Nachruf
Der Strohhalm verliert eine Kämpferin für Obdachlose und Bedürftige

09.11.2023 | Stand 09.11.2023, 12:08 Uhr
Martina Groh-Schad

Hannelore Eberwein kochte 20 Jahre ehrenamtlich. Foto: Josef Troidl

20 Jahre lang kochte und organisierte Hannelore Eberwein die Küche des Strohhalms, dem Verein zur Unterstützung von Obdachlosen und hilfsbedürftigen Menschen in Regensburg mit Begegnungszentrum in der Kepler-Straße. Jetzt ist die Mutter von Jürgen Eberwein, dem neuen Landtagsabgeordneten für Regensburg, im Alter von 81 Jahren gestorben.

„Sie hat dafür gesorgt, dass niemand in Regensburg hungern muss“, sagt Josef Troidl, Ehrenvorsitzender und Gründer des Vereins. Sie war auch seine Stellvertreterin im Vorstand, bis sie 2021 das Amt aufgeben musste, um ihren Mann zu pflegen. Vor etwa einem Jahr gab auch Troidl sein Amt ab. „Sie hat den Strohhalm mit mir gemeinsam zu dem gemacht, was er heute ist“, betont er und erinnert sich an die freundschaftliche Zusammenarbeit. „Für mich war sie die Mutter des Strohhalms.“ Ursprünglich kam Hannelore Eberwein zum Strohhalm, weil sie Patientin in seiner Praxis für Physiotherapie war. „Ich habe sie angebettelt, bis sie mitgemacht hat“, erinnert er sich. Als sie dann dabei gewesen sei, habe sie ihr ganzes Herz in die Arbeit im Strohhalm gesteckt. „Sie hat mit Liebe gekocht“, betont er. Besonders in Erinnerung sei ihm geblieben, wie liebevoll sie mit den Menschen umgegangen sei, die sie betreut habe. Sie habe immer ein offenes Ohr für alle gehabt.

Zwei bis drei Mal pro Woche habe sie in der Küche selbst gekocht, aber auch alles andere organisiert. „Sie war auch vier Mal da, wenn wir sie gebraucht haben“, sagt Troidl. Ihr großes Engagement habe es ihm ermöglicht, den Strohhalm aufzubauen. „Allein hätte ich das nie geschafft.“ Sie habe ihm viel Arbeit abgenommen und sich um alles gekümmert, was mit dem Essen zu tun hatte.

Lindl: Sie war die Seele des Vereins



Auch der heutige Vorstand des Strohhalms würdigt die Arbeit von Hannelore Eberwein, die sich eingebracht habe, wie kaum jemand anders. „Sie war die Seele des Vereins“, heißt es in einer Mitteilung des Vorstands, vertreten durch den ersten Vorsitzenden Franz Lindl. Besonders ihr menschliches Verhalten sei geschätzt worden. Sie sei ein Mensch gewesen, der nicht laut war, aber in all den Jahren viel bewegt habe. Ihr ehrenamtliches Engagement sei mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt worden wie dem Ehrenblatt der Stadt Regensburg und dem Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt. Auch die Ehrung der Landesstiftung Bayern, für die der Strohhalm mit dem „Sozialpreis 2022“ ausgezeichnet wurde, sei zu einem großen Teil ihr Verdienst gewesen, teilte der Vorstand mit.

Hannelore Eberwein wurde gestern auf dem Friedhof in Schwabelweis im Kreise ihrer Familie und begleitet von Vertretern des Strohhalms Regensburg beigesetzt.