Demo durch die Altstadt
Schüler*innen demonstrieren: Protestzug gegen Gender-Verbot in Regensburg

12.04.2024 | Stand 13.04.2024, 10:26 Uhr

200 vor allem junge Menschen protestierten gegen das Gender-Verbot für Staatsbedienstete, darunter mindestens ein Lehrer. Foto: Baumgartner

Gegen das Gender-Verbot an Schulen, Hochschulen und Behörden, gegen die „Verbotspartei CSU“, ganz allgemein gegen „Macker und Sexisten“ sprach sich eine von Schülerinnen organisierte Demonstration am Freitag aus. Rund 200 Personen zogen laut skandierend und friedlich durch die Regensburger Altstadt.



„Leben und leben lassen“, so begann Zoé Passilly, Schülersprecherin am Goethe-Gymnasium und Mitorganisatorin der Demonstration, die Auftaktkundgebung am Milchschwammerl im Fürst-Anselm-Park. Ironischerweise, so die Schülerin, habe Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit diesem Credo das Verbot gendergerechter Sprache in bayerischen Behörden und Schulen seit 1. April begründet. Als Konsequenz des Genderverbots drohen etwa Lehrkräften dienstrechtliche Konsequenzen, wenn beispielsweise in Elternbriefen gegendert wird.

„Diskriminierung in der Landesregierung“



Sebastian Wanner von der Links-Jugend solid schloss an: „Das Genderverbot zeigt, wie salonfähig Diskriminierung in der Landesregierung geworden ist.“ Die binäre Nennung von Schülern und Schülerinnen ignoriere unter anderem nicht-binäre Menschen. Als SPD-Stadtrat Alexander Irmisch quasi als Live-Ticker den Beschluss des Selbstbestimmungsgesetzes im Bundestag durchsagte, brandete lauter Jubel auf. Durch die Zustimmung zum Gesetz sollen Rechte von trans- unter intergeschlechtlichen sowie nicht-binären Menschen gestärkt werden, etwa durch erleichterte Änderung von Vorname und Geschlechtseintrag im Ausweis.

Lesen Sie dazu auch: Krieg der Sternchen an der Uni Regensburg: Darum dürfen Studenten weiterhin gendern

Auf dem Weg zur Zwischenkundgebung am Schwanenplatz erläuterte Passilly auf Nachfrage: „Wir demonstrieren nicht für Gender-Zwang, sondern gegen ein Sprachverbot.“ Es gebe durchaus einige Lehrer, die beispielsweise bei Hefteinträgen gendersensible Sprache benutzen würden. Diese Freiheit werde den Lehrkräften durch das Gesetz genommen.

Doppelt so viele Demonstrierende wie erwartet



Die Demonstration war für 100 Teilnehmer angemeldet. Entsprechend glücklich zeigte sich Passilly mit der Resonanz von gut doppelt so vielen Mitdemonstrierenden. Von der Zwischenkundgebung am Schwanenplatz zogen die großteils Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Abschluss am Bismarckplatz weiter. Beteiligte Organisationen waren die Regensburger Schülervertretung, Fridays for Future, die Links-Jugend solid, die Grüne Jugend, der AK Queer, Eben.Widerspruch und Aufbruch.

Und was sagen die, die direkt betroffen sind, die Lehrer? „Bei uns ist das kein großes Thema“, sagt Bernhard Rothauscher, Schulleiter des Goethe-Gymnasiums, auf Anfrage im Vorfeld der Demonstration. Er nennt es „Einzelfälle“, dass von Lehrkräften beispielsweise in Elternbriefen gegendert wurde. Die Vorgabe werde nun „natürlich“ umgesetzt, große Diskussionen darüber hätten im Kollegium bislang nicht stattgefunden. „Wir haben gerade viele Veränderungen an unserer Schule“, sagt Rothauscher, „da ist das Thema Gendern eher neutral zu sehen.“