Giftiger Geruch
Rätselhafte Attacke: Bäume im Regensburger Osten angebohrt

19.03.2024 | Stand 29.04.2024, 10:45 Uhr

Mehrere Zentimeter tief sind die Bohrlöcher in den Ahornbäumen am Ostbahnhof, klagen Anwohner wie Anton Weber. Foto: Julia Ried

Anwohner fürchten um eine Ahorn-Reihe an der Kleingartenanlage am Ostbahnhof. Neun Bäume haben Bohrlöcher – und werden das wohl nicht überleben.

 



Noch ist die Baumreihe an der Kleingartenanlage im Ostbahnhof kahl. Bald wird sich zeigen, ob die Spitzahorne dort überhaupt wieder grün werden: Neun davon hat ein Unbekannter angebohrt. Was dahintersteckt, ist unklar.

Anton Weber (77), der in der Nähe wohnt und hier nahezu täglich spazieren geht, sind die Löcher vergangene Woche aufgefallen. Er schlug Alarm, informierte unter anderem Bernadette Dechant, örtliche CSU-Stadträtin und Sprecherin der Bürgerbewegung Innerer Stadtosten/Hohes Kreuz. Die wiederum wandte sich an den Bund Naturschutz, der die Sache bei der Stadt anzeigte. 

 

Können Bäume noch gerettet werden?



Raimund Schoberer, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN), informierte das Umweltamt, dass es hier unter Umständen zu einer Umweltstraftat gekommen sei. Er bat das Amt, das zu prüfen und „im Sinne der Bäume“ aktiv zu werden. „Eventuell können diese noch gerettet werden, da sie noch nicht ausgetrieben haben“, schrieb er.

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Anwohner Weber sagt, er habe sofort „an Regenstauf gedacht“. Dort hatte jemand eine Eiche angebohrt und ihr so Gift verabreicht; Mitte Februar wurde das bekannt, der Baum musste gefällt werden. Auch in diesem Fall könnte Gift im Spiel sein. Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra sagt: „Aufgrund des Geruchs und der Wirkung der vorgefundenen Flüssigkeit auf die Umgebung des Bohrlochs könnte es sich um ein Herbizid handeln.“ Die Stadt beobachte die Bäume. „Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sie nicht mehr gerettet werden können.“ Dabei seien sie bis auf zwei Exemplare mit Anfahrtsschäden in einem sehr guten Zustand. 

 

Strafanzeige liegt nicht vor



„Sie dürften 30 bis 40 Jahre alt sein“, gibt von Roenne-Styra Auskunft. „Die Bäume kommen gerade in ein Alter, in dem sie aus naturschutzfachlicher Sicht interessant werden, weil sie nicht mehr nur Lebensraum für häufige kleine Vogelarten sind, sondern aufgrund der sich ändernden Rinden- und Kronenstruktur auch interessant für zahlreiche Insekten und Kleinsäuger sowie für ein größeres Spektrum von Vögeln werden.“ Es passiere leider immer mal wieder, dass Bäume verletzt beziehungsweise geritzt würden, jedoch selten. In diesem Fall informiere das Umweltamt die Eigentümer und prüfe die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens. Eine Strafanzeige hatte die Polizei gestern nicht vorliegen.

Weber nennt die Attacke „unmöglich“. Das Viertel brauche die Bäume. „Wir haben eh nicht viel.“ Auch für Gerlinde Paul (60), die nebenan einen Kleingarten gepachtet hat, ist der Vorfall unverständlich. „Ich weiß nicht, was im Kopf von solchen Leuten vorgeht.“ Die Bäume seien wohl um das Jahr 2005 hier gepflanzt worden, erzählt sie. Damals wurden die Kleingärten wegen des geplanten Containerdepots der Deutschen Bahn hierher verlegt.

Schoberer vom BN teilt mit, er verurteile den Vorteil scharf und wünsche sich, dass der oder die Täter ermittelt und dingfest gemacht werden.“ Die Stadt und ihre Bürger bräuchten möglichst viele und gesunde Bäume. „Sollten die Bäume absterben, müssen sie nachgepflanzt werden. “