Kunst
Die Regensburger Kirchenfenster von Markus Lüpertz sind fertig

27.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:28 Uhr

Markus Lüpertz, bei einem seiner zahlreichen Besuche in Regensburg: Am 25. Juli werden seine Kirchenfenster für St. Ulrich gesegnet. Foto: altrotofoto.de

Regensburg. Acht Fenster von Markus Lüpertz für die Museumskirche St. Ulrich am Dom sind fertig. Am 25. Juli werden sie übergeben und durch Bischof Rudolf Voderholzer gesegnet. In Hannover dagegen war ein Kirchenfenster-Projekt des berühmten Künstlers lange ausgebremst.

Markus Lüpertz, Bildhauer, Maler und zuletzt auch Bühnenbildner und Opernregisseur, zählt zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwart. Er ist relativ häufig zu Besuch in Regensburg, will auch zum Festakt am 25. Juli nach Regensburg kommen.

Wer die modernen Kunstwerke im frühgotischen Raum von St. Ulrich sehen möchte, hat von 26. bis 30. Juli täglich bei kostenlosen Kurzführungen Gelegenheit. Start ist jeweils um 13.30, 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr. Immer um 12.30 Uhr musizieren außerdem bei den „Mittagsklängen“ Studierende der Hochschule für katholische Kirchenmusik.

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Die expressiven Glasgemälde in West- und Ostfassade geben dem Raum des frühen 13. Jahrhunderts die ursprüngliche Anmutung zurück, heißt vom Bistum. Das farbige Licht gehört zum Kirchenbau der Gotik und strahlt in den zeitgenössischen Kunstwerken neu auf. Für die Ostrosette hat Lüpertz etwa den Kirchenpatron Ulrich ins Bild gesetzt. Im Westen steht ein Engel im Zentrum. In seinen Fenstern sei der Künstler ein Geschichtenerzähler, der den Betrachter mit satten Farbkompositionen und starken Motiven anziehe, hieß es. Eine Fülle an Details und Symbolen lasse zudem Platz zum Rätseln.

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Bei der Vorbereitung der Ausstellung „Der göttliche Funke II“ im Frühjahr 2020 hatte die Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums, Maria Baumann, den Angaben zufolge Lüpertz auf die Idee mit den Glasfenstern angesprochen. Dieser sei begeistert gewesen und habe sofort Ideen entwickelt. Der Freistaat Bayern als Gebäudeeigentümer und Spenden aus der Regensburger Bürgerschaft ermöglichten die Umsetzung des ambitionierten Projekts.

Hindernisse in Hannover



In Hannover kann nach jahrelangen Auseinandersetzungen nun ebenfalls ein Lüpertz-Fenster eingebaut werden: Das Reformationsfenster in der Marktkirche Hannover werde im September installiert, teilte der evangelische Stadtkirchenverband Hannover am Dienstag mit. Die Einweihung erfolge am Reformationstag, am 31. Oktober. „Wir haben Herrn Professor Lüpertz über den Einbau des Fensters informiert und freuen uns gemeinsam auf die Einweihung“, erklärte Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes.

Gerhard Schröder sammelte Spenden



Das Fenster geht auf eine Idee von Lüpertz„ Freund Gerhard Schröder (SPD) zurück. Der Altbundeskanzler hatte bei Vorträgen in Einrichtungen und Unternehmen Spenden für das Projekt gesammelt. Wegen Schröders Nähe zu Russlands Präsident Putin hatte die Marktkirche den Einbau nach Beginn des Ukraine-Krieges zunächst auf Eis gelegt.

Die eingeworbenen Spenden seien nach Rücksprache mit den Spendern entweder für die Ukraine-Hilfe der Marktkirche umgewidmet oder zurückgezahlt worden, hieß es. Zugleich hätten sich neue Geber bereit erklärt, den Einbau des Fensters finanziell zu unterstützen. Zu den aktuellen Kosten machte der Verband keine Angaben. Sie waren ehemals auf 150000 Euro beziffert worden.

Das Fenster zeigt eine Szene mit zwei Gestalten, wovon eine an den Reformator Martin Luther (1483-1546) erinnert. Daneben sind fünf schwarze Fliegen zu sehen, die für das Böse und die Vergänglichkeit stehen sollen.

Um den geplanten Einbau hatte es zunächst einen mehrjährigen Rechtsstreit gegeben. Der Erbe von Marktkirchen-Architekt Dieter Oesterlen (1911-1994) sah das Urheberrecht seines Stiefvaters in Gefahr und hatte geklagt. Schließlich einigte er sich in einer Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Celle mit dem Kirchenvorstand darauf, dass das Fenster zwar eingebaut werden darf, zugleich aber ein Schild in der Nähe des Werks angebracht wird, das auf den nachträglichen Einbau hinweist.

kna