Kloster steht zum Verkauf
Weniger Gläubige, weniger Geld: Diözese will St. Fidelis verkaufen

19.10.2023 | Stand 19.10.2023, 12:00 Uhr
Walter Schießl

Das Kloster war 1916 gegründet worden, Gebäude und angebaute Kirche wurden 1921 fertiggestellt. Foto: Walter Schießl

Nach dem Gotteshaus von St. Theresia in Kumpfmühl wird mit St. Fidelis in Prüfening schon bald die zweite katholische Kirche von der Diözese zum Kauf auf dem freien Markt angeboten. Generalvikar Roland Batz hat bekanntgegeben, dass dem Beschluss der Kirchenverwaltung von Herz Marien, das die 102Jahre alte Klosterkirche lange Jahre verwaltete, entsprochen und dem Haus „mit sofortiger Wirkung der liturgische Gebrauch entzogen wird“. Pfarrer Heinrich Börner begründet die Entscheidung im jüngsten Herz-Marien-Pfarrbrief damit, dass die „zurückgehende Zahl von Katholiken sowie schwindende finanzielle Mittel die schmerzlichen Schritte unausweichlich machen“.

Den Pfarrmitgliedern im inneren Westen stockte fast der Atem, als sie die Nachricht im Pfarrbrief schwarz auf weiß lasen. Mit St. Fidelis, an der Udetstraße unmittelbar neben dem Goethe-Gymnasium gelegen, verbinden viel Regensburger zahlreiche Erinnerungen. Die ehemaligen Schüler des Goethe-Gymnasiums haben noch die Schulmessen vor dem Unterricht im Gedächtnis, später gab es in St. Fidelis noch viel beklatschte Fest- und Adventskonzerte.

Knabenseminar schloss 1972

Auch Gottesdienste für Abiturjahrgänge oder verstorbene Lehrer fanden etwa bis 2010 statt. Betreut wurde die unter Denkmalschutz stehende Kirche, die vor zwei Jahren das 100-jährige Bestehen gefeiert hatte, ebenso wie das angegliederte Knabenseminar, das es bis Anfang der 70er Jahre gab, von den Kapuzinerpatres.

Gegründet worden war das Kloster 1916, die Gebäude und die angebaute Kirche hatte Architekt Heinrich Hauberrisser im Stil des Neubarocks entworfen und 1921 fertiggestellt. An das Kloster angeschlossen war ein Knabenseminar, das 1972 mangels Nachfrage geschlossen wurde. Der Wohntrakt wurde nach dem Auszug der letzten Mönche 1994 in ein Studentenwohnheim mit 23Appartements umgewandelt.

1976/1977 fand eine umfassende Renovierung der Kirche statt. 1991 wurde der Konvent aufgehoben und das Kloster geschlossen. Die Pfarrei Herz Marien übernahm schließlich Mitte der 90er Jahre die Kirche St.Fidelis als Filialkirche. Große Teile des Gebäudes entlang der Goethe-Straße erwarb später die Stadt, um dem immer größer werdenden Goethe-Gymnasium, das heute fast 1400 Schüler zählt, einen Ausweichbetrieb zu ermöglichen.

Statische Mängel

Noch 2021 hatte es in Herz Marien Überlegungen gegeben, mit St. Fidelis der katholisch-kroatischen Gemeinde eine eigene Kirche zur Verfügung zu stellen. Auch die Diözese hätte ihre Zustimmung für den Fall, dass der Bauzustand als unbedenklich eingestuft wird, gegeben. Doch beim Ortstermin im November 2022 wurde festgestellt, dass der Brandschutz unzureichend und das Kirchendach stark sanierungsbedürftig sei. Zudem entspricht die Blitzschutzanlage nicht den Anforderungen der Stadt. Weiter, so lässt Pfarrer Heinrich Börner die Gläubigen wissen, gebe es statische Defizite vom Treppenaufgang bis zum Giebelbereich.
Somit bleibt der Pfarrei, die mit der Sanierung der Mutterkirche und bald des Pfarrsaals alle Hände voll zu tun hat, nur der Verkauf übrig. „Doch auch das ist schwierig“, weiß Börner, „denn das ganze Areal gehört der Kirchenstiftung“. Diese darf aber nur ganz bestimmte Käufer im Auge haben. Neben der Kirche zählen das Studentenwohnheim und ein Innenhof zum Bestand, der aber nur als Ganzes veräußert werden darf. „Teilen kann man das Areal nicht“, sagt der Pfarrer.

2024 läuft die Bindefrist für das Studentenwohnheim, das unmittelbar an die Kirche angebaut ist, ab. Betrieben wurde es vom Katholischen Wohnbau- und Siedlungswerk der Diözese. „Somit kann an einen Verkauf des gesamten Ensembles gedacht werden”, teilt der Pfarrer mit. Er verweist im Pfarrbrief darauf, dass sich diese schmerzlichen Schritte ehedem niemand zu denken getraut hätte. „Während die Kirche auf Zusage des Heiligen Geistes Bestand haben wird, läuft für so manche Kirchenbauten die Zeit als Gebetshaus ab”, resümiert Börner. „Würdigen wir dankbar das Vergangene und gehen wir mutig nach vorne.” Erst vor zwei Jahren bot der Orden der Karmeliter die Kirche St. Theresia mit einem Nebengebäude zum Verkauf an. Bislang wurden die Mönche nicht fündig.