Nach einem positiven Start ins Geschäftsjahr 2023 rechnet die Grammer AG sogar mit einer noch besseren zweiten Jahreshälfte. Neben weltweiter Aktivitäten spielt der Standort Haselmühl mit dem Pilotprojekt für die Sitzproduktion 4.0 auch künftig eine wichtige Rolle.
Wie Vorstandssprecher Jens Öhlenschläger in der Hauptversammlung am Mittwoch betonte, beruhe dieser Ausblick 2023 freilich keineswegs etwa auf einem „Auftragsberg“, den Grammer vor sich herschiebe. Vielmehr setze man stark auf die Effekte der zuletzt eingeleiteten Kostensenkungs- und Effizienzmaßnahmen.
Bei einem stabilen Umsatz von erneut 2,2 Milliarden erwartet die Finanzvorständin Jurate Keblyte eine Verdoppelung des operativen Gewinns auf rund 70 Millionen Euro, wobei als Hebel dieser angepeilten Ertragssteigerung nicht zuletzt das Projekt „P2P – Path to Profitability“ in der Region „Americas“ gilt. Hier wurde der Umsatz im ersten Quartal um 3,5 Prozent erhöht.
Steigerung im ersten Quartal
Neben den Erfolgen bei der Restrukturierung speziell auf den amerikanischen Märkten geht Grammer mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr vor allem von einer Erholung im asiatisch-pazifischen Raum aus, wozu Länder wie Indonesien, Japan, Kambodscha und natürlich die Volksrepublik China gehören. Gegenüber dem Vorjahr kam es hier im ersten Quartal zu einer Steigerung um fast 32 Prozent, während Grammer in der Region EMEA, also in Europa, Arabien und Afrika, ein Umsatzplus von 13,4 Prozent erwirtschaftet hatte.
Der Vorstand schließt freilich angesichts auch weiterhin schwieriger Rahmenbedingungen künftige Belastungen nicht aus, die durch einen starken Anstieg der Material-, Energie- und Arbeitskosten sowie etwa auch in Form von Versorgungsengpässen bei Halbleitern eintreten könnten.
Große Hoffnungen macht das Projekt Mayflower
Beinahe 1,4 Milliarden Euro betrug 2022 der Umsatz im Geschäftsbereich Automotive, wo die Oberpfälzer große Hoffnungen mit dem Projekt Mayflower verbinden, das im Werk Haselmühl den Weg zur Sitzproduktion 4.0 weisen soll. Kein Wunder, dass sich Jens Öhlenschläger in der Generaldebatte der Hauptversammlung auch hinsichtlich der E-Mobilität sehr zuversichtlich gab: „Die Gestaltung des Innenraums, also der Living Room, wird mehr denn je im Mittelpunkt stehen, und dafür sind wir bestens gerüstet.“
Dies gelte aber auch für das Segment „Commercial Vehicles“, wo man speziell mit Blick auf die Baubranche hohe Erwartungen hegt. Dieses Geschäftsfeld war 2022 mit einem Umsatz von rund 770 Millionen Euro in der Bilanz vertreten. Weltweit beschäftigt die Grammer AG mit Sitz im oberpfälzischen Ursensollen über 14.000 Mitarbeiter in 19 Ländern, wobei durch die Inbetriebnahme neuer Anlagen und Produktionslinien in China inzwischen fast 1500 Mitarbeiter in der Asien-Pazifik-Region für Grammer tätig sind.
Unabhängig vom chinesischen Hauptaktionär Jiye Auto Parts legt der Grammer-Vorstand speziell in China großen Wert auf eine partnerschaftliche und gezielte Kooperation. Trotz kritischer Anmerkungen einiger Aktionäre sprach sich die Mehrheit für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Abschlußprüfer EY aus.
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