13 Kranke, ein Toter
Listerien-Ausbruch in Bayern: „Wiederholte Hygienemängel“ im gesperrten Betrieb

02.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:36 Uhr
Das Landratsam Passau musste einen Betrieb aus dem Landkreis in diesem Jahr zweimal zusperren lassen. −Foto: Archiv Jäger

Ein Lebensmittelbetrieb aus dem Landkreis Passau ist laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wohl fürmehrere, in einem Fall tödliche Bakterien-Erkrankungen in Bayernverantwortlich. Das Landratsamt Passau berichtet von einer Hygiene-Vorgeschichte im Betrieb.



"Listeria monocytogenes", so heißt ein Keim, der laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) für eine Krankheitsserie in Bayern verantwortlich ist. Seit 2015 wurden demnach 13 Fälle der Bakterienerkrankung in Niederbayern und im oberbayerischen Landkreis Altötting registriert. Für einen 85-Jährigen endete die Erkrankung tödlich, wie das LGL am Freitag erklärte. Dafür verantwortlich ist möglicherweise ein Unternehmen aus dem Landkreis Passau.

Das LGL spricht von einem "möglichen Zusammenhang" der Listerien-Erkrankungen und den Produkten eines kleinen Lebensmittelbetrieb, der in der Region verschiedene Abnehmer beliefert. "Neben den Ergebnissen der NGS-Analyse ergeben sich aus dem Vertriebsgebiet und den Abnehmern auch Hinweise auf einen epidemiologischen Zusammenhang zu den Erkrankungsfällen", heißt es in der Mitteilung vom Freitag.

Bestimmter Listerienstamm festgestellt

Alle der bis zu sieben Jahre zurückliegenden Erkrankungen konnten laut LGL auf eine gemeinsame Ursache zurückgeführt werden: "Listeria monocytogenes" - den Listerienstamm, der aktuell auch im besagten Betrieb festgestellt wurde.

Ende Juni sperrte das Landratsamt Passau laut LGL-Mitteilung den betroffenen Betrieb und veranlasste die Rücknahme seiner Produkte. Die genauen Vertriebswege werden momentan ermittelt. Die Vollzugsbehörde stehe zudem in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft, um mögliche Straftatbestände zu klären, erklärte das LGL am Freitag.

„Wiederholt festgestellte Hygienemängel“ in Lebensmittelbetrieb

Die Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei waren am Samstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar, dafür meldete sich das Landratsamt Passau zu Wort: Nach „wiederholt festgestellten Hygienemängel“ habe man im betroffenen Betrieb bereits im Frühjahr 2022 ein Produktionsverbot verhängt. Auch habe man die Anordnung ausgesprochen, wieder einwandfreie hygienische Zustände herzustellen, erklärt Werner Windpassinger, Pressesprecher am Landratsamt Passau in einer Mitteilung am Samstag.

Nachdem der Betrieb daraufhin alle Auflagen erfüllen konnte - eine Nachkontrolle ergab demnach keine Hygienemängel - durfte er wieder produzieren. Lange gut ging das nicht: Im Juni habe das Landratsamt laut Windpassinger gemeinsam mit dem LGL überprüft, ob der Betrieb die Hygiene-Vorgaben nun dauerhaft einhalte. „Dabei wurden verschiedene Proben entnommen, von denen ein Teil die vom LGL mitgeteilten Ergebnisse zeigt“, sagt Windpassinger.

Landratsamt macht Betrieb zweimal innerhalb eines Jahr

Das Landratsamt Passau habe daraufhin „umgehend einen Produktions- und Auslieferungsstopp“ verhängt. Das war am 24. Juni. Anfang Juli machte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) den Fall und dessen Tragweite öffentlich: In den vergangenen sieben Jahren sind 13 Menschen in Niederbayern und im Landkreis Altötting an derselben Listerien-Art erkrankten, ein 85-jähriger Mann starb an dem Bakterium.

Wie der BR berichtet, hat das Bayerische Verbraucherschutzministerium bei der Regierung von Niederbayern bereits einen Sonderbericht zum Sachverhalt und den ergriffenen Maßnahmen angefordert.

Der Fraktionsvorsitzende und verbraucherschutzpolitische Sprecher der bayerischen Landtags-SPD, Florian von Brunn, nimmt beim BR den zuständigen Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) in die Pflicht: Dieser müsse nun eine Menge Fragen beantworten. "Dass die Öffentlichkeit offenbar davon kein Wort erfahren hat", wundert von Brunn.