„Fossile Energien sind Sackgasse“
Habeck warnt vor Panikkäufen neuer Öl- und Gasheizungen

09.04.2023 | Stand 09.04.2023, 11:17 Uhr
„Niemand sollte jetzt noch schnell eine Öl- oder Gasheizung einbauen. Die fossilen Energien sind eine Sackgasse, keine Spardose“, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). −Foto: dpa

Ab 2024soll jede neu eingebaute Heizung in Deutschland zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Bürger aber vor Panikkäufen neuer Öl- und Gasheizungen gewarnt.



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„Über einen Zeitraum von 18 Jahren rechnet sich die Wärmepumpe. Außerdem werden die Preise bald sinken. Deswegen wäre Torschlusspanik wirklich falsch“, sagte Habeck den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Niemand sollte jetzt noch schnell eine Öl- oder Gasheizung einbauen. Die fossilen Energien sind eine Sackgasse, keine Spardose.“

Die Preise für Erdgas und Heizöl würden von 2027 an durch den EU-Emissionshandel kontinuierlich steigen, betonte der Vizekanzler. „Allein schon deshalb sollte man bei einer so langfristigen Investition wie einer Heizung auf Erneuerbare setzen.“ Aber weil Wärmepumpen bisher in der Anschaffung teurer seien als Gasheizungen, werde die Bundesregierung „den Menschen beim Umstieg mit einer finanziellen Förderung unter die Arme greifen“.

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Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) faktisch ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen

Die Ampel-Koalition hatte sich vor wenigen Tagen nach langem Streit auf neue Vorgaben für Heizungsanlagen geeinigt. Grundsätzlich läuft die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) in der Praxis auf ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen hinaus. Ab 2024 soll jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Im Detail noch ungeklärt ist die Frage nach der finanziellen Unterstützung der Verbraucher.

Habeck äußerte sich zurückhaltend zum Vorschlag von Finanzminister Christian Lindner (FDP), Abwrackprämien zu zahlen, die sich nach dem Alter der bisherigen Heizung richten. „Eine Anknüpfung an das Alter einer Heizung setzt beim Klimaschutzeffekt an. Das ist ein wichtiger Aspekt, aber wir müssen dann schauen, wie wir den sozialen Ausgleich sicherstellen“, sagte Habeck den Funke-Zeitungen. „Mir ist wichtig, dass gerade Menschen mit unteren und mittleren Einkommen eine klare Unterstützung bekommen.“

Auch unter 80-Jährige können unter Umständen Ausnahme beantragen

Der Vizekanzler verteidigte die geplanten Ausnahmen beim Heizungstausch für über 80-Jährige. „Wir wollen für hochbetagte Menschen eine pauschale Ausnahme einführen. Wenn ihre Heizung kaputt geht und irreparabel ist, müssen sie nicht aufs erneuerbare Heizen umstellen“, sagte er.

Habeck wies den Vorwurf der Willkür zurück und machte deutlich, dass auch unter 80-Jährige eine Ausnahme beantragen könnten. „Schon heute können Menschen ja - egal ob sie 35, 50 oder 80 Jahre alt sind - bei den Landesbehörden einen Antrag stellen, wenn ein Heizungstausch nach dem bestehenden Recht nötig wäre, aber eine unbillige Härte bedeuten würde“, sagte er.

Haus & Grund fordert breiten Förderansatz beim Heizungstausch

Der Eigentümerverband Haus & Grund hat sich bei der geplanten zusätzlichen staatlichen Förderung des Heizungstauschs für einen breiten Ansatz ausgesprochen. Präsident Kai Warnecke sagte der Deutschen Presse-Agentur, eine technikbezogene Förderung sei im Sinne einer schnellen Reduzierung des CO2-Ausstoßes richtig. Gerade in ländlichen Räumen aber sei ein sozialer Förderansatz unerlässlich. „Angesichts der dramatischen Einschnitte, die die Koalition plant, kann es kein Entweder-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch geben.“

Eine Kombination aus beiden Förderwegen, die aber auch demografische und regionale Aspekte berücksichtige, sei aus Sicht des Verbandes das einzig Richtige. „Und dies wäre das einzige, was die vollmundigen Worte der Koalitionäre, es werde niemand im Stich gelassen, mit Leben erfüllt.“

Warnecke reagierte auf Aussagen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der für den Heizungstausch begrenzte Fördermittel des Staates sieht. Er hatte der „Rheinischen Post“ gesagt, er halte eine Förderung bezogen auf die auszutauschende Heizung für sinnvoll. Damit würden diejenigen die höchste Förderung erhalten, deren Heizungen den höchsten CO2-Ausstoß aufweisen. Außerdem hätten Haushalte mit wenig Einkommen oft auch ältere Heizungen, hier gebe einen sozialen Aspekt.

EU sieht Sanierungspflicht für ältere Häuser vor

Das EU-Parlament hat zudem jüngst für eine Sanierungspflicht von Gebäuden gestimmt. Damit die EU bis 2050 klimaneutral wird,sollen alle Immobilien bestimmte Energieeffizienzklassen erreichen. Wie Sie erkennen, ob auch Ihr Haus betroffen wäre,lesen Sie in einem separaten Artikel.

− dpa/che