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Wasserversorgung schafft Frieden

15 Jahre lang wütete im Libanon ein Bürgerkrieg, der auch bei der Wasserversorgung verheerende Spuren hinterlassen hat.

21.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr
Jonas Erhardt

Jonas Erhardt ist stellvertretender Leiter der Abteilung Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit der arche noVa.

Heute ist Weltwassertag. Lokale Wasserkrisen bergen große Sprengkraft. Im Libanon ist der Einsatz für das Menschenrecht auf Wasser eine friedensstiftende Angelegenheit.

Vom Libanon hört man hierzulande wenig. Dabei ist das Land tagtäglich vom Konflikt im benachbarten Syrien betroffen. Geschätzte 1,5 Millionen Menschen sind vor dem katastrophalen Krieg zu ihren Nachbarn geflohen und machen derzeit um die 25 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus. Als humanitäre Hilfsorganisation hat sich arche noVa seit 2015 der Wasserversorgung im Libanon verschrieben. 15 Jahre lang wütete hier ein Bürgerkrieg, der auch bei der Wasserversorgung Spuren hinterlassen hat. Viele Wassersysteme sind zerstört oder alt und marode.

Im Dorf Ouyoun floss bis vor kurzem gar kein Wasser, die Menschen waren auf teure Lieferungen aus Tanklastern angewiesen. Paradoxerweise heißt Ouyoun auf Arabisch „Wasserquelle“, denn eigentlich gibt es genau hier unterirdische Quellen mit reichlich Wasser. An diese war das Dorf aber nie angeschlossen worden – im Gegensatz zu benachbarten Orten, zu denen Leitungen führen.

Seit Jahren wuchs deshalb der Unmut. Der Zuzug von 300 syrischen Geflüchteten in die 3000-Einwohner-Gemeinde spitzte die Lage weiter zu. Unser lokaler Projektkoordinator geht davon aus, dass die Gemengelage über kurz oder lang zu gewaltsamen Auseinandersetzungen geführt hätte.

Hier setzte arche noVa an, und zwar dem Subsidiaritätsprinzip der humanitären Hilfe folgend. Die humanitäre Gemeinschaft wird erst tätig, wenn die Menschen und die Behörden vor Ort nicht über die Ressourcen verfügen, das Problem zu lösen. Derzeit sind die Behörden im Libanon überfordert, die nötige Infrastruktur bereitzustellen.

Ebenso wichtig ist es, mögliche Konfliktpotenziale zu erkennen. Die Verteilung von Wasser nur an die Flüchtlinge, die in informellen Siedlungen unter oft katastrophalen hygienischen Bedingungen wohnen, würde zu Neid und Missmut führen. Das arche noVa-Team vor Ort beschloss, die Ouyouner Quelle an das regionale Wassernetz anzuschließen. Seitdem gibt es das kühle Nass für Geflüchtete sowie für Menschen, die schon lange in dem Dorf leben. Auf diese Weise konnte ein Stück Frieden geschaffen werden.