Preise
Bezirk zeichnet Amberger für besondere Projekte aus

25.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:11 Uhr
Sie freuten sich über die erfolgreichen Projektarbeiten: (v. l.) Bezirksrat Martin Preuß, Schüler des P-Seminars Geschichte des Erasmus-Gymnasiums, Studiendirektor Florian Häusler und Bezirkstagspräsident Franz Löffler. −Foto: Fotos: Isabelle Lemberger

Im ehemaligen Ring-Kino in Weiden gab es für die Kultur und den Denkmalschutz in der Oberpfalz am Mittwoch ein großes Fest: Erstmals wurden alle Preise, die der Bezirk Oberpfalz im Laufe eines Jahres vergibt, an einem Abend verliehen.

Wie der Bezirk Oberpfalz in einer Pressemeldung mitteilt, konnten sich die Stadt Amberg und der Landkreis Amberg-Sulzbach in diesem Jahr gleich über zwei Jugend-Kulturförderpreise und einen Denkmalpreis des Bezirks Oberpfalz freuen. Begrüßt wurden die rund 80 Anwesenden von Bezirkstagspräsident Franz Löffler.

Die 17-jährige Schülerin Alexa Valenzuela Chavez aus Ebermannsdorf gewann den Jugend-Kulturförderpreis im Bereich „ästhetisch-künstlerisches Handeln“. Chavez schuf in ihrer Freizeit eine 236 Seiten umfassende Graphic Novel im Manga-Stil und brachte den Comic selbst über einen Online-Verlag in den Buchhandel.

Inhaltlich erzählt der Comic eine typische coming-of-age-Geschichte, welche die Entwicklung und Identitätsfindung von Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsenwerden thematisiert. Dabei werden klassische Themen wie Beziehung und Selbstzweifel genauso behandelt wie Umweltzerstörung, Bewahrung der Schöpfung und ähnliche aktuelle Fragen – vor dem Hintergrund eines Jungen, der zufällig in eine Welt voller Fabelwesen gerät.

Die Arbeit zahlt sich aus

Es war ein langer Weg von der Idee bis zur Veröffentlichung des Buches: Die 17-Jährige hat nach eigenen Angaben an der Geschichte allein vier Monate gearbeitet, für die Umsetzung in einen Comic hat sie dann über acht Monate hinweg jeden Tag neben der Schule mindestens fünf Seiten gezeichnet.

Die Jury ist sich einig: Der Comic besticht durch eine hohe zeichnerische Qualität. Die Figuren und Hintergründe weisen ein hohes Niveau auf und greifen eine unter Jugendlichen äußerst beliebte Kunstform perfekt auf. Die Schülersprecherin des Gregor-Mendel-Gymnasiums bespielte schon vor der Veröffentlichung des Comics soziale Medien wie TikTok und Instagram mit ihren Zeichnungen und hat sich so eine große Fangemeinde aufgebaut – online gibt sie auch Zeichen-Tutorials. Übrigens: Valenzuela Chavez arbeitet bereits an der Fortsetzung ihres Comic-Buchs. Den Jugend-Kulturförderpreis gab es laut der Pressemitteilung des Bezirks Oberpfalz für die Audio-Zeitreise „Shalom Amberg“ des P-Seminars Geschichte des Erasmus-Gymnasiums in Amberg. Das Jahr 2021 stellte einen Höhepunkt der Erinnerung und Sichtbarmachung jüdischer Geschichte und jüdischen Lebens in Deutschland dar. Unter dem Motto „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ fanden zahlreiche Aktionen und Projekte statt.

Auch 14 Schülerinnen und Schüler des Erasmus-Gymnasiums Amberg machten sich unter der Leitung von Studiendirektor Florian Häusler daran, sich intensiv mit dem jüdischen Erbe Ambergs auseinanderzusetzen. Sah das Seminarkonzept zunächst nur das Zusammentragen und die digitale Präsentation von Informationen zu Amberger Stolpersteinen vor, erweiterten Schüler das Projekt kurzerhand auf eine Zeitreise durch die jüdische Geschichte Ambergs zum Anhören. Mit dem Audio-Walk griffen die Jugendlichen nicht nur ein inhaltlich, sondern auch didaktisch hochaktuelles Thema auf. „Public History“ und sogenannte „outreach-Programme“ – sozusagen Geschichte im öffentlichen Raum – haben Konjunktur. Die Schüler haben nicht nur eine gut produzierte Stadtführung in Eigenregie entwickelt, sondern auch einen Beitrag für Toleranz und gegen Antisemitismus geliefert – und sich so als Preisträger im Bereich „Soziokultur“ durchgesetzt.

Denkmalpreis für die Stadt

Die Stadt Amberg erhielt den Denkmalpreis für die kreative und mustergültige Sanierung des ehemaligen kurfürstlichen Wagenhauses. „Die Stadt Am-berg hat bewiesen, dass sich auch Kommunen dem Thema Denkmalschutz erfolgreich stellen können“, erklärte Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Viele Oberpfälzer Städte und Märkte besitzen historische Stadel aus Stein, die den Orten ein ganz besonderes Erscheinungsbild geben.

Das ehemalige Kurfürstliche Wagenhaus am Paulanerplatz 17 in Amberg ist ein edler Bau der deutschen Spätrenaissance. Erbaut wurde es 1615 im Auftrag des Kurfürsten Friedrich V. als Wagenhaus, beziehungsweise als Speicher. Das auch als „Paulanerstadel“ bekannte Wagenhaus wurde über 30 Jahre lang als Braustätte genutzt und stand seit 1994 leer, so die Pressemeldung weiter.

Die Stadt Amberg übernahm das Gebäude als eines der bedeutendsten profanen Baudenkmale der Stadt im Jahre 2006 von der Brauerei. Mit einer aufsehenerregenden Konzeption, bei der der Schutz und der Erhalt des Gebäudes im Zentrum standen, gelang es der Stadt Amberg, diesen Stadel einer sinnvollen und nachhaltigen Nutzung als Stadtarchiv zuzuführen.

Um dem Erhalt der verbliebenen Originalsubstanz und der zukünftigen Funktion als zeitgemäßes Archiv gleichermaßen gerecht werden zu können, entwickelte das Architekturbüro „gildehaus.partner“ eine „Haus-in-Haus“-Konstruktion: 90 Zentimeter von den Außenmauern eingerückt wurde im Inneren ein zweigeschossiger neuer Baukörper mit rund 780 Quadratmetern Gesamtfläche errichtet, der alle Ansprüche an ein modernes Archivgebäude erfüllt. Durch diesen Einbau konnte nicht nur die Fassade, sondern auch der his-torische Dachstuhl erhalten werden. Für Löffler steht fest: „So wird das Gedächtnis der Stadt dauerhaft in einem Gebäude verwahrt, das selbst Stadtgeschichte ist.“