Kultur
Neue Ausstellung im neuen Kunstverein

Zwei Krefelder Künstler stellen in der Galerie am Schwanenplatz aus. Man kann die Werke auch von außen betrachten.

18.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:30 Uhr
Claudia Böckel
−Foto: Claudia Böckel

Die gute Nachricht: große Teile der aktuellen Ausstellung im Neuen Kunstverein Regensburg kann man auch von außen betrachten. Zum Glück sind beide Räume am Schwanenplatz sehr gut einsehbar. Details werden zusätzlich auf einem Videoschirm im Fenster präsentiert. Man ist bei der Kunstbetrachtung also nicht abhängig von Inzidenz, Öffnung oder Schließung. Zu Gast beim Neuen Kunstverein sind diesmal Mitglieder des GKK Krefeld, der Gemeinschaft Krefelder Künstler. Schon 2020 sollten Czaja Braatz und Peter Michael Hasse in Regensburg ausstellen, jetzt hat man es auch mit oder trotz Corona durchgezogen.

Zwei gegensätzliche Positionen werden hier vertreten.

„Nasen“ von Czaja Braatz

Czaja Braatzs Werke sind inhaltlich poetisch aufgeladen. Sie überarbeitet Jutesäcke mit Farbe und Leim, der so schöne Tropfen bildet, glänzende Tropfen auf den gealterten Stoffen. Sie knüpft Seile aus immer wieder gedrehter Gaze, denen die Bewegung der Herstellung innewohnt, die in ihren Verschlingungen und „Verwicklungen“ von der Wand herunterhängen. Und sie stellt „Nasen“ her: Objekte, die mehr oder weniger spitz zulaufen, in der Form ein wenig an Bienenkörbe erinnernd oder eben an Tiernasen. Auf Drahtkernen baut sie diese Objekte auf, überzieht sie mit Gewebe, belässt die natürliche Farbgebung oder hilft mit heller Naturfarbe nach, zieht Leimfäden darüber. Manchmal hängt auch vorne etwas herunter, was man bei seiner eigenen Nase eher zu vermeiden sucht. Vielleicht spinnt sie hier die Idee vom Seil ein wenig fort. Manche dieser Nasen hängen wie Jagdtrophäen von der Wand, andere scheinen sich vom Untergrund aus dem Boden herauszuarbeiten. Czaja Braatz, 1960 in Düsseldorf geboren, studierte dort Kunst und visuelle Kommunikation. Sie interessiert sich für Dinge, die schon ein Leben hatten. So verarbeitet sie auch die Figur des Gekreuzigten, umwickelt sie, verlängert die Kreuzform, lässt die Arme zu Tentakeln werden, die ausgreifen, vielleicht sogar eine gewisse Aggressivität veranschaulichen, das Raumgreifende der Institution Kirche.

Peter Michael Hasse geht vom Exakten aus, von Gerätschaften zur Vermessung der Welt, die er zeichnet, ausschneidet, collagiert. Er verknüpft eine scheinbar reale Welt mit surrealen Elementen, mit Zitaten in Callots Manier, mit skurrilen Gestalten des 17. (Callot) und des 20. Jahrhunderts (Max Ernst), mit detailliertesten Darstellungen von Krabbelgetier. Seine Blätter bilden „Kleine Geodätische Momente“ ab, vermischen Picassos Minotaurus mit den roten Fäden von Kreislauf- oder Autobahnkreuz-Darstellungen, geben dem Entwurf des Regensburger Doms mit Vierungsturm skurrile Gestalten und exakt dargestellte Messgeräte ebenso an die Seite wie einen Schmetterling, den es ja auch gibt, im Domschatz. (moe)