Infrastruktur beschädigt
Betreiber: An AKW Saporischschja könnte Radioaktivität austreten

27.08.2022 | Stand 27.08.2022, 13:19 Uhr
Dieses von Maxar Technologies zur Verfügung gestellte Satellitenbild zeigt das Kernkraftwerk Saporischschja. Kiew und Moskau beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, Europas größtes Kernkraftwerk zu beschießen. −Foto: Maxar Technologies/AP/dpa

In dem von russischen Truppen besetzten ukrainischem Atomkraftwerk Saporischschja besteht nach Angaben des Betreibers das Risiko des Austritts von Radioaktivität.



Die Anlage sei erneut „mehrmals“ beschossen worden, teilte der staatliche ukrainische Energiekonzern Energoatom am Samstag mit. Dadurch sei die Infrastruktur des größten Atomkraftwerks Europas beschädigt worden. Nach Angaben des Betreibers lief das Akw gegen Samstagmittag „mit dem Risiko, Radioaktivitäts- und Feuerschutz-Standards zu verletzen“.

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Der russische Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow teilte in Moskau mit, dass vier Geschosse in das Dach einer Anlage eingeschlagen seien, in der Kernbrennstoff der US-Firma Westinghouse gelagert sei. Überprüfbar von unabhängiger Seite war dies nicht. Der Sprecher sagte auch, dass weitere Geschosse in der Nähe von Lagern mit Brennstäben und mit radioaktiven Abfällen eingeschlagen seien. Die Strahlensituation liege aber weiter im normalen Bereich.

Anlagenbetreiber: Russland setzt Personal unter Druck

„Die Kontrolle des technischen Zustands des Atomkraftwerks und die Absicherung ihres Betriebs wird vom technischen Personal erledigt“, sagte Konaschenkow. Er betonte erneut, dass die russischen Streitkräfte die Anlage bewachten, aber in der Nähe keine schweren Waffen hätten. Zuvor hatten auch die russischen Besatzungsbehörden im Gebiet Saporischschja erneut von Beschuss des AKW gesprochen.

Indes beklagt der ukrainische Betreiber der Anlage, dass die russischen Besatzer das Personal unter Druck setzen würden. Die Ukraine rufe die Weltgemeinschaft auf, Russland zur Übergabe des AKW zu zwingen - „in die Kontrolle unseres Landes für die Sicherheit der ganzen Welt“, hieß es in der Mitteilung von Energoatom.

Seit einigen Wochen werden die Gegend des AKW Saporischschja und auch Teile des Werksgeländes immer wieder beschossen, die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Erst am Freitag war das Kraftwerknach eintägiger Unterbrechungwieder ans ukrainische Stromnetz angeschlossen worden. Zuvor war das Atomkraftwerk nach ukrainischen Angaben infolge russischer Angriffe erstmals in seiner Geschichte vollständig vom Stromnetz getrennt worden.

− afp/dpa