Kultur
Klaus Schwendners Figuren erobern Donau-Einkaufszentrum

23.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:33 Uhr
Peter Geiger
„Bei mir bist Du schön“: Klaus Schwendner stellt bis 1. Oktober im DEZ aus. −Foto: Peter Geiger

Man darf sich Klaus Schwendner als bescheidenen Menschen vorstellen: Der Bildhauer räumt unumwunden ein: Die Schönheit seiner Kunst liegt allein im Auge des Betrachters.

Jetzt ist natürlich der Bildhauer, Jahrgang 1967, selbst zwangsläufig als erster mit seinen Arbeiten konfrontiert. Man darf dem Abensberger Künstler, der sich als bildhauerischer Autodidakt versteht und der im Hauptberuf Kunsterzieher an einer Realschule in Niederbayern ist, durchaus zutrauen, dass sein Blick nicht getrübt ist vom Rausch der Subjektivität. Die Kriterien, was als schön zu gelten hat, sind ihm durchaus geläufig.

Trotzdem hat er seine Ausstellung im Donau-Einkaufszentrum mit dem Motto „Bei mir bist Du schön“ versehen, eine Zeile, die 1932 als Songtitel in einem jiddischen Musical auftauchte und wenige Jahre später von den Andrew Sisters als Welthit in den Status der Unsterblichkeit erhoben wurde. So definiert Klaus Schwendner sein ästhetisches Ideal, indem er Schönheit abgrenzt von reiner Gefälligkeit und bloßer Handwerkskunst. Seine lebensgroßen Holzstatuen fertigt er aus Eiche oder auch aus der noch härteren Robinie, mit einer zweitaktigen Motor-Kettensäge auf seinem „Schnitzplatz“ unter freiem Himmel – und zwar aus Hölzern, die mitunter vom Schicksal gestreift wurden und die er von Waldbauern kauft. Wenn man ihm zuhört, könnte man meinen, man hätte es mit einem Kraftsportler zu tun. Die körperliche Anstrengung, die nötig ist, sorgt jedenfalls für genügend abendliche Bettschwere.

Seine Arbeit beschreibt Klaus Schwendner unterdessen so, als würde er mit seinen Hölzern in Dialog treten. Und wie das oft so ist, wenn zwar ein Gespräch eröffnet ist: Der Austausch kann ins Stocken geraten, der rote Faden verloren gehen. Von rund 20 Arbeiten, die er beginnt, werden vielleicht nur 15 fertig, sagt er – weil Hindernisse auftreten, das Holz unvermittelt reißt und so seine Pläne ins Leere laufen. Oft aber, nach einem Prozess der Ruhe, wird dann ein Schuh draus – und was als Rückseite geplant war, wird Vorderseite. Oder umgekehrt. Natürlich ist es gerade diese Unvorhersehbarkeit, die ihn reizt und motiviert. Und: „Ich mag die Kraft, das Laute und die Energie, die von der Säge freigesetzt wird. Und die tief hinein schneidet, ins Holz!“

Insofern entspricht Klaus Schwendner dem Urbild des Homo faber, des schaffenden Menschen, der mit seinen Motorsägen (drei hat er, mit zweien arbeitet er vorzugsweise) ein vielköpfiges Figurenarsenal geschaffen hat. Das sind allesamt grobe Typen, die an Wänden lehnen oder uns frontal anschauen, manchmal nicht koloriert und nicht einmal lasiert sind, manchmal aber auf hohen Schuhen und bunt bemalt daher kommen.

Wer sich ein Bild von den Figuren machen möchte, kann sie bei Instagram (artmove.de) besuchen und ihnen vor allem bis zum 1. Oktober im DEZ begegnen – und dabei ergründen, wie schön sie dem eigenen Auge erscheinen!