Eine im Internet ausgetragene Diskussion zwischen Regensburger Stadträtin liefert Stoff für eine Kolumne.
Die angeblich „tote“ Sprache Latein kann Bestandteil höchst lebendiger Diskussionen sein, wie Regensburger Politiker kürzlich gezeigt haben. Auf Facebook hat CSU-Stadträtin Bernadette Dechant Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) vorgeworfen, sich mehr mit einer erneuten Kandidatur als mit den Problemen am Bahnhof zu befassen. Ihr Schlusssatz lautete: „Quo vadis Ratisbonensis?“
Der Beitrag rief zweierlei Reaktionen hervor. Während sich das SPD-Lager verständlicherweise über den Inhalt empörte, ging Brücke-Stadtrat Thomas Mayr auf das falsche Latein ein. Denn „Ratisbonensis“ ist ein Adjektiv und bedeutet „regensburgerisch“ oder in Bezug auf eine Person „aus Regensburg“. Da Dechant aber „Wohin gehst du, Regensburg?“ fragen wollte, hätte sie „Quo vadis, Ratisbona?“ schreiben müssen.
Mich als alten Lateiner hat dieser Einwand gefreut – und zugleich irritiert. Denn Mayr, Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, hat moniert, dass Dechants Formulierung „keinen Sinn macht“. Meine Deutsch-Lehrer haben vor 30 Jahren noch getobt, wenn jemand nicht in korrektem Deutsch „das ergibt Sinn“, sondern analog zum Englischen „das macht Sinn“ gesagt hat. Es ist halt ein Kreuz mit diesen ehemaligen und aktuellen Weltsprachen.
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