Blaibach und Wunder sind längst zum innigen Wortpaar geworden. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. 2023 feiert das Konzerthaus zehnjähriges Bestehen – mit exquisitem Programm.
Das futuristische Konzerthaus von Architekt Peter Haimerl, das vor rund zehn Jahren wie ein Asteroid im Bayerwalddorf eingeschlagen hat, das erlesene Programm und der Geist einer Institution, die den Begriff Provinz neu und selbstbewusst auflädt: Alles zusammen prägt seit nun zehn Jahren eine ganze Region und ihr Image.
Im Zentrum steht Thomas E. Bauer, Intendant, Bariton, Macher, Netzwerker und vor allem: eine Art pragmatischer Träumer. Denn als hochfliegender Traum, unmöglich zu verwirklichen, schien anfangs so gut wie jedem und jeder die Idee einer erstklassigen Musik-Adresse im 2000-Seelen-Dorf – bis der Professor und seine Mitstreiter die Vision realisierten.
Legendäres Netzwerk
Der Besucherschwund durch Pandemie, Inflation und Depression rüttelt auch Blaibach durch, aber das Fundament dieses kulturellen Solitärs erweist sich als überaus solide, während andere Häuser „vor dem Scherbenhaufen ihrer oft jahrelangen Aufbauarbeit stehen“, wie Thomas Bauer sagt. Was Blaibach trägt, ist ein Publikum, das unbeirrbar und regelmäßig kommt – die Konzerte sind ausgebucht wie eh‘ und je – und Künstler, die woanders Riesensäle füllen, aber Blaibach als Herzenssache sehen und dort im intimen Kreis von 200 Zuhörern zu erleben sind.
Die Verbundenheit von Blaibach-Team und Blaibach-Publikum wurzelt erstens im Selbstverständnis als Gemeinschaft. Ein Detail illustriert das schön: Das Programm listet große Namen, aber die Titelseite zeigt keinen Star, sondern den markanten Kopf von Karl Landgraf, Bauingenieur in Rente. „Wir zeigen Menschen, die bei uns anpacken“, formuliert der Intendant den Gedanken.
Den Kitt liefert zweitens die Auswahl der Interpreten. Neben Künstlern von Weltruf stehen Solisten am Start zur großen Karriere wie Geigerin Eldbjörg Hemsing im Spielplan und junge Talente wie die Preisträger von Musica Juventutis aus Wien. Diesen Kontakt knüpften Gabriele Gantenbein, die Familienwurzeln im Bayerwald hat, und ihr Mann Burkhard. Das Paar unterstützt Blaibach und beide sind als Wiener bei Secession, Musikverein und Konzerthaus maßgeblich engagiert. Bauer: „Die Kooperation der Konzerthäuser Wien und Blaibach liegt da nahe.“
„Einfach Agentur-Angebote sichten und buchen, dazu hab’ ich keine Lust“, sagt der Intendant. Muss er auch nicht: Sein Netzwerk ist legendär, viele Stars sind Freunde. Cellist und Dauergast Maximilian Hornung oder Bariton Benjamin Appl etwa. Oder Elena Bashkirova: Die gefeierte Pianistin konnte Bauer dank enger Kontakte zu ihrem Mann buchen; der heißt Daniel Barenboim. Oder Valer Sabadus: Der Countertenor, mit zwei ECHO geadelt, saß im Konzertsaal, um seine Freundin Bratsche spielen zu hören. „Ich quatschte ihn einfach an“, sagt Bauer. „Niederbayer ist er auch noch. Da war die Verbindung gleich da.“
Kent Nagano in Blaibach?
Oder Momo Kodama: Die aufregende Pianistin kommt, weil Bauer mit Familie Nagano befreundet ist. „Ursprünglich wollte Kents Frau Mari in Blaibach spielen. Sie musste absagen, aber sie fragte: Kennst du denn meine Schwester Momo?“ Der berühmte Dirigent selbst hat schon lange einen Blaibach-Besuch vor, erzählt Bauer. „Vielleicht klappt’s ja mal mit einem Konzert.“ Nagano in Blaibach? Das klingt wundersam selbst für einen Ort der Wunder. Thomas Bauer findet die Vorstellung nicht abwegig. „Unter Freunden geht es nicht so sehr darum, in welcher Gegend das Konzerthaus liegt.“
Die Saison 2023 in Blaibach
Konzerte:Die Saison 2023 startet mit dem Neujahrskonzert (14. Januar) mit Geigerin Sarah Christian; Maximilian Hornung dirigiert die Kammerphilharmonie Landshut. Bis Juli stehen 27 Konzerte am Programm, alle Details unter: kulturgranit.de.
Jubiläum:Das Konzerthaus feiert im September 2023 zehn Jahre Bestehen. „In der zweiten Hälfte 2023 starten wir das Feuerwerk erst richtig“, sagt Thomas Bauer über das Programm zum Jubiläum.