Bühnen-Premiere
Bei Show der Josef Menzl Blaskapelle: Das Theater Regensburg juchzt und jodelt

07.04.2024 | Stand 12.04.2024, 12:19 Uhr

Das Theater Regensburg brodelte: Josef Menzl und seine Blaskapelle gaben am Freitagabend Vollgas und dem Motto: „It’s am Menz World“. Foto: Jan Saurer

Die Lederhosn-Dichte ist hoch wie nie, das Theater Regensburg brodelt: Das Debüt der Josef Menzl Blaskapelle, die aus lauter exzellenten Musikern besteht, verlangt nach mehr. Anfang 2025 könnte es wieder klappen.



Was ist Volksmusik und wenn ja: wie viele? Mit dieser Frage, sinngemäß, trat Josef Menzl am Freitagabend am Bismarckplatz zum Debüt eines neuen Formats an. Die Antwort war am Ende einer Show der Sonderklasse keineswegs klar, denn mit crossover oder vogelwild wäre die gehörte Bandbreite musikalischer Identitäten nur unzulänglich umrissen.

Was nach knapp drei Stunden aber feststand: Das Theater Regensburg hat den vollmundig angekündigten Stresstest bestanden – und verlangt sogar nach mehr. Eine Fortsetzung ist sehr erwünscht, ließ Matthias Schloderer, Finanzchef am Haus, jedenfalls durchblicken. Anfang 2025 dürfte sich ein Platzerl im Spielplan finden.

Mit der 1. Bayerischen Late-Night-Show ist ein Coup geglückt. Die Dirndl- und Lederhosn-Dichte war nie höher, der Altersschnitt im Rokoko-Saal kaum je niedriger und viel neues, junges Publikum wird seine erste Impfung mit dem Theater-Virus nicht vergessen. Das Haus juchzte, jodelte und brodelte schon nach 15 Minuten.

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Theatralisches Gespür zeigte bereits der Auftakt. Zum wuchtigen „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss schwebte das gute Dutzend Musiker auf dem Hubboden majestätisch aus dem Orchestergraben empor, als wär’s die eigene Krönung. Zu den selbstironischen Gags gehörte auch die Adlerfeder, die Sebastian Menzl am Hut trug. Er ließ als Moderator die Posaune an diesem Abend stehen. Das „Übergschnappte“, attestierte später Rudolf Neumaier, Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und einer der Talkgäste, ist Teil des Profils der Kapelle – neben der Wurzelmusik, die „ans Herz geht“.

Wie sich die anhört? Je nachdem, Hauptsache handgemacht. Altbairisches findet so zu James Bond, Zwiefacher zu Südamerika, der tote Fisch im Wasser zu „Highway to Hell“, das Rehragout zu Klezmer, rote Haferlschuah zu Caprifischern. Das Meiste war rasend schnell und dabei punktgenau gespielt, und wenn Josef Menzl, von dem so gut wie alle Arrangements stammten, mit der Linken die Klappen der Klarinette drückte, mit der Rechten dirigierte und zwischendrin eine Kuhglocke schüttelte, konnte einem schon vom Zuschauen schwurbelig werden.

Passend zum Thema: Der Mann, den Bayern brauchte – Noch 2006 regierte nach 20 Uhr Ballermann in allen Festzelten. Die Zeiten sind um. Josef Menzl brachte die Blasmusik zurück.

Ruhigere Seiten zog Andreas Schmid aus Zwiesel auf, der auf seiner Steirischen Ziach einige Takte Weihnachtsoratorium spielte. Solistisch brillierte Trompeter Harald Eitzinger aus Salzburg, der bei „Music was my first love“ als Sänger überraschte. Die Musiker treten vordergründig als Gaudiburschen auf – aber ihre Instrumente beherrschen sie exzellent. Technische Souveränität, Leidenschaft und Stilmix: Diese Kombination macht der Kapelle keiner nach.

Im Zustand willenloser Begeisterung



Susanne Pointinger (Erwin und die Heckflossen) meisterte als Gast sehr respektabel eine Edith-Piaf-Nummer, Tenor Michael Weigert träufelte Italienseligkeit in den Abend und gegen Ende trat sogar Josef Menzl himself als Sänger auf. Frank Sinatras Hit „I did it my way“ interpretierte er mit mehr Inbrunst als Stimmumfang, aber das tat an diesem Abend nichts mehr zur Sache. Das Publikum war bereits in einen Zustand willenloser Begeisterung übergegangen.

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