Die Kvarner Bucht in der Nebensaison
Kroatien zeigt seine entspannte Seite

02.12.2023 | Stand 02.12.2023, 5:00 Uhr

Das Mädchen mit der Möwe blickt auf das offene Meer: Die Skulptur ist wohl die bekannteste in Opatija und ein berühmtes Symbol der ganzen Kvarner-Bucht. − Fotos: Klee 

Keine vollen Strände, keine überteuerten Souvenirs oder überlaufenen Promenaden: Gerade in der Nebensaison ist die Kvarner Bucht mit Opatija und Rijeka einen Besuch wert, um Kroatien richtig kennenzulernen.

Das Spiegelbild der Sonne glitzert auf der Adria – so grell, dass es für das bloße Auge fast zu hell ist. Möwen ziehen ihre Kreise, die Wellen des Meeres peitschen gegen die Küste an der Promenade Lungomare in Opatija. Kroatien ist eines der beliebtesten Urlaubsziele der Bayern, erreicht man es doch innerhalb weniger Stunden Autofahrt. Wenn es draußen kälter wird, denken allerdings die wenigsten an einen Urlaub dort. Dabei kann man gerade zu den kälteren Jahreszeiten das gastfreundliche Land und dessen Einwohner richtig kennenlernen.

Damit wirbt gut zehn Kilometer weiter östlich auch Reiseführer Petar bei der Stadtführung durch Rijeka. Im Sommer sei es einfach zu heiß für die Hafenstadt, weiß er. „Wir haben keinen direkten Zugang zum Meer, um darin zu schwimmen.“ Der typische Badeurlaub ist deshalb in der drittgrößten Stadt Kroatiens nicht möglich. Und das merkt man auch am Tourismus. „90 Prozent der Leute hier sind Einwohner“, sagt er, als wir über die Hauptpromenade marschieren. Im Sommer sei schon mehr los, aber auch da würden Besucher kaum übernachten. „Da ist Rijeka meist nur eine Zwischenstation für Durchreisende.“

Rijeka versteht sich als Hafen der Vielfalt

Umso größer war die Freude, als Rijeka Anfang 2020 zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde. Dadurch erhoffte man sich mehr Touristen. „Dann kam Corona“, sagt Petar und rollt mit den Augen. Unter dem Motto „Hafen der Vielfalt“ wollte man die Stadt der ganzen Welt zeigen. Mehr als 1000 Events waren geplant – sehr viele davon fielen der Pandemie zum Opfer.

Umso wichtiger ist der Hafen, berichtet Petar weiter auf dem Rundgang. Die weißen Mega-Yachten reihen sich dort aneinander. Aber der Hafen ist auch „eine wichtige Verbindung zu Mitteleuropa“, erzählt er. Sogar Getreide aus Ungarn werde dort verschifft. Und natürlich der größte Exportschlager Kroatiens: die Fische. „Die werden bis nach Japan gebracht“, sagt Petar durchaus etwas stolz. Schließlich ist Kroatien und gerade auch Rijeka für seine Fischspezialitäten bekannt.

Beim Wochenmarkt, wo Obst und Gemüse verkauft werden, steht auch eine Halle – der Fischmarkt. Der Boden ist klatschnass von dem vielen Eis, das die aufgestellten Fische und Meeresfrüchte kühlt. „Wurde alles in der letzten Nacht gefangen“, sagt Petar und zeigt in die Runde. Viele Einheimische tummeln sich an den Ständen – allerdings nicht nur, um frischen Fisch zu kaufen. „Das ist auch für die Älteren ein sozialer Treffpunkt“, erklärt Petar. Dort tauschen sie sich untereinander aus, kommen ins Gespräch.

In Rijeka wurde der erste Torpedo gebaut

Früher war Rijeka für seine Industrie bekannt, vor allem für Zucker- und Papierproduktion. Und: Der erste Torpedo der Welt wurde im 19. Jahrhundert dort erfunden, erzählt Petar. Eine Ausstellung im Stadtmuseum zeigt die Entstehung. „Mein Opa hat in der Fabrik gearbeitet“, sagt er. Er dagegen hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen und Theologie studiert – in Rom. Viele seiner Kommilitonen dort waren aus der Bundesrepublik. Dadurch konnte er so gut Deutsch lernen und später leicht in der Tourismusbranche Arbeit finden, wie er verrät. Der Grund: Die Hälfte der Besucher in Rijeka sind Deutsche. „Und ein Großteil davon kommt aus Bayern“, erzählt er am Ende der Stadtführung, als er uns ins Bistro „Mornar“ führt. „Dort gibt es die frischesten Meeresfrüchte“, betont er.

Abseits vom sommerlichen Trubel durch Opatija

Auch die Promenade Lungomare in Opatija ist abseits des sommerlichen Massentourismus definitiv einen Besuch wert. Ein Spaziergang am Meer – ohne die vielen Stände, an denen überteuerte Souvenirs angeboten werden – mit Zwischenstopp bei der berühmtesten Skulptur der Kvarner-Bucht, dem Mädchen mit der Möwe, da kann man in Ruhe Energie tanken. Erhaben blickt die Figur auf das offene, weite Meer. Dabei wird sie um die Mittagszeit perfekt von der Sonne ausgeleuchtet, als ob sie wissen würde, dass sie gerade bestaunt wird.

Einige Veranstaltungen sollen auch in der Nebensaison Besucher nach Opatija locken – wie beispielsweise das Schokoladenfestival im Herbst. Da nutzen die regionalen Hersteller die Möglichkeit, den Gästen einen Blick hinter die Kulissen der Schokoladenproduktion zu gewähren. Oder auch der „Romantik-Advent“, bei dem Hunderttausende Lichter und Dekorationen Opatija in ein Wintermärchen verwandeln sollen.

So eröffnet sich abseits der Sommermonate eine facettenreiche Perspektive auf Kroatien, die über den typischen Badeurlaub hinausgeht. Wenn die Sonne das Mädchen mit der Möwe am Lungomare in goldenes Licht taucht, wird klar: Kroatien ist nicht nur im Sommer, sondern zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.


Redakteurin Madeleine Klee recherchierte vor Ort auf Einladung der Region Kvarner.


INFORMATION
Die Kvarner-Bucht erstreckt sich an der Adria zwischen dem kroatischen Küstenland im Osten und der Halbinsel Istrien im Westen mit beispielsweise der Hafenstadt Rijeka, der drittgrößten Stadt Kroatiens, und dem beliebten Touristenziel Opatija.

ANREISEN

Von Süddeutschland am besten mit dem Auto. Alternativ Flüge von Salzburg nach Rijeka oder von München nach Pula oder Zagreb. Von dort zum Beispiel mit einem Leihwagen weiter nach Opatija oder Rijeka.

ÜBERNACHTEN
Hotel Navis: Das Fünf-Sterne-Design- und Gourmethotel befindet sich an einem schmalen Küstenstreifen zwischen Rijeka und der Opatija-Riviera direkt über der Adria. Frühstück mit Blick aufs Meer und ein kulinarisches Highlight mit dem A-la-Carte-Restaurant (drei Gault Millau-Hauben).

Adria-Relax-Resort Miramar: Das Vier-Sterne-Superior-Resort in Opatija erinnert an die altösterreichische Riviera. Das Hotel liegt direkt am Lungomare, dem historischen, zwölf Kilometer langen Uferpromenadenweg. Leichte, mediterrane Küche mit österreichischen Einflüssen.

KULINARIK

Bistro Mornar: Fischrestaurant am Hafen von Rijeka mit den frischesten Meeresfrüchten.

Food & wine bar Ganeum: Das Restaurant in Lovran südlich von Opatija serviert Fisch- und Fleischspezialitäten mit einer großen Auswahl an Weinen.

www.kvarner.hr
www.visitopatija.com/de