Antisemitismus
Mitten in Regensburger Wohnviertel: Judenhass auf vier mal zwei Metern

24.10.2023 | Stand 24.10.2023, 12:52 Uhr

Diese metergroße Schmiererei wurde kürzlich an einer Hauswand in Königswiesen entdeckt. Foto: Eckl

In Königswiesen sympathisieren Unbekannte mit dem Terror und verunglimpfen Israel. Die Polizei kann nicht sagen, wie viele antisemitische Straftaten es bereits in der Oberpfalz gegeben hat seit den Terrorattacken der islamistischen Hamas.



Der Judenhass auf der Hauswand: Das gab es schon einmal in diesem Land. Doch eigentlich glaubte man, die dunklen Jahre zwischen 1933 und 1945, in deren Folge das Land in Schutt und Asche lag sowie sechs Millionen Juden ihr Leben verloren hatten, seien Mahnung genug. Doch Fehlanzeige. Wer die metergroße Schmiererei in Königswiesen mit eigenen Augen gesehen hat, der weiß spätestens jetzt: Judenhasser leben mitten unter uns. In einem Hausdurchgang im Welfenweg, einer Wohnanlage einer Wohngenossenschaft, befindet sich seit mehreren Tagen eine Schmähung Israels und ein Bekenntnis zur Terrororganisation Hamas.

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Auf etwa vier mal zwei Metern ist der Schriftzug „Hamas“ sowie „Fuck“ angebracht, ein Davidstern, der als Symbol für das Land Israel steht, verhöhnt die mittlerweile mehr als 1400 Opfer des Hamas-Terrors. Mehr als 200 Geiseln – darunter auch deutsche Staatsangehörige – befinden sich noch in der Gewalt der Terroristen, darunter auch Kinder.

Anzeige bei Regensburger Polizei am 21. Oktober



Die Polizei bestätigt, dass sie bereits seit Samstag von der Schmiererei Kenntnis hat. „Die Graffiti-Schmiererei im Welfenweg in Regensburg ist der Polizei bereits bekannt“, sagte Polizeisprecherin Corinna Wild vom Polizeipräsidium der Oberpfalz. Die Anzeige wurde 21. Oktober von der Regensburger Polizei aufgenommen. Die weiteren Ermittlungen hat das zuständige Fachkommissariat für staatsschutzrechtliche Angelegenheiten bei der Kriminalpolizei Regensburg übernommen, heißt es weiter.

„Bei den antisemitischen Straftaten handelt es sich um politisch motivierte Straftaten, welche gemäß bundesweit einheitlichen Richtlinien im Kriminalpolizeilichen Meldedienst in Fällen Politisch Motivierter Kriminalität erfasst werden“, sagte Wild weiter. Ob weitere antisemitische Schmierereien oder die Darstellung von terrorverherrlichenden Symbolen in Regensburg bekannt geworden sind, vermag die Polizei allerdings nicht zu beantworten. Eine Recherche nach antisemitischen Symbolen, so die Polizeisprecherin, sei im Computersystem nicht möglich. „Entsprechend kann diese Fragestellung nicht beauskunftet werden“, heißt es weiter.

Nach dem Hamas-Angriff auf Israel wurden auch von der Oberpfälzer Polizei „entsprechende Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen fortgeführt und intensiviert“, so die Polizeisprecherin. Welche dies sind, hält die Oberpfälzer Polizei geheim. „Um die veranlassten, stets angepassten Maßnahmen keinesfalls zu gefährden, wird aus einsatztaktischen Gründen nicht veröffentlicht, in welcher Form diese im Detail umgesetzt werden“, sagte Wild. Aber die Sprecherin sagt auch: „Derzeit liegen in der Oberpfalz keine konkreten Gefährdungserkenntnisse vor.“

Bereits zweite antisemitisch Attacke in Regensburg



Der Schriftzug ist bereits das zweite offene Bekenntnis zu Terroristen und gegen den Staat Israel, dessen Existenz mehrere Bundesregierungen eigentlich zur Staatsraison erklärt haben. Vergangene Woche beschmierten Judenhasser eine Gedenktafel sowie einen jüdischen Grabstein, der beim Pogrom im mittelalterlichen Regensburg 1519 bereits geschändet wurde. Auch hier sind die Täter – wie im Fall von Königswiesen – unbekannt.