Gemeinderat
Zeitlarn lehnt Konzept für Schloss ab

Architekt sagt, Sanierung des Regendorfer Kleinods ist ohne Zusatzgebäude unwirtschaftlich. Gegner sehen Ensemble gefährdet.

07.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr
Ralf Strasser

Ein Investor will im Regendorfer Schloss eine Alten-Wohngemeinschaft mit Gastronomie und Wellnessbereich realisieren. Der Gemeinderat Zeitlarn lehnte das Konzept ab, weil ein Zusatzgebäude vorgesehen ist. Foto: Strasser

Das Schloss Regendorf wird weiter in einer Alleinstellung an der Waldheimstraße existieren. Der Gemeinderat lehnte in seiner Sitzung einen Antrag auf Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für den Bereich des Schlossareals ab. Der Investor hatte vor, zum Schloss ein weiteres Gebäude auf dem Schlossgelände zu errichten und insgesamt 36 Appartements in einer Alten-Wohngemeinschaft mit Gastronomie und Wellnessbereich zu realisieren. Diesem Vorhaben wurde nach einer kontrovers geführten Debatte das Einvernehmen verweigert.

Seit 1515 gibt es das Schloss in Regendorf. Vom Reichsmünzmeister Martin Lerch erbaut, von Freiherr Oberndorff um 1840 umgebaut und 1884 an die Grafen Faber-Castell verkauft. Nach dem Krieg hat es die Stadt Regensburg erworben. Ein Schmuckstück mit Rundtürmen, einer Schlosskapelle, barockem Garten. Denkmalgeschützt.

Weitere Bebauung abgelehnt

Die Stadt Regensburg nutzte das Schloss als Altenheim, später als Jugendfreizeitstätte und Asylbewerber-Unterkunft. Diese sind längst wieder ausgezogen. Das 15715 Quadratmeter große Areal lag seitdem brach und wurde 2014 verkauft. Der Investor versucht seitdem, das Schlossgebäude wirtschaftlich zu nutzen. Bauausschuss und Gemeinderat lehnten aber 2007 eine Bauvoranfrage ab. Die Sanierung des Schlosses und die Nutzung als Klinik, betreutes Wohnen oder für Eigentumswohnungen erhielten zwar Zustimmung. Einer weiteren Bebauung des Schlossareals schob der Gemeinderat aber einstimmig einen Riegel vor. Der Grund: Denkmalschutz und Bebauung im Außenbereich. Vor allem das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sagte strikt nein zu einer zusätzlichen Bebauung.

Diese Sichtweise hat sich geändert, wie Architekt Stefan Ebeling bei der Vorstellung eines Realisierungskonzepts erklärte und dieses als Rahmen bezeichnete, den man gerne mit der Gemeinde füllen wolle. Der Grund für die Kehrtwendung der Denkmalpflege sind neue historische Erkenntnisse, die ein winkelförmiges Ökonomieensemble östlich des Schlossparks nachweisen – an der Stelle, an der das Zusatzgebäude geplant ist. Die Auflage des Landratsamts: „Es geht nur über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ – und den könne nur die Gemeinde erstellen, so der Architekt. Ebeling warb mit einer sensiblen Vorgehensweise des Um- und Neubaus im Konsens mit der Naturschutzbehörde und der Denkmalpflege. „Eine Sanierung und Nutzung nur des Schlosses ist nicht wirtschaftlich, wir müssen im Bereich des vorgelagerten ehemaligen Ökonomiehofs einen Ersatzbau planen.“ Nur mit diesem Schlüssel könne man eine Sanierung des Schlosses gewährleisten.

Von sensibel könne keine Rede sein, warfen Dr. Matthias Pregler und Josef Weinmann (beide CSU) ein. „Warum hat man in einer Nacht- und Nebelaktion im Herbst gerade an der Stelle mit dem Abholzen von Bäumen Tatsachen geschaffen“, monierte Weinmann und Pregler sprach von mangelndem Vertrauen, wenn ein angedeuteter Klageweg oder weitere Asylbewerber für das Schloss im Raum stünden. Für Walter Weigert-Scholz (SPD) steht der Ensembleschutz an erster Stelle. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Denkmalbehörde eine 180-Grad-Wende hingelegt hat.“

„Blick auf Schloss wird versperrt“

Ebeling betonte immer wieder, man wolle historische Strukturen erhalten und nicht gefährden, wie es der angrenzende AWO-Bau bereits getan habe. „Und das wollen wir gemeinsam mit der Gemeinde tun, Alternativen könnten erörtert werden“, sagte der Planer. Man könne die Gestaltung kollektiv erstellen. Weinmann widersprach: „Durch dieses Vorhaben wird ein prägendes Gebäude entscheidend verändert, auch wird der Blick auf das Schloss dauerhaft versperrt.“

Doch auch die Befürworter meldeten sich zu Wort. „Es fällt zusammen, eine Aufwertung ist dringend notwendig. Wir dürfen uns nicht aus der Verantwortung ziehen“, betonte Otto Beer (PWG), auch sein Parteikollege Thomas Klein sprach von neuen historischen Tatsachen und dass man mit im Boot der Gestaltung sein sollte. Dem pflichteten Wilhelm Dongus (SPD) und Peter Kröninger bei.

Bürgermeister Franz Kröninger erinnerte an die geänderte Voraussetzung gegenüber dem ablehnenden Beschluss von 2007. „Was wir brauchen ist ein tragbares oder abgespecktes Konzept, über das man mit den Bürgern diskutieren kann. Doch wenn schon jetzt keine Einigung über die Aufstellung eines Bebauungsplans herrscht, sehe ich schwarz bei späteren Entscheidungen. So werden wir keine einvernehmliche Lösung finden.“ Nicht einvernehmlich fiel auch das Abstimmungsergebnis aus: Neun Ja-Stimmen standen neun Nein-Stimmen gegenüber. Dadurch gilt der Antrag des Investors als abgelehnt.