MZ-Serie
Schauspielerin aus dem Schaumbad

Karin Thaler wusste schon mit fünf Jahren: Ich möchte Schauspielerin werden. Ihr Weg war dann aber ein ganz ungewöhnlicher.

17.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Fred Filkron

Karin Thaler – hier mit Sänger Andreas Gabalier (links) und Igor Jeftic – gehört seit Jahren zum Ensemble von „Die Rosenheim-Cops“. Foto: dpa

Mit ihrer lebenslustigen, natürlichen Erscheinung ist Karin Thaler der heimliche Star einiger der beliebtesten deutschen Fernsehserien. In den „Rosenheim Cops“ gibt sie seit 2002 die Schwester des ermittelnden Kriminalhauptkommissars Korbinian Hofer. Als Marie Hofer schmeißt sie nicht nur einen ganzen Bauernhof, sondern lässt sich auch noch in den Stadtrat wählen. Bei „Hubert und Staller“ liefert sie sich als patente Pathologin Anja Licht verbale Scharmützel mit ihrem Ex-Ehemann Franz Hubert. Und in der bekannten ZDF-Familienserie „Unser Charly“ spielte sie in mehreren Staffeln als Inka Lenz mit.

Dabei hat die gebürtige Deggendorferin nie eine Schauspielschule besucht, nahm lediglich individuellen Sprech- und Schauspielunterricht. Dass sie Schauspielerin oder Sängerin werden will, war hingegen schon früh klar: „Von meiner Mutter verlangte ich als Fünfjährige, dass sie mir ein sprudelndes Schaumbad einlässt und dann ins Badezimmer kommt und voller Überraschung ausruft ‚Die Schauspielerin im Schaumbad!‘“. Die Mitschüler haben sie später mit diesem hochgesteckten Karriereziel aufgezogen und Autogrammkarten verlangt. „Meine Vorstellung vom Entdecktwerden war rollschuhfahrend den Stachus zu umkreisen“, erinnert sich die heute 52-Jährige.

Karin Thaler wuchs mit Schwester, Mutter, Tante und Oma in einem reinen Frauenhaushalt auf. Im zarten Alter von 20 Jahren meldete ihre Tante sie und ihre jüngere Schwester dann zur Miss-Deggendorf-Wahl an. Im Badeanzug trällerte sie Irene Caras „Fame“ und belegte einen respektablen zweiten Platz. In der Unterhaltungsbranche versuchte sie sich zunächst als dauergewelltes Popsternchen. Unter dem Künstlernamen Carina veröffentlichte sie Mitte der Achtzigerjahre die Singles „Du willst was von mir“, „Midnight Fieber“ und „Hawaiian Dreams“. Die Veröffentlichungen floppten seinerzeit zwar allesamt, erzielen heute auf Sammlerbörsen allerdings erstaunliche Preise.

Die Cops geben ihr Sicherheit

Parallel zu ihrer stagnierenden Gesangskarriere verschickte sie über 170 Blindbewerbungen an die verschiedensten Akteure der Münchner Film – und Musikbranche. Die einzige Antwort kam von einem Grünwalder Synchronstudio. Aus der Karriere als Synchronsprecherin wurde jedoch nichts, aber auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch sah sie an einer Straßenbahnhaltestelle Senta Berger stehen, die seit vielen Jahren im Grünwalder Ortsteil Geiselgasteig lebt.

Thaler kam auf die gewagte Idee, der gestandenen Schauspielerin einen Brief zu schreiben und Karrieretipps zu erfragen. Berger imponierte das selbstbewusste Auftreten der jungen Frau und vermittelte sie an ihren Mann Michael Verhoeven, der gerade Probeaufnahmen zu seinem neuen Film „Gundas Vater“ machte.

Ausgerechnet ihre Unerfahrenheit (und vielleicht auch Unbedarftheit) brachte ihr die Hauptrolle in dem drastischen Missbrauchsdrama ein. Ein äußerst ungewöhnlicher Karriereschritt für eine junge Frau ohne jede Schauspielerfahrung. Mit Verhoeven drehte sie wenige Jahre später noch das Vergangenheitsbewältigungsdrama „Das schreckliche Mädchen“, das 1991 sogar für den Auslands-Oscar nominiert wurde.

Das herrausstechendste Merkmal von Thalers drei Jahrzehnte umspannender Schauspielkarriere ist ihre Beständigkeit. Um sie wurde nie ein großer Bohei gemacht, sie hatte aber beständig ihre Aufträge. Auch heute noch. Für eine Frau mit Anfang 50 ist dies keine Selbstverständlichkeit: „Die Rosenheim-Cops geben mir eine große berufliche Sicherheit.“ Mit „Hubert und Staller“ hingegen, ihrem zweiten beruflichen Standbein, hat sie jetzt Schluss gemacht. Die im Sommer zu Ende gegangene Staffel war ihre letzte. Die Doppelbelastung mit zwei übers gesamte Jahr laufenden Serienrollen waren auf Dauer einfach zuviel für eine Schauspielerin, die sich akribisch auf ihre Rollen vorbereitet. Selbst im Urlaub zwackt sie jeden Tag eine Stunde dafür ab. Den verbringt sie am liebsten mit ihrem Mann Milos Malesevic auf den Malediven.

Mit dem slowenischen Musiker ist Thaler seit zwanzig Jahren glücklich verheiratet. Ihr Erfolgsrezept? – „Vielleicht waren es über die Jahre die Trennungen, bedingt durch unsere Jobs. Etwas Abstand tut gut. Jeder hat dadurch noch sein eigenes Leben.“ Ihre freiwillige Kinderlosigkeit wird von der Boulevardpresse immer wieder zum Thema gemacht. Um Thaler dann etwas mütterlicher erscheinen zu lassen, wird gerne darauf verweisen, dass sie viel Zeit mit ihrem Patenkind Denise, der Tochter ihrer besten Freundin, und ihren beiden Nichten verbringt.

Keine Frau fürs Landleben

In ihrer spärlich bemessenen freien Zeit lässt es sich der Genussmensch Thaler gerne gut gehen: Sie trifft sich mit Freundinnen, geht Shoppen oder gut Essen, lässt sich in Wellnesstempeln verwöhnen oder macht es sich zuhause gemütlich. Zum Entschlacken macht sie schon mal eine Ayurveda-Kur oder legt eine Kohlsuppen-Diät ein. Ihr kleines Laster, das Rauchen, hat sie Anfang 2017 aufgegeben. Ein Landleben wie in den „Rosenheim Cops“, kann sie sich allerdings nicht vorstellen, das wäre ihr zu anstrengend und verpflichtend. Sie genießt es, schnell in der Stadt zu sein. Mit ihrem Mann hat sie vor Jahren Eigentum im Münchner Umland erworben.

Einen großen Wunsch würde sich Thaler in ihrer beruflichen Karriere gerne noch erfüllen: einmal in einem „Tatort“ eine tragende Rolle, etwa als Verdächtige, spielen oder sogar die Ermittlerinnenrolle übernehmen: „Einen Niederbayern-‚Tatort‘ gibt es nämlich noch nicht.“

Alle Teile unserer Serie MZ-Kantine finden Sie hier.