfest das Partyvolk auf die Bänke. Dabei haben die lustigen Djangos vor wenigen Tagen schon neuen Treibstoff auf den Markt geworfen: Ihr zweites Album heißt, na wie schon, „Hopaaa!“

Party haben sie sich auf die Fahnen geschrieben. „Wuid“ sind sie und tragen nicht umsonst den Namen eines Spaghettiwestern-Helden. Noch viel mehr hat allerdings der treibende Gypsy-Swing des großen Jazzers Django Reinhardt Pate gestanden. Die „3000“ kam dazu, um gleich mal die große Zukunftsvision abzustecken. Naja, und Schlagzeuger Jan-Philip Wiesmann kennt da noch diesen „Supergetränkemarkt Heinrich 3000“ in Kornwestheim… Jedenfalls ein Super-Name, sagt Kamil Müller. Den kann man sich „brutal gut merken“.

Bastl for Heimatminister

Django 3000 werden gerne als dezidiert bayerische Band man kann fast sagen: vereinnahmt. Dabei haben sie mit -tümelei jedweder Couleur nichts am Hut. „Politik hat in der Musik nichts verloren“, findet Flo Starflinger, der klassisch ausgebildete und Yehudi-Menuhin-preisgekrönte „Stehgeiger des Wahnsinns“. Er sagt: „Wir machen Musik, um Freude zu vermitteln.“

Wenn sie Botschaften haben, dann „eher menschliche“, ergänzt Sänger und Gitarrist Kamil Müller. Wenn sie sich aber einen bayerische Heimatminister wünschen sollten, dann wäre es Flos Bruder, der Bastl. Warum? „Weil des a Mannsbild ist. Der hat Ausstrahlung.“ Flo gibt freimütig zu, dass er nicht viel Ahnung hat von Politik. „Ich bin Sympathiewähler“. Aber wenn die Leute nicht einmal vernünftige Wahlplakate zustandebringen? Dann doch lieber Flos Bruder. Sollte Horst Seehofer dies lesen: Bastl ist der kräftige Mann am Wirtshaustisch im Video zu „Django Django“. Falls Wirtshausschlägereien unter den bayerischen Traditionsbegriff fallen: Davon versteht er etwas.

Die vier Strizzis Flo, Kamil, Jani und Michael Unfried Fenzl (der Bassist, der das „auf einem Instrument spielen“ wörtlich nimmt) haben gerade einen engen Zeitplan. Pressetermine, Konzerte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, sie sind viel unterwegs. In ihren Texten – die übrigens zum Teil vom gebürtigen Regensburger Stefan Dressler stammen – geht es oft um dieses Durch-die-Welt-Reisen, aber immer auch ums wieder Heimkommen. „Wir sagen immer, zum Wegfahren gehört auch das Heimkommen“, erzählt Flo, der mittlerweile daheim in Staudach eine kleine Tochter hat. „Dann hat die Heimat wieder einen ganz anderen Wert. Dann hat man seinen Ruhepol, die Umgebung, die Natur, die man braucht“. Auch Kamil kommt gerne heim: „Wir haben die Berge direkt vor der Nase. Die Ruhe, unsere Spezln – das ist schon schön. Man wird komisch, wenn man weg ist. Manchmal denkt man sich: Daheim wär’s auch schön. Scheiß drauf, jetzt fahr ich nimmer mit.“ Er lacht. Dann kommt das ganz große Aber: Musik machen „ist halt die Erfüllung“.

Ziel: „Mehr Leute, größere Bühnen“

Ein großes Stück in Richtung ihres Traums sind sie schon gegangen, aber jetzt soll es auf der Leiter noch weiter nach oben gehen. Die beiden Djangos sind da ganz offen. Künstlerische Selbstverwirklichung schön und gut, aber bitte nicht mehr vor 50 Leuten. Die Marschrichtung ist klar: „Mehr Leute erreichen, größere Bühnen, weiter reisen“. Auch die bairischen Texte sind keine heilige Kuh. „Schon schön“, sagt Kamil, der gebürtige Slowake, „weil’s halt von innen rauskommt.“ Aber um internationaler zu werden, singen sie durchaus auch auf Englisch. Ein ganzes Album ist sogar in Planung „Wir merken immer mehr, dass es gar nicht wichtig ist, in welchem Dialekt man singt“, sagt Flo. „Die Leute gehen hauptsächlich auf die Musik ab. Wenn wir im Norden spielen, versteht kein Mensch unsere Texte – aber die Party ist die gleiche“. So ein „in bairisch gebrochenem Englisch“ gesungenes „Gypsy in me“ habe schließlich auch seinen Charme.

In der Schublade liegt schon ein Haufen neuer Stücke. Doch jetzt muss sich erst einmal „Hopaaa!“ bewähren. „Das erste Album haben wir ja quasi im Blindflug gemacht und Glück gehabt, dass Sachen dabei waren, die den Leuten gefallen. Jetzt haben wir eineinhalb Jahre live gespielt und gelernt, wie man es noch besser hinkriegt, die Leute mitzureißen“, berichtet Flo. Die neuen Stücke wurden zuerst auf der Bühne „rundgespielt“, bevor es ins Studio ging. Bei der Produktion wurde weiter am Sound und am Style gefeilt, erzählt Kamil, um noch näher an den Live-Sound zu kommen. Sogar im Wirtshaussaal mitgeschnittene Publikums-Chöre sind zu hören. „Die haben wir dazu animiert. Das war lustig.“

Spaß haben die Djangos immer, auch im Interview. Sie erzählen, wie sie sich freuen, wenn Kinder wie Alte zu ihrer Musik tanzen. „Weißt es noch, in Saarbrücken?“, fragt Kamil Flo. „Die Omas. Das war Wahnsinn. Sind mit Stock gekommen, haben sich bedankt.“ Aber die tollste Geschichte haben sie in Gaimersheim bei Ingolstadt erlebt, wo die Betreuerin einer Schlaganfallpatientin im Rollstuhl ihnen erzählte: „Heute beim Konzert ist sie zum ersten Mal aufgestanden“. Voilá: „Das Wunder von Django 3000“ ist geboren.

Eh’ klar: „Hocken kannst’ daheim“

Die Zeiten, als sie mit den Luftmensch’n „fast kulturelle“, jedenfalls ruhigere Musik mit starken Jazzeinflüssen machten, sind erst einmal vorbei. „Wir wussten irgendwann nicht mehr: Gehören wir dahin, wo die Leute sitzen, oder dahin, wo die Leute tanzen?“ Der Cut sei wichtig gewesen, weil sie nicht mehr „mit einem Produkt zweigleisig fahren“ konnten, wie es Flo ausdrückt. Die Wurzeln liegen nach wie vor in der Weltmusik, sind jetzt aber in Rock und Pop verpackt. Und wenn jetzt einer ins Konzert kommt und sich suchend nach Stühlen umschaut, dann sagen sie „Hocken kannst’ daheim“. Genau. Und Hopaaa!

Info: In Regensburg haben die Djangos beim Bürgerfest offensichtlich einen hervorragenden Eindruck hinterlassen: Ihr Konzert am 16. Oktober in der Alten Mälzerei ist jedenfalls schon seit Wochen ausverkauft.

Wer die Live-Party erleben möchte, hat noch Gelegenheit: zum Beispiel am 17. Oktober im Circus Krone in München, am 2. November auf der Burg Parsberg, am 9. November im LA in Cham oder am 13. Dezember in Sulzbach-Rosenberg. Alle Termine der aktuellen Tour unterwww.django3000.de

Auf der Homepage der Band und beiYoutubekann man sich auch das neue Video zu „Wuide weide Welt“ anschauen. Gedreht wurde es in Südtirol am Pfitscherjoch. Schauspieler Maxi Schafroth spielt darin einen wunderlichen Forscher. Flo Starflinger wurde dafür unter anderem per Helikopter auf einem einsamen Berggipfel „ausgesetzt“.