Bildung
Digitalwissen aus erster Hand

Welcher Nachricht kann ich trauen? Wie bewege ich mich souverän im Netz? Das beantwortete die MZ beim Lehrermedientag.

20.11.2019 | Stand 16.09.2023, 5:15 Uhr

Kunstobjekt und Schul-Modell: Renate Wegmann und Sonja Konen von der privaten Fachoberschule Breitschaft in Regensburg mit Objekten aus dem 3-D-Drucker. Ihre eigenen Werke hatten die Lehrerinnen noch nicht gedruckt, denn das dauert. Foto: Koller

Video und 3D-Druck im Unterricht, Kampf gegen Fake News und Mobbing im Netz: Für diese Themen drückten Lehrkräfte aus Regensburg und dem Umland am freien Mittwoch die Schulbank. Beim dritten Lehrermedientag der bayerischen Zeitungen vermittelte der Mittelbayerische Verlag Medienkompetenz. Im Domspatzen-Gymnasium ging es darum, wie Big Data und Algorithmen die Zeitungs-Websites prägen, aber auch um Digitaltechniken für den Unterricht.

Fokus auf digitalem Journalismus

Schulleiterin Christine Lohse hieß die Lehrkräfte willkommen, ehe die stellvertretende MZ-Chefredakteurin Andrea Jakob erläuterte, wie Digitalisierung die journalistische Arbeit verändert. 260 000 Menschen lesen täglich die Mittelbayerische, 80 000 User besuchen die Website pro Tag. Außerdem hat die MZ 170000 Social-Media-Follower – und feiert bald 75. Geburtstag.

„Heute lesen die Menschen am Smartphone. Hauptprodukt ist relevanter Journalismus auf vielen Kanälen.“Andrea Jakob

Andrea Jakob stellte fest: „Heute lesen die Menschen am Smartphone. Hauptprodukt ist deshalb relevanter Journalismus für unsere Leser auf vielen Kanälen.“ Die MZ entwickle Erzählformen weiter, um den Lesern die Inhalte in der für sie besten Form zu präsentieren. Die Mittelbayerische bewegt sich auf allen Plattformen, auf denen auch die junge Zielgruppe unterwegs ist, von Instagram bis Youtube. Sie offeriert vier Podcasts und Videonachrichten. „Wir wollen nah dran sein am Leser“, sagte Jakob. Wenn etwa ein Stadtrat über eine Schulschließung diskutiere, thematisiere die MZ die längeren Busfahrzeiten der Kinder oder den Elternprotest. „Wir setzen Themen in der Region.“ Als Beispiele nannte sie den redaktionellen Schwerpunkt zum Radfahren in Regensburg. Dazu wurde auch eine Leserkonferenz veranstaltet.

Jakob betonte, die Redaktion setze nicht nur auf klickträchtige Inhalte. „Die Klicks sind nur ein Wert. Für uns ist es wichtiger, dass wir loyale Leser haben, die immer wieder auf die Website kommen.“ Webanalyse helfe, „die journalistischen Produkte besser zu machen“.

Datenanalyst Andreas Wöhrl erklärte, wie ein Dashboard funktioniert, das den Reportern zeigt, wie viele loyale Leser gerade auf der Website unterwegs sind, was sie anklicken und welche Beiträge am intensivsten gelesen werden.

Das Feedback aus den Workshops war ausgesprochen positiv. „Ich bin viel kritischer aus dem Kurs rausgegangen. Mir war nicht bewusst, wie oft man auf Facebook manipuliert wird“, sagte Kerstin Cwielong (28), die an der Grundschule Burgweinting unterrichtet. Ihre Kollegin Sonja Wiendl (42) ergänzte: „Das Nichtwissen ist die größte Gefahr.“

Beide hatten den Workshop „Cybermobbing und Hate Speech in den sozialen Netzwerken“ von Mathias Wagner, Leiter Social Media bei der Mittelbayerischen, besucht. Renate Wegmann (52) und Sonja Konen (31) von der privaten Fachoberschule Breitschaft in Regensburg, Zweig Gestaltung, holten sich Ideen im Kurs 3D-Druck. „Es ist spannend, diese digitalen Techniken im Unterricht einzusetzen“, meinte Konen.

Mathias Wagner sagte, die größte Angst der jungen Leute sei inzwischen, etwas im Netz zu offenbaren, das später im Beruf schaden könne. Viele schalteten ihren Instagram-Account auf Privatmodus.

Facebook wolle die User so lange wie möglich auf der Seite halten. Momentan würden längere Kommentare unter einem Post mit großer Reichweite belohnt. „So werden aufwühlende Posts immer prominenter“, sagte Wagner. Beispiele: Wenn es um Geflüchtete oder um Fridays for Future geht.

Fakebilder vom Abgeordneten

„Alles Lüge!? Wie Fakes die Medienwelt verändern“ war Thema des Workshops mit MZ-Landtagskorrespondentin Christine Schröpf. Der Begriff „Fake News“ werde nicht nur als Kampfbegriff benutzt, um Journalisten zu diskreditieren, sagte sie. Er tauche auch im Schlagabtausch der Parteien auf. Zu den Verbreitern von Fake News zählt nach ihren Worten die AfD. Bekanntes Beispiel aus Bayern seien die Fakebilder des Landtagsabgeordneten Ralf Stadler. Er hatte in ein Foto, das Landtagspräsidentin Ilse Aigner mit Kindern zeigt, AfD-Logos montiert und sein Werk über ein soziales Netzwerk öffentlich gemacht.

Die Lehrer interessierte am Mittwoch speziell, wie sich die Sensibilität für Fake News bei Schülern vergrößern lässt. Experten empfehlen in diesem Zusammenhang, Jugendlichen zu zeigen, woran sie zweifelhafte Meldungen erkennen und wie sie sich im Zweifel durch Recherche Gewissheit verschaffen können.

René Grünbauer, Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik am Domspatzen-Gymnasium, führte eine große Gruppe in den 3D-Druck ein. Die Teilnehmer entwarfen Firmenlogos. Grünbauer präsentierte auch Schülerarbeiten: ein Kunststoff-Herz, das einem echten nachempfunden war, ein Modell des Schulneubaus oder eine Visualisierung von Gravitationswellen. Die Lehrkräfte freuten sich über die vielen Impulse für Unterricht oder Tag der offenen Tür. Anja Plonner vom BayernLab Nabburg will das Wissen bei Lehrer- und Schülerkursen weitergeben. „Das ist ein einfaches Programm, mit dem man gut arbeiten kann“, sagt die 25-Jährige. „Auch Schüler können das umsetzen.“

Medienpädagoge Maximilian Seeberger stellte vor, wie Videospiele im Unterricht wirken können. Christian Volkmer, Geschäftsführer bei Projekt 29, beantwortete Datenschutzfragen rund um die Schule.

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