Unbefristeter Ausstand
Servicepersonal am Uniklinikum Regensburg im Erzwingungsstreik

02.05.2024 | Stand 03.05.2024, 6:18 Uhr

Circa 150 Servicebeschäftigte am Uniklinikum zogen am Donnerstagvormittag durch die Regensburger Innenstadt. Sie wollen ihren Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen zwingen. Foto: Kathrin Birner/Verdi

Die Servicebeschäftigten am Uniklinikum wollen in den öffentlichen Dienst – und fordern eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag der Länder. Sie traten deshalb am Donnerstag auch in Regensburg in den unbefristeten Streik.



Circa 300 Beschäftigte arbeiten nach Geschwerkschaftsangaben am Uniklinikum im Service. Sie putzen, transportieren Speisen oder begleiten Patienten. Etwa die Hälfte der Servicekräfte war am Donnerstagvormittag auf der Straße: Die Beschäftigten sind in einen Erzwingungsstreik eingetreten, der so lange andauern soll, bis der Arbeitgeber in Tarifverhandlungen eintritt, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte.

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Fast 100 Prozent der Verdi-Mitglieder für Streik



Bei der Urabstimmung zwischen 10. und 22. April hatten sich 99,3 Prozent der beschäftigten Verdi-Mitglieder für unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen ausgesprochen. Robert Hinke, Landesfachbereiter für Gesundheit und Bildung bei Verdi Bayern, hatte daraufhin ein Ultimatum ausgerufen: Er hatte den Arbeitgebern bis 1. Mai Zeit gegeben, mit der Gewerkschaft Verhandlungstermine abzustimmen.

Arbeitgeber ließ Ultimatum verstreichen



Die Regensburger Krankenhausdienstleistungsgesellschaft (KDL), eine 51-prozentige Tochter des Uniklinikums Regensburg, habe dieses Ultimatum nun verstreichen lassen. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten den Tarifvertrag der Länder (TV-L). Auch Ärzte und Pflegekräfte an Unikliniken werden nach TV-L bezahlt. Nelli Nentschuk, Betriebsratsvorsitzende der KDL und Mitglied der Verdi-Tarifkommission, sagt: „Wenn wir den TV-L nicht bekommen, bedeutet das für uns unsere Kolleginnen und Kollegen, die hier teilweise schon 15 Jahre und mehr arbeiten, dass sie für einen Lohn arbeiten, der die Kosten des Alltags nicht mehr decken kann.“

Derzeitige Bezahlung: Tarifvertrag des Gebäudereinigerhandwerks



Laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Sven Czekal werden die Beschäftigten derzeit nach dem Tarifvertrag des Gebäudereinigerhandwerks bezahlt. Sie bekämen damit zwischen 200 und 900 Euro weniger Gehalt im Monat als ihre Kollegen im TV-L, außerdem kein Weihnachtsgeld und keine vergleichbare betriebliche Altersvorsorge. Sie hätten weder Corona-Bonus noch Inflationsausgleich erhalten. Czekal sagt: „Der Freistaat Bayern betreibt hier letztlich Lohn-Dumping auf Kosten prekär Beschäftigter.“

Nur SPD-Stadtrat kam zur Kundgebung



Auftakt des unbefristeten Streiks war ein Demonstrationszug vom Gewerkschaftshaus Regensburg am östlichen Rand der Innenstadt zum Rathausplatz. Dort wollten die Streikenden die Lokalpolitik auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Das gelang ihnen allerdings nur sehr begrenzt, wie Czekal bedauert. Sowohl Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) als auch ihre Stellvertreter hätten sich entschuldigt. Mit Alexander Irmisch sei nur ein SPD-Stadtrat gekommen.

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Laut Czekal ist ein Erzwingungsstreik eine „Ausnahme“. Währenddessen gebe es in Absprache mit dem Arbeitgeber einen Notdienst am Uniklinikum; am Donnerstag hätten diesen etwa 50 Beschäftigte geleistet. Die Streikenden erhalten Streikgeld in Höhe von 70 bis 80 Prozent ihres normalen Gehalts. Auch in Würzburg und Erlangen streiken Czekal zufolge Servicebeschäftigte der Unikliniken. In Augsburg dagegen würden sie bereits nach TV-L bezahlt.

Die KDL beantwortete am Donnerstag bis Redaktionsschluss eine Anfrage zu dem Erzwingungsstreik nicht.