Vorstellung in Rostock
Familie und Hospitation: So hat Ex-Jahn-Coach Mersad Selimbegovic seine Pause genutzt

21.12.2023 | Stand 22.12.2023, 17:51 Uhr

Fliegender Wechsel: Mersad Selimbegovic (l.) übernimmt an der Stätte seines letzten Auftritts als Jahn-Coach für Alois Schwartz. Foto: dpa

Da sitzt er da, im schwarzen Hemd. So wie man Mersad Selimbegovic in Regensburg auch häufig gesehen hat auf einer der Dutzenden von Pressekonferenzen in Diensten des SSV Jahn Regensburg. Nun prangt da aber ein Logo von Zweitligist Hansa Rostock am Mikrofon. Bescheiden, sympathisch und humorvoll kommt er immer noch rüber.



Nach über einem halben Jahr Pause sucht Selimbegovic im hohen Norden eine neue Herausforderung. Als einzigen Vertrauten nimmt der 41-Jährige Markus Palionis als Co-Trainer mit. Die Familie bleibt in der Oberpfalz. Auf die Frage, wie viel Respekt er davor habe, nach 17 Jahren in Regensburg zum ersten Mal weg aus der Heimat zu ziehen, antwortete Selimbegovic, der am Dienstag präsentiert worden war: „Ich habe immer vor jeder Aufgabe Respekt. Es überwiegt aber immer die Freude.“ Der frühere Jahn-Coach erklärte: „Es war keine schwierige Entscheidung. Der Verein hat sehr viel Potenzial. Der Kader hat genug Qualität, um die Ziele zu erreichen. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir da etwas entwickeln können.“

Viel Erfahrung im Abstiegskampf



Rostocks Sportdirektor Kristian Walter schwärmte auf der Vorstellungs-Pressekonferenz in den höchsten Tönen von seinem neuen Trainer. Selimbegovic ist bekannt dafür, dass er einen Sparringspartner braucht. Das könnte bei den beiden passen. „Mersad durfte den Verein in Regensburg in vielen Jahren mitprägen und hat dort viel entwickeln können", sagte Hansas Sportchef. „Er hat auch in dem Bereich, in dem wir uns jetzt befinden, nämlich Abstiegskampf, viel Erfahrung sammeln können." Mit dem Jahn schaffte Selimbegovic das Kunststück, drei Mal die Klasse zu halten. Im vierten Anlauf musste er drei Spiele vor Schluss gehen. Sein Nachfolger Joe Enochs konnte den Abstieg nicht mehr abwenden. „Kristian und ich, wir kennen uns schon länger“, gab Selimbegovic einen kurzen Einblick in die Beziehung zu seinem neuen Chef.

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Auch danach, ob er sich gewappnet fühle für den Wechsel an die Ostsee, wurde Selimbegovic gefragt. Er antwortete mit einem Augenzwinkern: „Ich komme ursprünglich aus Bosnien. Es ist viel weniger Unterschied von Regensburg nach Rostock zu ziehen als von Sarajevo nach Regensburg. Ich freue mich auf die neuen Leute und die neue Herausforderung.“ In dem vergangenen halben Jahr hat Selimbegovic auch, aber nicht nur die Beine hochgelegt. „Es war mir wichtig, auch mal Abstand vom Fußball zu gewinnen. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht.“ Während der Vorbereitung habe er zudem viele Teams verfolgt und auch hospitiert. „Arsenal war in der Nähe, Liverpool auch. Ich war einige Tage in Stuttgart, habe dort im Trainerteam von Sebastian Hoeneß Eindrücke sammeln können.“ Dessen Vater Dieter ist sein Berater.

Wieder mit Singh vereint



Zudem stand er in regelmäßigem Austausch mit seinem Freund Rene Maric, der nun am FC Bayern Campus wirkt. Und in Österreich schaute er seinem Landsmann und Freund Miron Muslic, der den belgischen Erstligisten Cercle Brügge coacht, im Trainingslager über die Schulter. „Ich habe vieles gesehen.“ Bessere Leistungen will er in der Rückrunde beim aktuell 16. auch von seinem ehemaligen Schützling Sarpreet Singh sehen. „Er kann das besser“, sagte der Bosnier, der nun allen zeigen will, dass auch er bei einem anderen Klub als dem Jahn überzeugen kann.