Vorwurf lautet auf Völkermord
Zugriff mit Spezialkräften: Mutmaßliche IS-Terroristin (28) mitten in Regensburg verhaftet

10.04.2024 | Stand 11.04.2024, 6:17 Uhr

Jahrelang herrschte der Islamische Staat (IS) in Teilen des Irak und Syrien – eine Anhängerin der Terrormiliz, die an Gräueltaten beteiligt gewesen sein soll, wurde am Dienstag in Regensburg festgenommen. Der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof erließ Haftbefehl. Symbolbild: dpa

Eine junge Irakerin soll wie ihr Mann zur Terrormiliz Islamischer Staat gehört haben. Seit Jahren lebte sie unauffällig in Regensburg. Am Dienstag wurde sie festgenommen. Der Generalbundesanwalt wirft der Frau auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Es geht um die Versklavung von zwei Jesidinnen zwischen 2015 und 2017.



Vermummte Spezialkräfte und Beamte des Bundeskriminalamts haben am Dienstag eine mutmaßliche IS-Terroristin in Regensburg festgenommen. Die Bundesanwaltschaft wirft der 28-jährigen Irakerin und ihrem Mann Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor. Der Mann wurde bei einem Zugriff im Landkreis Roth festgenommen. Beide kamen in Untersuchungshaft.

Auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern bestätigte Ines Peterson, die Sprecherin des Generalbundesanwalts in Karlsruhe, die Zugriffe am frühen Dienstagmorgen. Die Frau, die vor sechs Jahren nach Deutschland kam, lebte seit Jahren in einer Regensburger Asylunterkunft im Stadtnorden. Sehr unauffällig und zurückgezogen, wie Nachbarn berichteten, die zierliche Frau hatte kaum Kontakt zu anderen Bewohnern.

Festnahme in Regensburg: Paar soll jahrelang Sklaven gehalten haben



Laut der Bundesanwaltschaft wird der 28-Jährigen und ihrem Mann vorgeworfen, aktive Mitglieder und Unterstützer der berüchtigten Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen zu sein. Die Hintergründe ihrer Festnahmen lassen sich kaum in Worte fassen: Das Paar lebte damals noch im Nordirak sowie Syrien und soll dort jahrelange zwei junge Jesidinnen (fünf und 12 Jahre alt) als Sklaven gehalten haben.

Die beiden Mädchen wurden ausgebeutet, misshandelt und vergewaltigt, so Peterson weiter. Die Beschuldigte aus Regensburg soll ihrem Mann ein eigenes Zimmer für die sexuellen Übergriffe eingerichtet und eines der Opfer sogar zuvor geschminkt haben. Bevor das Paar im November 2017 Syrien verließ, sollen die Mädchen an andere Kämpfer weitergereicht worden sein, so die Bundesanwaltschaft.

Lesen Sie auch: Tödlicher Amoklauf am Regensburger Bezirksklinikum: Ermittlungen vor Abschluss

Deutschlands oberste Ankläger aus Karlsruhe sehen darin Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Entsprechend dieser Vorwürfe erließ der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof am Dienstag und Mittwoch auch die Haftbefehle gegen die beiden. Für zwei der drei genannten Tatbestände sieht das Strafgesetzbuch in Deutschland lebenslängliche Freiheitsstrafe vor.

Kommt es im Regensburger Fall zu einem Prozess, wird sich wohl das Oberlandesgericht in München damit beschäftigen müssen. Ob und wann, ist derzeit aber noch offen. „Unsere Ermittlungen dauern an“, erklärte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.

Nach der Mediengruppe Bayern vorliegenden Informationen wird die mutmaßliche IS-Terroristin aus Regensburg von Strafverteidiger Shervin Ameri vertreten. Auf eine aktuelle Anfrage wollte er sich jedoch nicht äußern.