Planspiel: Vereinte Nationen
Große Politik an der Uni Regensburg

Studenten und Gymnasiasten stellten eine Sitzung der Vereinten Nationen nach

11.12.2023 | Stand 14.12.2023, 15:34 Uhr
Tim Graser

Zur Abstimmung im Plenum müssen die Delegierten ihre Länder-Schilder in die Höhe halten. Fotos: Tim Graser

Zum 17. Mal ging es vergangenes Wochenende in Regensburg um die große Politik: Seit 2006 veranstaltet der Verein „United Nations Society Regensburg“ das Planspiel „Regensburg Model United Nations“ (kurz: RegMUN) in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für internationale Politik und transatlantische Beziehungen der Universität Regensburg. Es dauert stets mehrere Tage, die Studierenden stellen eine Sitzung der Vereinten Nationen (UN) nach, die normalerweise an ihrem Hauptsitz in New York tagen. Dieses Jahr fiel das Planspiel mit der 50-jährigen Mitgliedschaft Deutschlands in den Vereinten Nationen zusammen. Zur Eröffnung am Freitagnachmittag war deswegen ein hochrangiger deutscher Diplomat zu Gast.

Bevor es los geht, erklärt Chairman (Sitzungsleiter) Tobias Dietrich noch einmal die Regeln: absolute Stille während der Redebeiträge, gesprochen wird ausschließlich Englisch, jeder Redner hat 90 Sekunden, der strenge Dresscode versteht sich von selbst – für das RegMUN haben sich alle 73Teilnehmer ordentlich herausgeputzt.

Die Rolle von Diplomaten

Die Studierenden schlüpfen in die Rolle von Diplomaten verschiedener Länder, halten im Plenum Reden zu verschiedenen globalpolitischen Themen und versuchen, untereinander Bündnisse zu schmieden, um schließlich eine Mehrheit für die ein oder andere „Resolution“ zu erlangen, wie man bei der UN die gemeinsamen Beschlüsse nennt. Vor Beginn schwor Sitzungsleiter Dietrich die Studierenden auf ein langes Wochenende mit wenig Schlaf ein: „Wir erwarten von Ihnen, hart zu arbeiten. Aber es wird auch sehr viel Spaß machen.“

Zwei Themen standen bei der Regensburger UN am Freitag auf der Tagesordnung: Organisierte Kriminalität und grüne Wirtschaft. Bei der richtigen UN sitzen eigentlich die Delegierten von 193 Nationen im Plenarsaal, da der Sitzungssaal an der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften jedoch deutlich kleiner ist, sind beim RegMUN nur 73 Staaten mit von der Partie. Die Rollen, also wer welche Nation vertritt, wurden vorab zugelost.

Position-Papers erarbeiten

Alle Teilnehmer mussten zur Vorbereitung der Debatte sogenannte Position-Papers erarbeiten, in denen sie den Standpunkt ihres Landes zu den Themen auf der Tagesordnung ausführen. Jannik Steinwender ist Vorsitzender der United Nations Society Regensburg und hat schon als Schüler am Gymnasium Lappersdorf am RegMUN teilgenommen, heuer organisierte er es zum vierten Mal selbst. Unter Politikwissenschaftsstudierenden – zu denen auch Steinwender gehört – ist die Veranstaltung traditionell beliebt, aber auch andere Fachrichtungen sind vertreten. „Ein Fünftel der Teilnehmer sind Juristen“, sagt Steinwender. „Besonders freut mich, dass sich auch immer mehr Studierende der OTH und Schüler der Regensburger Gymnasien am RegMUN beteiligen.“

Bevor es am Freitagabend nach der Dinner Break wieder in die Debattenrunde ging – bis 22 Uhr diskutierten die Teilnehmer – gab noch der extra angereiste Gastredner Ekkehard Griep, ein altgedienter UN- und NATO-Diplomat, eine Festrede anlässlich der 50-jährigen UN-Mitgliedschaft Deutschlands. Damals habe es in der UN noch zwei deutsche Mitglieder gegeben, „die Bundesrepublik auf der westlichen und die DDR auf der östlichen Seite“, sagte Griep. Seit 1990 stehe das vereinte Deutschland wieder zusammen für Multilateralismus, internationale Kooperation und eine Starke UN ein. Vor diesem Hintergrund lobte er das Regensburger Planspiel. „Nicht jedes Land verfügt über dieses Level an politischer Teilhabe junger Menschen.“