Kriminalität
Vergewaltigung in Regensburg: Ordnungsamt zog offenbar eine Viertelstunde vorher ab

26.01.2024 | Stand 26.01.2024, 14:25 Uhr
Juliana Ried

Das Bahnhofsumfeld gehört zu den Kontrollschwerpunkten des Kommunalen Ordnungsservices der Stadt. Foto: Julia Ried

Der Kommunale Ordnungsservice berichtete im Regensburger Stadtrat: Städtische Mitarbeiter sind am Schwammerl täglich vier, fünf Stunden unterwegs. Die Oberbürgermeisterin erklärte: Eine Dauerpräsenz dort sei „nicht angestrebt“. Besonders tragisch: Laut Sachgebietsleiter Thomas Sperl ist der KOS eine Viertelstunde vor dem Tatzeitraum abgezogen, weil dort niemand gewesen sei.



Es war Zufall, dass der Tätigkeitsbericht des Kommunalen Ordnungsservices (KOS) gerade am Donnerstagnachmittag auf der Tagesordnung des Verwaltungsausschusses des Stadtrats stand – ein paar Tage, nachdem dort eine Frau vergewaltigt worden sein soll. Die Beiträge der Stadträte drehten sich dementsprechend vor allem um die Fürst-Anselm-Allee beziehungsweise die Gegend am Schwammerl.

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Rechts- und Regionalreferent Walter Boeckh betonte in der Sitzung: „Straftaten zu verhindern, ist zentrale Aufgabe der Polizei.“ Die sei am Bahnhof sehr stark präsent. Der KOS versehe auch „Aufgaben des Wohlfahrtsstaats“, kümmere sich beispielsweise um Obdachlose. Er kontrolliere auch Spielplätze, etwa wenn dort Scherben gemeldet werden. KOS-Sachgebietsleiter Thomas Sperl berichtete: „In der Fürst-Anselm-Allee sind wir täglich vier bis fünf Stunden.“ Am Freitag sei der KOS eine Viertelstunde vor dem Tatzeitraum abgezogen, weil dort niemand gewesen sei.

Grüne wollten Bericht bereits vor Weihnachten



Die Grünen hatten sich den Bericht bereits vor Weihnachten gewünscht. Im Ausschuss zitierte Fraktionschef Daniel Gaittet daraus den Satz: „Eine ständige Präsenz an bestimmten Örtlichkeiten, wie es zum Beispiel an der Fürst-Anselm-Allee gewünscht wird, ist aufgrund der personellen Situation und des enormen Umfanges der Aufgaben und Betätigungsfelder des KOS nicht möglich.“ Er fragte: „Da würde mich schon konkret interessieren, auf welche Aufgaben und Tätigkeitsfelder wir vielleicht verzichten könnten oder welche wir vielleicht reduzieren könnten, damit er auch im Pilzpark am Nachmittag mal wieder vorbeischaut?“ ÖDP-Stadtrat Joachim Graf merkte an, die Fürst-Anselm-Allee entwickle sich allmählich „zum Görlitzer Park von Regensburg“. Für die Ausstattung des KOS müsse gelten: „Da muss man sich überlegen, ob man nicht mehr Geld in die Hand nehmen muss.“

„Arbeit unglaublich herausfordernd“



Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) bestätigte zwar, die Arbeit des KOS sei „unglaublich herausfordernd und manchmal auch eine Überforderung“. Sie stellte aber klar: „Es war nie angestrebt und kann auch von uns überhaupt nicht so gedacht sein, dass man an irgendeiner Stelle dauerhaft anwesend ist.“ Der KOS habe die Häufigkeit der Bestreifung in der Allee ohnehin stark erhöht. Im Fokus der Debatte stehe auch das Obermünsterviertel. Aber es gebe auch andernorts Beschwerden und Bedarf an Kontrollgängen.

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Im Hinblick auf Freitag sagte die OB: „Wir sind alle erschüttert über solche Taten.“ Sie beeinträchtigten das Sicherheitsempfinden besonders. Für „die Lösung von ganz schweren Sicherheitslagen“ sei der KOS aber nicht zuständig, „egal, wie viele Stellen wir da schaffen“.