Es fehlt an Spenden
Regensburger Missionar bettelt für die vergessenen Armen in Südafrika

12.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:15 Uhr

Die Bruderschaft von Pater Gerhard Lagleder kümmert sich auch um Babys, die ausgesetzt worden sind oder von ihren Müttern nicht ausreichend versorgt werden können. Foto: Malteser

Von Christine Schröpf

Regensburg. Die Spendentöpfe für Südafrika bleiben dieses Jahr leerer als sonst. Pater Gerhard Lagleder vertraut auf seinen Herrgott. „Wenn Du willst, dass wir Erfolg haben, musst Du uns helfen“, appelliert er an ihn im Zwiegespräch.



Doch wie am Donnerstagabend im Regensburger PresseClub spricht der 67-jährige Missionar gerade oft vor wenig Publikum. Viele Oberpfälzer haben schon für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gespendet, für Erdbebenopfer in der Türkei oder Notleidende im Sudan. Lagleder gibt nicht auf. „Füllt uns die Hände, damit wir anderen helfen können“, sagt er.

Das Geld, um das der Benediktiner-Mönch gerade bei seiner Vortrags-Tour durch Bayern bettelt, braucht er für 618 Aids-Kranke, die die Malteser-Organisation „Brotherhood of Blessed Gerard“ im südafrikanischen Mandeni versorgt. Es ist für das Hospiz nötig, in dem Menschen beim Sterben nicht alleine sind. Es finanziert das Kinderheim mit 65 Buben und Mädchen. Es wird in Schüler-Stipendien investiert, wenn nötig auch in Essenspakete. Aktuell wappnet sich die Bruderschaft dafür, Aids-Medikamente für gewisse Zeit alleine zu finanzieren.

Was an Spendenmitteln 2023 nötig ist: Für den laufenden Unterhalt 2,2 Millionen Euro, für zwingende Sonderposten weitere eine Million Euro. Aktuell fehlt ein Drittel der Summe. „Ich bin immer ängstlich, so hohe Zahlen zu nennen“, sagt Lagleder. Es schrecke Hilfsbereite ab. Er bricht es herunter auf kleinere, leistbare Einheiten. Für Aidskranke bedeutet das: „52 Euro pro Monat helfen, ein Leben zu retten.“

Lagleder ist gebürtiger Regensburger. Nach Theologiestudium, Priesterweihe und Eintritt in den Benediktinerorden brachte ihn der Zufall nach Mandeni. Eigentlich war er schon als Missionar auf den Philippinen eingeplant. Er startete 1987, noch in Tagen der Apartheid. Rasch war klar, dass von ihm mehr gefordert ist, als Gottesdienste zu zelebrieren. Der Landstrich zwischen Durban und Richards Bay am Indischen Ozean ist bitterarm, zählt zu den Aidshochburgen der Welt. „Da kannst du nicht von der Kanzel fromme Sprüche predigen. Da musst du den Menschen zeigen, dass der liebe Gott sie gern hat.“

Lagleder nennt in seinen Vorträgen eine Kaskade von Zahlen, die das Elend für Europäer greifbar machen soll. Der so genannte „Gini-Koeffizient“ – das statistische Maß für die Kluft zwischen Arm und Reich – sei in Südafrika mit 60 bis 65 Prozent weltweit am höchsten. Abseits luxuriöser Hotelanlagen beginne die Not. Elendsviertel wachsen. „Es gibt viele Kinder, um die sich keiner kümmert.“ Auch die Energiekrise schlägt hart durch – Südafrika hat den Katastrophenfall ausgerufen.

„Wir setzen Spenden dort ein, wo wir sie am dringendsten brauchen“, verspricht Lagleder. Das Kinderheim soll vergrößert werden. Den Bau finanziert zwar das Kindermissionswerk – doch es fehlen 75000 Euro für Möblierung und Ausstattung. Eine neue Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeichern soll Hospiz, Waisenhaus und Krankenstation vom Stromnetz unabhängig machen. Kosten: rund 510 000 Euro.

Lagleder hat den Ausgaben unendlich viele Erfolgsgeschichten entgegenzusetzen. Mit weicher Stimme erzählt er von Mary Liesse Zuli, die vor 20 Jahren als Baby in Obhut kam, nachdem sie ausgesetzt worden war. Nun studiert sie, ist Mitglied des Rugby-Nationalteams. Ihr erstes Preisgeld über 20000 Rand – umgerechnet 1000 Euro – überwies sie an die Hilfsorganisation, mit einem Dankes-Vermerk: „Ihr habt mich großgezogen.“

Die „Brotherhood of Blessed Gerard“

Zur Person: Pater Gerhard Lagleder arbeitet seit 1987 in Südafrika. Der 67 Jahre alte Regensburger hat in der Nähe von Durban die „Brotherhood of Blessed Gerard (BBG)“ gegründet.

Aufgaben: Die Bruderschaft betreibt das größte Hospiz Südafrikas mit 40 Betten, im Aids-Behandlungsprogramm werden 618 Menschen betreut. Im Kinderheim leben 65 Buben und Mädchen.

Spendenkonto Deutschland: Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V., IBAN DE37 7215 2070 0000 0120 21.