Nach Playoff-Rückstand
Siegesserie gerissen: Eisbären-Kapitän Nikola Gajovsky macht sich keinen großen Kopf

14.03.2024 | Stand 14.03.2024, 21:53 Uhr

Hier tauchte Eisbären-Rekordskorer Nikola Gajovsky beim Stand von 2:1 alleine vor Ravensburgs Torwart Ilya Sharipov auf – und vergab. - Foto: Christian Brüssel

15 Heimsiege in Folge – das war die Bilanz beim Eishockey-Zweitligisten Eisbären Regensburg. Doch diese Serie ist jetzt gerissen. Es war sicher nicht der beste Zeitpunkt für das Ende einer so wunderbaren wie ungewöhnlichen Serie.



Dass beim Eishockey-Zweitligisten Eisbären Regensburg nach 15 Heimsiegen in Folge seit Anfang Dezember irgendwann mal wieder eine Heimniederlage fällig würde, war nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung selbsterklärend. Dass es mit dem 2:3 nach Verlängerung genau zum ersten Playoff-Viertelfinale gegen die Ravensburg Towerstars geschah, war nicht der beste Zeitpunkt. Das Gute: In Zeiten der K.o.-Runden bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken: Schon heute (20 Uhr) steht Spiel zwei auf dem Programm, am Sonntag (17 Uhr) wartet auch gleich wieder das nächste Heimspiel für die Aufgabe, vier Siege fürs Halbfinale zu sammeln.

Nach der zehntägigen Pause gegen die in den Pre-Playoffs der DEL2 aktiven Ravensburger hatte es Eisbären-Coach Max Kaltenhauser „noch holpriger“ erwartet und befand: „Wir hätten auch gewinnen können.“ Auch Towerstars-Kollege Gergely Majaross wollte Sieg eins nicht überbewertet wissen und rechnet nach den ersten 69:53 Minuten mit einer längeren Serie. „Es wird noch viel Eishockey gespielt.“

Spielverlauf so erwartet

Für Eisbären-Kapitän Nikola Gajovsky kam der Spielverlauf wenig überraschend: „Ich hatte das so erwartet, dass beide Mannschaften von hinten heraus spielen. In den Playoffs gibt es eben kein 7:6 oder 5:4.“ Auch Ravensburgs Auftritt war für ihn klar: „Das ist eine erfahrene Mannschaft. Und wenn du viele Spieler nicht dabei hast, willst du Kräfte nicht verpulvern und spielst das, was du brauchst. Deswegen hat Ravensburg auch nicht wie in den vier Vergleichen unter der Saison foregecheckt.“

Der Deutsch-Tscheche, der am Samstag 37 Jahre alt wird und mit der Vorlage zum zwischenzeitlichen 2:0 seine Bilanz als bester EVR-Skorer aller Zeiten auf nun 637 Punkte ausbaute, hat einen Vergleich für das, was sich auf dem Eis abspielte: „Für mich war das mehr oder weniger Schach“, sagt er und gibt als Ausblick: „Und ich glaube, das wird auch nicht anders.“

Was Gajovsky auch erwartet: „Jedes Spiel wird eng. Und das Spiel hätte jeder gewinnen können. Wir hatten viele Chancen, aber Toreschießen ist halt das A und O. Doch einen großen Kopf mache ich mir jetzt nicht. Es war eine gute Erfahrung für den nächsten Schritt der Mannschaft.“ Auch der Kapitän selbst vergab am Mittwochabend Großchancen, die den Spielverlauf pro Eisbären hätten beeinflussen können: In der Verlängerung, aber auch schon zuvor 75 Sekunden vor der zweiten Drittelpause alleine vor Ravensburgs Schlussmann Ilya Sharipov. „Solche Situationen ärgern mich grundsätzlich immer – egal, wie es da steht. Andererseits habe ich gelernt, dass zu viel ärgern und darüber nachdenken, was ich hätte anders machen können, auch nichts bringt. Ich hatte solche Chancen ja schon mein ganzes Leben lang.“

Und so heißt es für Nikola Gajovsky selbst wie für das ganze Eisbären-Team vornehmlich eines: Weitermachen und Ruhe bewahren. „Wir hatten ja auch schon wieder Training. Wir fahren jetzt nach Ravensburg, um zu gewinnen und die Serie auszugleichen.“ Denn jetzt gilt mehr denn je: „Der Kopf ist in den Playoffs das Wichtigste. Du kannst nicht so viel ändern und musst den Panikknopf ausschalten. Es gibt ja Dinge, weswegen wir Zweiter waren. Und es gibt Dinge, weswegen wir dreimal gegen Ravensburg gewonnen haben.“ Prognosen zum Ausgang hält er für nicht machbar: „Die Serie ist so offen. Die Chancen stehen für mich 50:50.“

Lieber weniger Skorerpunkte

Ansonsten hat Nikola Gajovsky seine Wandlung weg vom Superskorer der Eisbären längst angenommen. „Erstens bin ich Kapitän und habe da meine 20 Kinder in der Kabine. Zweitens bin ich älter geworden. Und wenn ich sehe, dass jemand besser geeignet ist, Spiele zu entscheiden, dann nehme ich gerne eine andere Rolle, statt 80 Punkte zu machen und in den Playdowns zu spielen. Es geht um die Prioritäten. Ich liebe es, Playoff zu spielen.“ Und wieder ginge es um den Kopf. „Aufzustehen und zu sagen, ich schieße ein Tor: Das geht nicht. Du kannst dich nur fragen, was du für die Mannschaft tun kannst, und dein Bestes geben.“

Claus-Dieter Wotruba