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Leidenschaft für Brieftauben

In seinem Plädoyer wirbt Richard Gross für ein Hobby, das zunehmend ins Hintertreffen gerät - aber viel bietet: Brieftauben.

22.10.2020 | Stand 16.09.2023, 4:51 Uhr
Richard Gross
Richard Gross, Verbandspräsident des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter −Foto: Christoph Schulte/ Verband Deuts/Christoph Schulte/ Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V.

Stadtleben, Reiselust, Weltoffenheit. Genau diese Worte waren lange eine treffende Beschreibung unseres Lebensgefühls. Wir alle waren neugierig, was die Welt zu bieten hat, und wollten etwas erleben. Warum? Wahrscheinlich weil wir es konnten. Die Digitalisierung trug ihr Übriges dazu bei. Die Werte unserer Gesellschaft hatten sich geändert und somit auch unser Freizeitverhalten.

Rückgang um 70 Prozent in 50 Jahren

Diese Veränderung machte sich auch unter den Brieftaubenzüchtern bemerkbar. Waren wir 1970 deutschlandweit noch 100 000 aktive Züchter, zählen wir heute noch 30 000. Immer noch eine bemerkenswerte Zahl, keine Frage! Doch der drastische Rückgang eines Hobbys, das die Verantwortlichkeit für wunderbare Lebewesen einfordert, die man eben nicht einfach mit in den Urlaub nehmen kann, war augenscheinlich. Es wurde nur zunehmend schwerer, Neuanfänger in einer geänderten Gesellschaft für das Brieftaubenwesen zu begeistern. Das Brieftaubenwesen ist und bleibt aber das schönste Hobby der Welt! Brieftauben sind intelligente und treue Tiere. Der Umgang mit ihnen ist spannend und vielfältig. Bei uns wird Gemeinschaft großgeschrieben, die Liebe zu den Tauben steht im Mittelpunkt. Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass die Tauben 365 Tage im Jahr Zuwendung brauchen. Und das tun wir Brieftaubenzüchter mit voller Leidenschaft! Eine Leidenschaft, die wieder Potenzial hat. Denn tatsächlich war in letzter Zeit ein langsamer Wandel in unserer Gesellschaft zu erkennen.

Rückbesinnung auf ein ruhiges Leben

Studien zeigen, dass sich vor allem junge Erwachsene zurückbesinnen zu einem ruhigen Leben. Eigenheim und Kinder stehen ganz oben auf der Wunschliste. In dieser „neuen“ Weltanschauung hat das Brieftaubenwesen wieder einen Platz. Dass wir einmal nicht selbst entscheiden können, wie wir unsere Freizeit am liebsten gestalten, damit hat wohl niemand gerechnet. Und dann kam Corona und brachte uns eine Zwangspause. Auch viele Hobbys konnten nicht mehr gelebt werden. Tatsächlich konnten wir Brieftaubenzüchter besonders in dieser alle uns limitierenden Zeit unglaublich dankbar für unser Hobby und unsere Tiere sein! Ist es doch der tägliche Umgang mit unseren Brieftauben, in dem wir unsere Entspannung finden. #wirbleibenzuhause ist für uns kein Corona-Motto, sondern ein täglicher Genuss und wir freuen uns auf sehr viele Nachahmer!

Der Autor ist Verbandspräsident des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter e. V.

Die Außenansicht gibt die subjektive Meinung des Autors wieder und nicht unbedingt die der Redaktion.