Musik
Zithern sind weltweit begehrt

Der in Parsberg geborene Instrumentenbauer Franz Xaver Kerschensteiner hat noch 100 Jahre nach seinem Tod eine riesige Fangemeinde – und das weltweit.

11.04.2014 | Stand 16.09.2023, 7:16 Uhr

Lisbeth Genghammer hatte zu ihrer Stippvisite in Parsberg natürlich eine Kerschensteiner-Zither aus ihrer Sammlung mitgebracht. Foto: Tost

Der Name Kerschensteiner ist in Parsberg wohlbekannt und wird meist in Zusammenhang mit dem ehemaligen Kaufhaus Kerschensteiner gebraucht. Dass der Name Kerschensteiner aber auch in Musikerkreisen einen ausgezeichneten Ruf genießt, ist weniger bekannt.

Dabei war dies der Grund dafür, dass Lisbeth Genghammer aus Chieming und ihr Lebensgefährte Gerhard Zellner aus Starnberg kürzlich Parsberg einen Besuch abstatteten. „Wir sind Sammler von historischen Zithern und die Kerschensteiner-Zithern sind weltbekannt und sehr begehrt“, erzählten die Musiklehrerin und der Bankkaufmann.

In Regensburg die Schule besucht

Der Instrumentenbauer Franz Xaver Kerschensteiner wurde am 7. Mai 1839 in Parsberg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und nach vier Jahren Lateinschule im Königlichen Studien- und Musikseminar St. Emmeram in Regensburg ging er bei dem bekannten Regensburger Geigenbauer Peter Schulz in die Lehre.

Kerschensteiner begab sich anschließend – wie damals üblich – auf Wanderschaft und trat 1865 nach seiner Rückkehr nach Regensburg als Teilhaber in das Geschäft seines ehemaligen Lehrmeisters ein und heiratete dessen Tochter Euphrosina. Nach Schulz‘ Tod führte Kerschensteiner die Werkstatt in der Pfarrergasse allein weiter. Neben Geigen, Violen, Celli und Gitarren stellte der Parsberger mit seinen Mitarbeitern sowohl einfache als auch künstlerisch großartige Zithern her.

Gleichzeitig war er bemüht, die Konstruktion der Zithern zu verbessern, und entwickelte neue Bauformen, um eine freiere Schwingung des Resonanzbodens zu erreichen.

„Kerschensteiners Klavierbodenzithern fanden großen Anklang und wurden in die ganze Welt verkauft“, erzählt Lisbeth Genghammer, die im Jahr 2005 ihre erste Kerschensteiner-Zither kaufte und inzwischen vier davon besitzt. Laut den Aufzeichnungen im Bestellbuch Kerschensteiners wurde insgesamt rund 5000 dieser Zithern hergestellt.

Fundstücke im Internet

„Ab und zu tauchen welche bei Online-Aktionen auf“, sagt Lisbeth Genghammer. Über diesen Weg habe sie vor zwölf Jahren übrigens auch ihren Lebensgefährten Gerhard Zellner kennengelernt, verrät die 54-Jährige. „Unsere Sammelleidenschaft hat uns zusammengeführt.“

Lisbeth Genghammer und Gerhard Zellner gehören zu einer rund 50-köpfigen oberbayerischen Fangemeinde der Kerschensteiner-Zithern, die einmal im Jahr zum Jahrestreffen zusammenkommt. Dann wird gemeinsam musiziert.

„Nachdem sich nächstes Jahr der Todestag von Franz Xaver Kerschensteiner zum 100. Mal jährt – er starb am 22. Dezember 1915 als hoch angesehener Bürger in Regensburg – haben wir überlegt, das Jahrestreffen 2015 dort abzuhalten.“

Deshalb hatten die beiden Regensburg besucht und dort auch die ehemalige Werkstatt in der Pfarrergasse besucht. „Da wir schon in der Gegend waren, wollten wir natürlich auch die Geburtsstadt von Franz Xaver Kerschensteiner kennenlernen.“

Das Elternhaus angeschaut

Die Rolle des Stadtführers übernahm Bernhard Schmid vom Bürgerbüro. Besonders interessierten sich Lisbeth Genghammer und Gerhard Zellner natürlich für das Elternhaus von Franz Xaver Kerschensteiner, das Kerschensteiner-Haus in der Marktstraße. Aber auch der neue Burgsaal gefiel den Gästen sehr gut.

Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass nächstes Jahr dort ein kleines Konzert stattfinden wird – mit rund 50 Kerschensteiner-Zithern.