Deutscher Meister scheidet aus
Stolz und neue Pläne: Bei den Jahn-Futsalern fließen viele Tränen

05.05.2024 | Stand 05.05.2024, 11:08 Uhr

Zwei Tore und die Entscheidung auf der Pieke: Der brasilianische 1889-Torjäger Marquinhus war beim Halbfinal-Aus in Hohenstein-Ernstthal in der Offensive wieder einmal auffällig. Foto: Christian Brüssel

Der letzte Schuss der Saison ging links vorbei – und dann war er vorbei der Traum von der Titelverteidigung. Wieder hatten sich die Futsaler des SSV Jahn 1889 im dritten und entscheidenden Halbfinalspiel (nach 0:3 auswärts und einem Heim-5:4 nach Verlängerung) 50 Minuten lang das Herz aus dem Leib gespielt, wieder stand es 4:4 nach regulärer Spielzeit.

Doch diesmal hatte Gastgeber aus Hohenstein-Ernstthal, kurz HOT 05, vor über 500 Zuschauern das bessere Ende für sich: Nach den Fehlschüssen von Nattan Soares und Alcides im Sechsmeterschießen hieß es am Ort des 1889er-Endspieltriumphs 2023 8:6 (4:4, 3:1) für die Sachsen, die nun ab kommenden Wochenende gegen den TSV Weilimdorf aus Stuttgart um ihren dritten DM-Titel spielen.

Die Fehlschützen und einigen Regensburger mehr heulten Rotz und Wasser und wurden von den Gastgebern getröstet, die ihr drittes Endspiel in Serie erreichten und nun auch den dritten Titel nach 2018 und 2020 wollen. „Ich spiele schon so lange und habe keine Tränen mehr. Aber ich bin stolz auf jeden Einzelnen. Sechsmeterschießen ist eine Lotterie“, kommentierte Lucas Kruel die Niederlage nach einer schwierigen Saison. „Aber am Ende war mehr Gutes als Schlechtes. Deswegen mache ich das und mache das auch weiter.“

Fatale 101 Sekunden

Die Regensburger begannen vorzüglich, obwohl der harte Schlag des Ausfalls ihrer Schaltzentrale Halison zu verkraften war. „Das war unsere beste Leistung der Saison“, sagte Teammanager Florian Roth über die Startphase, nach der eine 1:0-Führung durch Gabriel (10:07) zu Buche stand. „Dann aber haben wir uns ablenken lassen und Hohenstein in unseren Kopf gelassen.“

Die Folge waren jene fatalen 101 Sekunden, in denen HOT 05 binnen 101 Sekunden zwischen 14:02 und 15:43 durch die Treffern von Maksym Solonyna, Dmytro Sorokin und Nationalmannschafts-Kapitän Christopher Wittig auf 3:1 stellte. In der aufgeheizten Atmosphäre, in der sich die 1889er Beleidigungen von der Tribüne gefallen lassen mussten und sogar einzelne Affenlaute gegen ihr Brasilianer zu hören waren, schien das eine Vorentscheidung zu sein.

Doch die Regensburger bäumten sich mit ihrem Mini-Aufgebot gegen zwei gleichmäßige ukrainische Blöcke der Sachsen auf. Zwar antwortete Wittig (26:56) mit dem nächsten perfekten Distanzschuss auf das 2:3 von Alcides 2:22 Minuten zuvor perfekt, doch dann überraschten die Jahn-Futsaler ab 28:19 mit ihrem regelmäßigen Einsatz des fliegenden Torwarts.

Mit einem Feldspieler mehr bei leerem Tor erzwangen sie dank diesen taktischen Mittels einen Hand-Sechsmeter, den Marquinhus verwandelte (29:12) und glichen durch ihren Torjäger auch prompt tatsächlich 115 Sekunden später auch aus. Selbst Gelb-Rot für Miguel (36:06) und die daraus resultirende Unterzahl gegen ein sichtlich irritiertes HOT 05 wurden überstanden und es ging in zweimal fünfminütig Extrazeit, um einen Sieger zu ermitteln

Dort spielten die Regensburger erst einmal die erste Hälfte der ersten Hälfte mit fliegendem Torwart herunter – auch, um Kräfte zu sparen. Chancen beidseits gab es erst in der Schlussphase: Taras Onufrak traf für HOT 05 den Pfosten (45:56), Marquinhus hatte 63 Sekunden vor Schluss die Entscheidung auf der Pieke. „Das wär‘s gewesen“, sagte Florian Roth hinterher.

Eigengewächse einbauen

Nach der ersten Enttäuschung überwog aber schon auf der Rückfahrt im Bus der Stolz, sich wider in den Top vier Deutschlands gezeigt zu haben. Ein neuerlicher Umbruch und Einbau junger Eigengewächse ist der Plan für die nächste Saison. „Wir werden nicht mehr mit sieben Brasilianern spielen“, kündigte Florian Roth an.

Hohenstein-Ernstthal – SSV Jahn 1889 Regensburg 8:6 (4:4, 3:1) nach SechsmeterschießenSSV Jahn 1889: Raul (Bautz) – Kruel, Gabriel, Miguel, Marquinhus; Nattan Soares, Alcides, (Berg, Necas)

Tore: 0:1 (10:07) Gabriel, 1:1 (14:02) Solonyna, 2:1 (14:52) Dmytro Sorokin, 3:1 (15:43) Wittig, 3:2 (24:34) Alcides, 4:2 (26:56) Wittig, 4:3 (29:12) Marquinhus (Hand-Sechsmeter), 4:4 (31:07) Marquinhus; Sechsmeterschießen: 1:0 Klochko, 1:1 Kruel, 2:1 Dymtro Sorokin, Nattan Soares scheitert an Torwart Lytvynenko, 3:1 Wittig, 3:2 Gabriel, 4:2 Pochebut, Alcides schießt vorbei; Gelb-Rot: Miguel (36:06); Zuschauer: 524