Vor dem Auswärtsspiel in Selb
Eisbären-Goldhelm Andrew Yogan denkt daran, Wurzeln zu schlagen

19.10.2023 | Stand 19.10.2023, 20:00 Uhr

Gratulation: Abbott Girduckis beglückwünscht den Sturmreihen-Kollegen Andrew Yogan gegen Kaufbeuren (rechts kommt Xaver Tippmann dazu) zu einem seiner bisher sechs Saisontore in zehn Saisoneinsätzen. Foto: Andreas Nickl

Es läuft bei den Eisbären Regensburg. Und nach zwei anstrengenden Zweitliga-Wochen mit jeweils eingestreuten Dienstagsauftritten steht diesmal für den aktuellen Tabellendritten nur der eine Wochenend-Auftritt am Freitag (19.30 Uhr) bei den Selber Wölfen auf dem Programm.



Ein interessanter Statistik-Aspekt ist, dass Platz vier für die Oberfranken, die wie die Oberpfälzer bisher 19 Punkte geholt haben (bei allerdings einem Spiel weniger) jedoch eher weniger auf ihrer Heimstärke fußt. Denn das mit 13Punkten bisher beste Auswärtsteam liegt in der Heimtabelle mit sechs Punkten aus zwei Siegen nur auf dem vorletzten Rang.

Bei den Eisbären, die mit sieben Zählern Zehnter im Auswärts-Ranking sind, spielt sich derweil Andrew Yogan mehr und mehr in den Vordergrund. Der 31-jährige US-Amerikaner trägt nicht nur den Goldhelm für den besten Skorer bei den Eisbären, sondern ist mit seinen sechs Toren und neun Vorlagen sogar der beste Skorer der gesamten DEL 2 – obwohl er wegen seiner nachträglichen Zwei-Spiele-Sperre wegen eines Stockstichs ein Spiel weniger als seine Konkurrenz absolviert hat.

Draft vom Sommerer-Klub

Andrew Yogan selbst geht damit gelassen um. „Ich war nie zuvor gesperrt“, sagt er über das eine Thema, „und das brauche ich auch nicht mehr.“ Und auch der Goldhelm tangiert ihn eher weniger. „Es geht ja nicht um Aufmerksamkeit für mich. Da mache ich mir keinen großen Kopf“, sagt der Stürmer, der vor 13 Jahren als Nummer 100 in Runde vier von dem Verein gedraftet wurde, der zugleich der NHL-Lieblingsklub von Eisbären-Geschäftsführer Christian Sommerer ist – den New York Rangers. „Geredet haben wir darüber noch nicht. Aber ein paar Utensilien habe ich schon hängen sehen.“

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Im zweiten der drei Vertragsjahre stand Andrew Yogan, der es in der zweithöchsten Liga AHL immerhin auf 167 Einsätze (26 Tore) brachte, sogar vor dem NHL-Debüt – und erfuhr die ganze Härte des nordamerikanischen Profigeschäfts. In der Nacht vor einem Auswärtsspiel fiel er dem letzten Cut zum Opfer und wurde nach unten geschickt. „Das war die große Gelegenheit.“

Fünf Länder in Europa „bespielt“



Dem Moment trauerte der allererste Spieler aus Florida, der es je in den Talentedraft schaffte, allerdings nicht lange nach. Yogan, der aus Boca Raton stammt, dem Ort, den Sportfans von einem Tennisturnier kennen, entschied nach der Saison 2015/16, als er für vier Teams auflief, auch nicht mehr in der AHL aufzulaufen und wandte sich neuen Gefilden in Europa zu, wo er seither in sechs Jahren auch schon durch jetzt mit Deutschland fünf Länder tourte: Auf Italien folgten Österreich, Ungarn und die Slowakei, wo er 21/22 mit Slovan Bratislava Meister wurde. „Alle Stationen waren auf ihre Weise speziell“, sagt Yogan und hat in Regensburg eine neue Fan-Qualität festgestellt: „Die Fans hier sind loyal und stehen immer hinter uns. In der Slowakei zum Beispiel war es extremer in die eine oder auch die andere Richtung.“ Was Andrew Yogan, der mit sieben Jahren in einer Baseball-Familie seine Eishockey-Begeisterung entdeckte (der Großvater spielte sogar in der Major League Baseball für die Chicago White Soxs), aber vor allem an Europa schätzt und aus Nordamerika so nicht kannte, ist der Lebensstil. „Ich liebe das: Hier tritt man auch mal einen Schritt zurück und schaut man auf die kleinen Dinge“, sagt er, der in Graz in der vergangenen Saison seine deutsche Freundin Sabrina kennenlernte, die aus Deisenhausen bei Augsburg stammt und Cousins hat, die Regensburg kannten.

Deswegen denkt der Hobbygolfer Yogan (Handicap sieben) auch langsam daran, „mehr Wurzeln zu schlagen“, vielleicht sogar in Regensburg. „Mein Freundin scheint glücklich hier. Und auch ich kann bisher rein gar nichts Schlechtes sagen. Aber ich bin sehr wettkampforientiert.“ Und so denkt ein Yogan auch an einen Playoff-Platz. „Max hat bei unserem Gespräch vom Klassenerhalt gesprochen. Aber als ich gesehen habe, wer bei uns auf dem Eis steht, dachte ich: Da ist ja vielleicht auch mehr drin.“

„Hat nichts gegeben“

In Selb soll‘s erst einmal positiv weitergehen: Weiter ohne Andre Bühler, eventuell ohne die fraglichen Korbinian Schütz und Kevin Slezak und erneut mit Tom McCollum im Tor. Und ab sofort ja auch ohne Petr Pohl im Kader. „Es hat einfach nicht zusammengepasst“, sagt Trainer Max Kaltenhauser zur Trennung. „Persönlich hat es überhaupt nichts gegeben. Aber manchmal muss man eben auch so eine Entscheidung treffen.“