Rückblick
2020 – ein Jahr des Stillstands

Vergangenes Jahr verlief bei wichtigen Bauprojekten in Amberg sehr ruhig. Allerdings gibt es eine große Ausnahme.

03.01.2020 | Stand 16.09.2023, 4:38 Uhr
Gerd Spies
Während auf dem Bürgerspitalgelände und bei der Bergwirtschaft Stillstand herrscht, tut sich was beim ehemaligen Kaufhaus Storg. −Foto: Gerd Spies

Seit Jahren stockt es bei der Bebauung des ehemaligen Bürgerspitalgeländes. In diesem Jahr erhielten die Befürworter der städtischen Pläne einen weiteren Dämpfer, dessen Ursprung in den tieferen Regionen des Untergrunds liegt. Es sind die geologischen Besonderheiten der Gesteinsschichten an dieser Stelle, die den Bau einer zweigeschossigen Tiefgarage unmöglich machen. Das ergaben Tiefenbohrungen Ende 2019.

Somit muss nicht nur Investor Ten Brinke auf eine eingeschossige Variante umsteigen, es entfällt auch die umstrittene Einfahrt in der Bahnhofstraße. Dass die Stadt dadurch den bisherigen Bebauungsplan per Stadtratsbeschluss durch einen neuen ersetzen musste, nutzten die Gegner im Stadtrat, um das gesamte Bauvorhaben zu kippen. Doch mit der Mehrheit von CSU, ÖDP und SPD brachte der Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung einen neuen Bebauungsplan mit kleinerer Tiefgarage auf den Weg. Der Wunsch der „IG Menschengerechte Stadt“, dort einen Pop-up-Park entstehen zu lassen, bleibt weiterhin Illusion.

Stagnation bei Bergwirtschaft

Stillstand herrscht derzeit auch bei dem Vorhaben, die Bergwirtschaft zu sanieren. Gegen die Pläne des Investors Michael Fellner, dort auf dem Mariahilfberg ein Hotel mit rund 20 Betten zu errichten, hatte die Bürgerinitiative IG Berg ein Bürgerbegehren eingeleitet. Mit großer Mehrheit lehnte dies aber der Stadtrat im März 2020 aus formalen Gründen ab. Inzwischen reichte die IG Berg eine Klage beim Verwaltungsgericht ein. Ungeachtet dessen läuft das Aufstellungsverfahren für den Bebauungsplan weiter. Die Juristen werden nun entscheiden, wie es mit dem Bauvorhaben weitergeht.

Ein weit kleineres Bauvorhaben der Stadt brachte es sogar zu einer überregionalen Schlagzeile im Oktober 2020. Die „Amberger Mauer“ soll in der Dostlerstraße die Menschen „in Ost und West trennen“ hieß es dort. „Ein Witz, passend zum 30. Jubiläum der deutschen Einheit?“ fragte da der Schreiber und lieferte gleich selbst die Antwort: „Nein, Wirklichkeit in der Oberpfalz“.

Was ist der Hintergrund des Streits in der Dostlerstraße? Ein Investor hatte dort eine alte Hofstelle gekauft, um daraus fünf Bauparzellen zu machen. Die Stadt erschloss die nur 2,75 Meter schmale Straße, nicht aber den Westteil der Straße. Eine Anwohnerin hatte dort keine Flächen zur Straßenverbreiterung abgegeben. Die Stadt wiederum scheute ein langwieriges Enteignungsverfahren. Um aber die Erschließungskosten im Ostteil einfordern zu können, verlangt der Gesetzgeber, dass es sich um „zwei eigenständige Straßenzüge“ handelt.

Eine Mauer musste her, um die Teilung der Dostlerstraße in Ost und West zu besiegeln. Für den Begriff „Mauer“, der Amberg überregional in die Schlagzeilen brachte, entschuldigte sich inzwischen Baureferent Markus Kühne. Geplant ist jetzt ein Pflanztrog, was aber den Gordischen Knoten auch nicht löst, wie die Diskussion im Stadtrat in der Oktober-Sitzung zeigte.

„Drei Höfe“ in der Bahnhofstraße

Ganz anders die Situation in der Bahnhofstraße 10 und 12! Hier herrscht Aufbruchsstimmung, für jedermann sichtbar, spätestens seit Anfang Dezember 2020, seit ein großes Gerüst die denkmalgeschützte Fassade stützt. Die drei Geschäftsführer des Amberger Architekturbüros Bauart GmbH, Wolfram Buegger, Thomas Helm und Kostja Künzel, verwandeln derzeit den Gebäudekomplex in der Bahnhofstraße, der jahrzehntelang das Kaufhaus Storg, später das Forum war, in ein modernes Dienstleistungszentrum um.

„Drei Höfe“ heißt das Zauberwort, das aus einer Mischung aus Hotel, Gastronomie, kleinflächiger Ladenpassage, Bar und Disco bestehen soll. Der Streit um die denkmalgeschützte Fassade ist Geschichte. Wenn alles klappt, wird Ende 2021 eröffnet. Dann nimmt eine 15 Jahre lange „Leidensgeschichte“ dieses einst pulsierenden Kaufhauses ein gutes Ende. 2020 war also nicht überall Stillstand in Amberg.