24 Stunden am Tag Journalist
Er prägte den Donaukurier über Jahrzehnte: Nachruf auf Ex-Chefredakteur Michael Schmatloch

30.07.2023 | Stand 13.09.2023, 2:13 Uhr

Er hätte am Ausschnitt des Bildes sicher noch etwas zu verbessern gehabt: Michael Schmatloch. Foto: Archiv

Am Freitag ist Michael Schmatloch im Alter von 70 Jahren gestorben. Der ehemalige Chefredakteur prägte den Donaukurier über Jahrzehnte.



Manchen Menschen schenkt das Schicksal einen Nachnamen, der sich von eher alltäglichen Namen abhebt und so zum Begriff wird. Bei Michael Schmatloch war das der Fall. Freilich redeten ihn diejenigen, mit denen er sich duzte, im Gespräch mit „Michael“an. Sprach man aber von ihm, hieß es „der Schmatloch“, meist aber noch prägnanter nur „Schmatloch“ – „Schmatloch sagt dies“, „Schmatloch tut das“. Gesprochen wurden die kurzen Vokale mal mit Bewunderung, mal mit Ärger im Hals, gerne mit Erstaunen oder Verwunderung – aber immer mit Respekt.

Michael Schmatloch hat sich die Bekanntheit seines Namens und all die damit verbundenen Attribute hart erarbeitet. Er übte nicht den Beruf des Journalisten aus, er lebte den Journalismus. 24 Stunden am Tag. Der Journalismus war ihm Arbeit und Ausgleichsbeschäftigung in einem.

Schreibe prägnant, Fotografien preisverdächtig



Ergänzt wurde dieser Eifer bei Schmatloch von Witz und einer Fülle an Talenten. Vor allem journalistisch: Seine Schreibe kam prägnant und voller Sprachwitz auf den Punkt, seine Fotografien waren preisverdächtig, und bei seinem Gespür für Themen lag er nahezu immer goldrichtig. Mit seiner gefährlich spitzen Feder stach er mit diebischer Freude genau da hinein, wo’s weh tut.

Er schätzte den lokalen Aufreger genauso wie die Weltpolitik, plädierte dafür, dem Feuilletonistischen ebenso seinen Platz einzuräumen wie dem Bunten. Schmatloch konnte die Qualität einer Opernaufführung treffsicher beschreiben und zitierte im nächsten Moment aus einem Film mit Bud Spencer und Terence Hill. Gerne begleitet von seinem charakteristischen Lachen: „Hehehehe!“ Als früher Fan von Apple-Produkten und als Computer-Freak entwickelte er Layouts und organisierte technische Abläufe.

So prägte Schmatloch über Jahrzehnte den Donaukurier – inhaltlich und gestalterisch: als Reporter, im Kultur-Ressort, als Chef vom Dienst, als Chefredakteur. Als sich die Wege Schmatlochs und „seines“ Donaukurier 2011 trennten, baute er erfolgreich das Internetportal „Ingolstadt today“ auf – und war froh, dass er wieder ins Haus geholt wurde, als der DK wie auch „Ingolstadt today“ Teil der Mediengruppe Bayern wurden. Wobei Schmatloch keiner war, der mit seinen Gefühlen hausieren ging. Er war eben ein Typ – sui generis. So treffend lässt es sich auf Deutsch nicht sagen.

Zu 100 Prozent Journalist – und doch noch so viel mehr



Denn auch wenn Schmatloch zu 100 Prozent Journalist war, war er doch noch so viel mehr: unter anderem talentierter Pianist und nur noch vom Original erreichter Udo-Jürgens-Imitator, ausgebildeter Elitesoldat mit Neigung zu James Bond und einem nur noch vom Original erreichten Faible für schnelle Autos und schöne Frauen, gefühlter Italiener mit ausgeprägter Vorliebe für edlen Wein und Cappuccino.

Letzteren trank er gerne auf dem Platz vor der Ingolstädter Bar Centrale, die ihm jahrzehntelang ein zweites Wohnzimmer war – Sonnenbrille auf Nase oder Stirn und eine Schachtel Gauloises nie weiter als eine halbe Armlänge entfernt. Schmatloch war ein Mensch mit Ecken und Kanten, die er gerne kultivierte.

Geboren wurde er in Oberhausen, aufgewachsen ist er in Eichstätt, gelebt hat er schließlich in Ingolstadt, wo man „den Schmatloch“ kannte. Am Freitag ist Michael Schmatloch im Alter von 70 Jahren, viel zu früh, gestorben. Er hinterlässt eine Tochter und einen Sohn sowie einen Enkelsohn. Und eine große Lücke.

DK