Gastrotipp in Regensburg
Die Spelunke als kulinarischer Glücksfall

31.03.2023 | Stand 12.10.2023, 10:02 Uhr
Angelika Sauerer
In Andreas Henslers Spelunke vereinen sich Experimentierfreude, Regionalität und internationale Kochkunst in ungezwungener Atmosphäre. −Foto: altrofoto.de

In der Regensburger Ostengasse kocht Andreas Hensler in seinem kleinen, familiären Lokal ein Menü für alle Gäste.

Andreas Hensler hat gewiss schon viele echte Spelunken gesehen, so weit, wie er herumgekommen ist. Hamburg, Rio, London, Reykjavik sowie über den großen Teich im Bauch der MS Europa – und das sind nicht mal alle Stationen, an denen der Oberbayer vom Tegernsee bisher gekocht hat. Freilich keine verrufenen Kneipen, sondern Sternerestaurants waren es zumeist – das feine Louis C. Jacob an der Elbchaussee etwa, das Lasai in Rio, das Dill Restaurant in Island oder das Chez Bruce in London.

 

Er sammelte Impulse, die sich nicht nur in Tattoos, sondern auch in der Küche niederschlagen. Er kocht so kosmopolitisch wie regional, kauft in der Nähe ein. Perfektion paart sich mit Humor und Selbstironie. Deshalb auch Spelunke. Die Ostengasse hat den kiezigen Charme des alten Regensburg bewahrt. Im früheren H95, das Hensler zwischendurch als Pop-up-Lokal bespielt hat, ist er 2021 sesshaft geworden. Nun hat er umgebaut: Vorn erstreckt sich ein schlichter Tresen mit Blick zur Küche, an der Wand ein Regal, in dem Geschirr und Einmachgläser stehen. Hensler nimmt eins in die Hand. „Gedörrter Sellerie“, sagt er. „Mal sehen, was wir draus machen.“ Trocknen, einlegen, einmachen – das hat er aus Island mitgebracht. Der knackige, erstaunlich fruchtige Spargel, den wir im Menü kosten, stammt vom letzten Jahr. Aus dem Gewölbe, wo rund 20 Personen Platz finden, dringen Stimmen nach vorne. Die Kochstelle ist die Schnittstelle zwischen den Bereichen. Hensler besetzt sie gelassen und präsent. Es gibt ein Menü für alle. Mit den beiden herzlichen und kompetent aufmerksamen Helfern serviert er die Gänge auf samtigem Tongeschirr. Er mag den Kontakt zu den Gästen, deshalb steht er gern mittendrin. Seine Spelunke ist klein, freundlich, familiär – und vor allem ein kulinarischer Glücksfall.

Wir essen selbstgebackenes Brot, Pastinake und Rettich, glasigzarten Kabeljau, gehackten Hirsch auf Kraut, knuspriges Hendl und zwei herrliche Desserts, die ein unbeschwertes Bauchgefühl hinterlassen: Meringue und Brombeere, Gurke und Meerrettich. Der Zwischengang Zwiebel und Eigelb verdient eine extra Erwähnung. Die Suppe aus mehrfach eingekochten karamellisierten Zwiebeln verbindet sich mit reduzierter Sahne und Eigelb zu einer seidig-sämigen Emulsion. Der Geschmack ist opulent – Röstaromen, Würze, milde Süße. „Die lassen wir auf der Karte“, sagt Andreas Hensler. Gut so.

Infos zum Lokal

Adresse:Spelunke, Ostengasse 22, 93047 Regensburg; Tel. (09 41) 70 40 5234; www.spelunke-regensburg.de

Öffnungszeiten:Mittwoch bis Samstag 19-23 Uhr. Bitte vorher reservieren.

Weitere Informationen:Das Essen startet für alle pünktlich um 19 Uhr. Es gibt ein Menü mit fünf oder sieben Gängen. Unverträglichkeiten sollten vorab bei der Reservierung abgesprochen werden, ebenso vegetarische Alternativen.

Preise:fünf Gänge 70 Euro (inklusive Weinbegleitung 100Euro); sieben Gänge 95 Euro (mit Weinbegleitung 145 Euro); Lammsbräu Mineralwasser (0,75 l) 6,90 Euro; Espresso 2 Euro, Schnäpse (2 cl) 6 Euro

„Ein Gasthaus“– das ist, liebe Leser, eine Momentaufnahme. Die Beschreibung eines Essens, die – meist – genießerische Erinnerung an Geschmack und Atmosphäre. Eine subjektive Sache also, ein Tipp, der empfiehlt: Gehen Sie hin, bilden Sie sich Ihr Urteil.