Unverständnis für Franziskus
Die „weiße Fahne hissen“: Papst wegen Äußerung zum Ukraine-Krieg in der Kritik

10.03.2024 | Stand 10.03.2024, 14:42 Uhr

Wegen seines Aufrufs an die Ukraine, die „weiße Fahne zu hissen“, steht das Oberhaupt der katholischen Kirche stark in der Kritik. − Symbolbild: Alessandra Tarantino/dpa

Die Ukraine sollte sich einfach ergeben – zumindest nach Auffassung von Papst Franziskus. Eine Haltung, die in Deutschland scharf kritisiert wird.



Die Äußerungen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine sind in Deutschland auf Entsetzen und scharfe Kritik gestoßen. „Wer von der Ukraine verlangt, sich einfach zu ergeben, gibt dem Aggressor, was er sich widerrechtlich geholt hat, und akzeptiert damit die Auslöschung der Ukraine“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Auf Distanz ging auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter.

Papst appelliert an Ukraine, sich zu ergeben



Der Papst hatte in einem Interview mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine „Mut zu Verhandlungen“ gefordert. Er sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, „der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln“, sagte der Papst weiter offensichtlich allein an die Ukraine gewandt. Ein Vatikan-Sprecher versuchte später, die Äußerungen etwas zu relativieren. Er sprach von einem generellen Aufruf zu einer „diplomatischen Lösung“.

Göring-Eckardt verurteilt russische Kriegsverbrechen



„Es ist Wladimir Putin, der den Krieg und das Leid sofort beenden kann – nicht die Ukraine“, sagte dazu Göring-Eckardt. Frieden könne es nur geben, wenn er gerecht sei und die Existenz und Identität der Ukraine nicht infrage stelle. Auch müsse Russland für seine Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen werden.

Mehr zum Thema: Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiesewetter beschuldigt Papst, sich auf die Seite des Aggressors zu stellen



„Unglaublich, das Oberhaupt der katholischen Kirche stellt sich auf die Seite des Aggressors“, schrieb Kiesewetter im Internetdienst X. Der Papst liefere damit Russlands Präsident Wladimir Putin eine „Blaupause für weiteres Vorgehen“.

Heuer schämt sich für Äußerungen des Papsts



Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Heuer schrieb ebenfalls auf X: „Der Papst rät also der Ukraine zu einer Existenz unter russischer Diktatur.“ Heuer fügte hinzu: „Ich schäme mich als katholischer Christ einmal mehr für das Versagen der Römisch-katholischen Kirche an zentraler Stelle.“

Anja Siegesmund unterstreicht Unterstützung der Ukraine durch die evangelische Kirche



Die Präsidentin des Evangelischen Kirchentages 2025 in Hannover, Anja Siegesmund, sagte dem RND: „Die Sehnsucht nach Frieden darf nicht dazu führen, dass das Recht des vermeintlich Stärkeren siegt.“ Wer die eigene Freiheit verteidige, bedürfe der Unterstützung aller, die jetzt in Freiheit leben. „Wir stehen weiter an der Seite der Ukraine“, hob Siegesmund hervor.

− AFP