Reise-Reportage
Ein Hoch auf König Gast: Skigenuss und Kulinarik rund um den Höchkönig

23.02.2024 | Stand 23.02.2024, 19:00 Uhr

Der höchste Kirchturm im Salzburger Land ragt mitten in Maria Alm in den stahlblauen Winterhimmel. Der Ort bildet zusammen mit den beiden Nachbarn Dienten und Mühlbach die Region Hochkönig, die vor allem mit Qualität punkten will bei Piste und Küche.  − Fotos: Danninger

Küche und Keller nimmt man in der Region Hochkönig genauso wichtig wie Piste und Pulverschnee. Eine kulinarische Spurensuche zwischen Dienten, Mühlbach und Maria Alm.

Karotten-Schnaps – was ist das denn? „Da hast gleich eine Dioptrie weniger“, schmunzelt Heinrich Rainer. Er hat viel Schmäh auf Lager, er ist sich eindeutig der Verpflichtung bewusst, vor 59 Jahren als Österreicher in die bergige Welt geboren zu sein. Und das Schöne ist: Um Stoff für seine kleinen und großen Anekdoten zu bekommen, muss er seine Grünegg-Alm hoch über Dienten nie verlassen, denn täglich kommt neuer Input bei der Tür herein, und das aus der ganzen Welt.
Dabei ist der Grünegg-Hof nur mit Mühe zu erreichen, vorzugsweise zu Fuß oder über eine alte Lasten-Seilbahn. Und trotzdem – oder vielleicht sogar deshalb? – schneit es auch bei schlechtem Wetter Gäste herein. Kommen sie wegen der Gaststube mit der anerkannt guten Küche? Kommen sie wegen der Schau-Schnapsbrennerei, die beileibe keine Attrappe darstellt, sondern Schnaps, Liköre und Gins im großen Stil und in großer Vielfalt (siehe Karotte) herstellt, vorrangig verkauft im Online-Shop? Kommen sie wegen des piekfeinen Pferdestalls mit 20 Shetlands? Oder wegen der beiden Chalets? Oder kommen sie wegen der Mischung aus all dem und noch viel mehr, ursprüngliche Gastlichkeit inklusive? Wahrscheinlich trifft Letzteres hauptsächlich zu.

Liverpool-Fußballer feierten am besten

Die Mischung macht’s! Dieses Motto könnte auch über dem neuesten Hütten-Schrei am Hochkönig stehen, wenn da nicht schon dick und fett „TOM“ prangen würde. 2019 öffnete Tom Eder (39) seinen 600-Plätze-Lebenstraum an der Bergstation der zur gleichen Zeit fertiggestellten Natrunbahn, die die Gäste auf 1171 Meter Höhe direkt vor die Haustür von „TOM Almhütte“ schaufelt. Das Zeitfenster für einen Bau entlang der Baumgrenze ist kurz, in nur sechs Monaten wurde ein Cabrio-Gebäude hoch über Maria Alm hindrapiert, das an 300 Öffnungs-Tagen nicht nur die Sonne einfängt, sondern auch Gäste – winters wie sommers.
Am Bau wurde nicht geknausert. Der Chef selbst wohnt dort oben mit seinem Partner und mit bis zu 46 seiner Mitarbeiter. Für sie gibt es Wohnraum in luft’ger Höh‘, denn bei 50 Hochzeiten im Jahr, bei Firmenfeiern und Mannschafts-Events („Am besten feierten die Fußballer vom FC Liverpool“) kann es auch mal richtig spät werden – oder früh, je nach Sichtweise.
Wie hält man diese Mitarbeiter bei der Stange? „Der Lohn ist nicht das Wichtigste für einen Mitarbeiter“, weiß Tom Eder nicht nur aus seiner eigenen Erfahrung als Gastro-Kosmopolit, sondern auch von der eigenen Familie. Denn er entstammt der Eder-Dynastie aus Maria Alm, die neben dem Stammhaus, dem Hotel Eder, das Kinder-Hotel „Tante Frida“, das „Maria & Josef“ und das Erwachsenenhotel „Sepp“ betreibt. Was treibt den Mitarbeiter denn an, wenn es nicht der Mammon ist? Warum kann Tom Eder seit Jahren auf ein Stamm-Team von mehr als 20 Köpfen bauen, die meisten davon Einheimische?

Streicheleinheiten auf der Alm

„Das Team muss passen, die Anerkennung für Leistung stimmen und es muss Freiheiten geben wie acht Wochen Urlaub und nicht fünf wie üblich“, gibt Tom sein Arbeitnehmer-Geheimnis preis. Und wenn es dann noch Zuckerl gibt wie ein Elektro-Auto, das über die Firma läuft, dann schmilzt die Distanz zum Chef verdächtig auf Freundschafts-Nähe. „Incentive“ heißen solche Personal-Streicheleinheiten im Wirtschafts-Denglisch.

Über Incentives hat sich der Grünegg-Heinrich vor zwei Jahren zum ersten Mal ernsthaft Gedanken gemacht. Und da der Großteil der fünfköpfigen Belegschaft auf den Nachnamen „Rainer“ hört, wurde aus dem Firmenereignis ein Familien-Urlaub. Zum ersten Mal ging es auf große Fahrt und man wählte als maximales Kontrastprogramm Dubai. Wüste statt Wald, Kamel statt Kuh.

Qualität hat ihren Preis – doch der wird akzeptiert

Ihren Horizont erweitert haben die Gastronomen am Hochkönig seit langem. Ein Beispiel von vielen ist das „MareMare“ in Hinterthal, „wo das Steinerne Meer aufs Mittelmeer trifft“, wie sich die Bottega selbst adelt. Kabeljau-Kroketten, Muhammara mit hausgemachter Focaccia und knusprigem Oktopus gibt’s auf 1020 Metern Höhe in Tapas-Atmosphäre. Einzig spürbarer Unterschied: In Barcelona marschieren keine geschulterten Ski am Fenster vorbei. Apropos: Auch mit Skischuhen an den Füßen lässt es sich hochköniglich speisen, etwa bei der „Deantnerin“ an der Bürglalm-Abfahrt, wo’s eine flambierte Garnelen-Schaumsuppe gibt.

Günstig war gestern, das ist praktisch in allen Skigebieten so, und so will man am Hochkönig mit Qualität punkten und die hat nun mal ihren Preis. Wie die Erfahrung zeigt, ist der Skifahrer auch bereit, diesen zu zahlen. Und sollte ihm dennoch mal schwummrig werden vor Augen bei einer Preisliste, dann gibt’s halt einen Karotten-Schnaps und schon sieht man wieder klarer.


INFORMATIONEN

Die Region Hochkönig besteht aus den drei Hauptorten Mühlbach, Dienten und Maria Alm und kleineren Orten wie Hinterthal oder Hintermoos. 32 Lifte, von der 10er-Kabine bis zum Schlepplift, decken 60 Pisten ab. Das Aushängeschild ist die „Königstour“, die über sechs Gipfel führt mit 35 Pistenkilometern über 7500 Höhenmetern. Die Region Hochkönig ist Mitglied des Verbunds „Ski amadé“.

ANREISEN

Mit dem Auto: Wegen der Generalsanierung der A 10-Tauernautobahn, die noch bis Juni 2025 dauert, kommt es dort oft zu Staus. In der Wintersaison 2023/24 erreichen Gäste die Region Hochkönig stau- und mautfrei am schnellsten über Siegsdorf und Lofer. Eine weitere Anreise aus Deutschland bietet die Route über Rosenheim, Kiefersfelden Süd, St. Johann und Saalfelden.
Mit dem Zug: Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Saalfelden, Lend und Bischofshofen. Zugverbindungen unter www.oebb.at oder telefonisch unter 0043/51717 buchen.

ÖBB Kombiticket:
Vergünstigter (Mehr-)Tagesskipass inklusive Zugticket.

ÜBERNACHTEN
Berg & Spa Hotel Urslauerhof, Hinterthal, ✆ +43 (0)6584 8164, www.urslauerhof.at – 100 m von der Talstation weg.

www.salzburgerland.com

www.hochkoenig.at


Redakteur Franz Danninger spürte den Tipps für Ski und Kulinarik nach auf Einladung der Region Hochkönig und SalzburgerLand.