Dialekt
Holz reißen, schnaiten, aufschlichten

Heute setzt man zur Waldarbeit schwere Maschinen ein. Früher waren viele Arbeitsschritte erforderlich, bis ein Baum als Brennholz zur Verfügung stand.

25.11.2010 | Stand 25.11.2010, 19:23 Uhr

Eine wichtige Arbeit für Waldbesitzer ist das „Holzreißen“, also das Fällen der Bäume und der Abtransport des Holzes aus dem Wald. Nachdem ein Baum geschlagen, umgemacht ist („schlagen, ummachen“ für ‚fällen‘), folgt das „Nastn, Ausnastn“ (zu „Nast“ für ‚Ast‘), also das Abtrennen der Äste vom Stamm. Das geschieht mit einem „Schnaithaken (Schnoat-, Schnoithòng)“, einer Art Handbeil, das vorne in einen scharfschneidigen Haken ausläuft. Hochsprachlich heißen die dabei anfallenden dünneren Äste und Zweige der Nadelbäume „Reisig“; die bairischen Dialekte hingegen haben in den verschiedenen Regionen Bezeichnungen wie „Grasset (Grassad, Grossad, Gressad, Gràssl, Grasslad)“ oder „Wied“, in der Oberpfalz „Ziecher“. Heute lässt man das „Gàstlert“ (‹ Ge-äst-lert) meist im Wald liegen. Früher transportierte man es heim. Unzerkleinert dienten die „Dàxen“ als Fußabstreifer vor der Haustür oder als Streu im Stall; noch jetzt sind sie beliebt als Abdeckung von Gartenpflanzen im Winter. So etwa bekommen Chrysanthemen ein paar Daxen als Schutz vor der „aperen Gfrier“, d. h. gegen den schneelosen Frost.

„De is bàn Grassad-Schnoatn“

Den Rest der Nadeläste und -zweige warf man daheim auf einem Haufen zusammen. Im Winter machte man sich ans Zerkleinern. Das war keine schwere Arbeit und oblag daher den Frauen. Vor den Haufen rückte man einen „Hackstock“ bzw. „Haustock“, und dann ging es ans „Wied-Haun, -Schnoatn“ bzw. ans „ZiecherSchnoitn“. Das Verb „schnaiten“ (mittelbair. „schnoatn“, nordbair. „schnoitn“, althochdeutsch „sneitôn“) steht im Ablaut zu „scheiden (snîden)“. Wollte man die Bäuerin sprechen, konnte man die Auskunft erhalten: „De is en Hof dausst bàn Grassad-Schnoatn“ – oder „beim Wied-Haun“. Mit dem „Schnoater“ oder „Schnoat-, Schnoit-Hàckl“, einem speziellen kleinen Handbeil mit schwertartig langer, schmaler Schneide, wurden die dünnen Äste und Zweige auf eine Länge von 30 bis 40 Zentimeter zerhackt und mit einem „Pressbàndl“ zu „Wiedbauschen“ oder „Reiserbüscheln (-bischl)“ zusammengebunden. Unentbehrlich waren sie als Starthilfe beim Feuermachen im Küchenherd, im Kachelofen oder im eisernen Kanonenofen. Auch schob man den Bauschen in den Herd, um rasch hohe Hitze zu erzeugen, damit „da Broon schee brau wead“.

Zum Bewegen der Stämme in die günstigste Position bedient man sich einer Art einseitiger Spitzhacke an langem Stiel. Die Bezeichnung für dieses Gerät variiert: „(die) Sapine, Sapin, (der) Sapin, Zappin, (der/das) Sappel“. Zugrunde liegt wohl der italienische Wortstamm von „zappa, zappare“ (Hacke, hacken). Bei uns am verbreitetsten ist „Sàpie, Zàpin“ (auf der 2. Silbe betont). Nutzholz-Stämme wurden bereits im Wald „geschepst“, d. h. man entfernte die Rinde mit einem „Schepser“ (aus: „Schab-sech zu „schaben“ und „Sech“ = ‚Messer‘, wohl altes Lehnwort zum lateinischen Wortstamm „sec(are)“, schneiden); anderswo nennt man die Tätigkeit einfach „schälen (schäin, schöln)“ und das Gerät „Schäler“, nordbair. „Schöla“.

Die Baumstämme hat man in vier bis fünf Meter lange „Rundlinge“ zersägt, die man auf den Wagen lud. Erst daheim auf dem Hof zerschnitt man sie mit der Kreissäge in etwa meterlange Stücke. Diese heißen „Meter, Meterling (Meda, Mätta, Meda-, Mättaling)“ oder „Meter-Prügel, -Bengl“, in der Oberpfalz auch „Riegerl, Riecherl“. Besonders dicke sind „Walgler (Woigla)“.

Zweimal durchgesägt ergibt Knittel

Die dickeren „Meter“ werden „gekloben (glom)“, d. h. gespalten, indem man mit einem schweren Schlegel Eisenkeile hinein treibt. Für diese Tätigkeit ist nach wie vor das alte Verb „klieben“ in Gebrauch (mittelbair. „gliam“, nordbair. „gläim, gluim, gloim“). Zweimal durchgesägt, ergeben sich etwa 30 Zentimeter lange „Knittel (Gnitl)“, die man dann mit dem „Hàckl“ (mittelbair. „Hàcke“) nur noch „hauen (haun, haua)“ muss, um Brennholz in ofengerechter Größe zu erhalten: „Scheiter (Scheida)“ oder „Scheitel(n) (Scheidl, Schei’l)“. Das Verb „scheiteln“ bedeutet ‚mit Holzstücken werfen‘. Früher hat man ortsfremde Eindringlinge vom Anwesen verjagt, indem man sie „heimgescheitelt (hoamgscheidld)“ hat.

Erfahrung und Geduld erfordert es, das geschnittene und gehackte Holz zu einem ordentlichen Stoß aufzurichten, der nicht kippt und zusammenstürzt, sondern dasteht wie eine Mauer. Auf langen Stangen, die auf den Boden gelegt werden, werden die Scheiteln der Quer nach „aufgeschlichtet, angerichtet (auf-, àfgschlicht, o-gricht)“. Der Stoß ruht auf einer festen Unterlage und wird von unten her gut durchlüftet. Ein sorgfältig angerichtetes „Geleger (Gläga)“ ist eine Zierde für die Haus- oder Scheunenwand.