Außenansicht
Der Südsudan braucht Hilfe

Durch die Überschwemmungen wurden Ernten vernichtet. Mehrere Millionen Menschen werden in diesem Frühjahr hungern.

19.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:21 Uhr
Annuschka Eckhardt
Afrikaexpertin Annuschka Eckhardt −Foto: Rosa Ramirez Sanchez/Rosa Ramirez Sanchez

Fernab der internationalen Aufmerksamkeit ereignet sich eine humanitäre Katastrophe im Südsudan. Starke Überschwemmungen verwüsteten ganze Regionen. Die Ernten sind großteilig zerstört und auch der Viehbestand erheblich gesunken – es droht eine massive Hungersnot. Schnelle Hilfe ist dringend nötig und die Helfer vor Ort arbeiten unter extremen Bedingungen. Einer von ihnen ist Bashir James.

Massive Überschwemmungen

Ungewöhnlich starke Regenfälle zwischen Mai und Juli 2020 hatten den Wasserspiegel des Nils immer höher steigen lassen und massive Überschwemmungen ausgelöst. Die Überflutungen haben nicht nur hunderttausende Menschen zur Flucht gezwungen, sondern auch deren Lebensgrundlage zerstört. Die Ernte verdarb und die Nutztiere starben in den Wassermassen.

Unicef zufolge werden zwischen Dezember 2020 und März 2021 etwa 5,8 Millionen Menschen (48,3Prozent der Bevölkerung) mit akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein. Bashir James koordiniert vor Ort die Hilfe, die AMREF dank Spendengeldern aus Deutschland ermöglicht. Er ist bei unserer lokalen Partnerorganisation zuständig für den Sektor Notfall, Bereitschaft und Reaktion in der am stärksten betroffenen Region Jonglei.

Nur mit Kanus kommt man weiter

„Das Wasser in unserem Büro steht sehr hoch“ erzählt er im Videogespräch. „Es gibt kein Internet und die Kommunikation funktioniert nur mit Satelliten-Telefonen. Die Überschwemmungen sind so massiv, dass wir uns vielerorts nur mit Kanus fortbewegen können.“ Noch schwieriger sei es, zu den Betroffenen zu kommen. „Um dorthin zu gelangen, müssen wir schwimmen“, sagt James. „Nass zu werden ist kein Problem. Strömungen und Krokodile schon.“

Die Verantwortung, die auf den Schultern des jungen Mannes lastet, lässt er sich während des Video-Gesprächs nicht anmerken. Der 31-jährige Vater zweier Kinder trägt ein buntgemustertes Hemd und lächelt viel.

Seine Lebensgeschichte ist nicht untypisch für einen südsudanesischen Mann. Er wurde im Gebiet des Südsudans geboren, das damals noch zum Sudan gehörte. 1993, als er vier Jahre alt war, flohen seine Eltern mit ihm vor dem Bürgerkrieg nach Uganda. In Uganda wuchs er auf und studierte. Erst nach dem Abschluss seines Studiums 2012 kehrte er zurück. Das war genau ein Jahr nach der hoffnungsfrohen Staatsgründung des jüngsten Landes der Welt.

Eine Katastrophe nach der anderen

Seitdem ereignete sich eine Katastrophe nach der anderen im Südsudan. Zwischen 2013 und 2018 tobte ein blutiger Bürgerkrieg. 2019 gab es Überschwemmungen und dieses Jahr gleich mehrere Katastrophen auf einmal: Heuschreckenplage, Überflutung, Covid-19 und ein rapider Verfall des südsudanesischen Pfunds.

Die Autorin dieser Außenansicht, Afrikaexpertin Annuschka Eckhardt, ist Assistenz Kommunikation und Fundraising bei AMREF Deutschland, Gesellschaft für Medizin und Forschung in Afrika e.V..

Die Außenansicht gibt die subjektive Meinung des Autors wieder und nicht unbedingt die der Redaktion.