Kultur
Die Spielfreude ist ungebrochen

Amberger Schultheatergruppen präsentierten Ausschnitte ihrer Werke. Die Vielfalt der Produktionen begeisterte das Publikum.

06.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:03 Uhr
Die „verwunschene Krähe“ präsentierte die Theatergruppe der Schönwerth-Realschule. −Foto: Peter Ringeisen

Die 29. Amberger Schultheatertage zeigten, dass trotz aller Probleme, die die Pandemie-Maßnahmen auch für die Theatergruppen mit sich brachten, die Spielfreude immer noch da ist. Und die gut gefüllten Zuschauerränge machten deutlich, dass auch das Publikum da ist, das die Aufführungen sehen will. Beste Voraussetzungen also für die Ausschnitte aus den aktuellen Produktionen der Amberger Schultheatergruppen, die bei der Auftaktveranstaltung im Stadttheater traditionell dargeboten werden.

Die Theatergruppe „Die Wilden 13“ der Unterstufe des Gregor-Mendel-Gymnasiums (Leitung: Christoph Schulz) bot einen Einblick in ihre Produktion „Horror“ von Barbara Seeliger. Dieses Stück zeigt den Entstehungsprozess eines Filmprojekts – die Jugendlichen wollen einen Horrorfilm drehen. Mit großer Lässigkeit und schön herausgespielten Eigenheiten wird dargestellt, welche Probleme da schon am Anfang auftreten.

Ein Chaos ganz anderer Art herrscht an der „verfluchten Schule“ (von Stefanie Golkowsky), die die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe des Max-Reger-Gymnasiums auf die Bühne bringt (Leitung: Simone Nimmerrichter). Die Verunsicherung an diesem Haus rührt daher, dass vor hundert Jahren ein Direktor mit schwarzer Magie experimentierte, und nun spuken die unheimlichen Folgen seiner Amateur-Zauberei durchs Gemäuer: ein Einhorn, diverse Gespenster und Zombies! Den Schülerinnen und Schülern des MRG gelingt es, diese besondere, latent bedrohliche Atmosphäre zu zaubern.

Ihrem besonderen Stil treu, agierte die Theatergruppe der 5.-8. Jahrgangsstufe der Schönwerth-Realschule (Leitung: Brigitte Bodensteiner) mit chorischem Sprechen, bewusster Ausnutzung der Bühnenfläche und mit choreographischen Elementen, die dem Ausschnitt aus ihrer Produktion „Die verwunschene Krähe“ einen poetisches Flair gaben. In diesem Projekt setzen die Schülerinnen und Schüler Elemente aus einem Märchen von Franz Xaver von Schönwerth in eine szenische Erzählung um.

Ein für Jugendliche besonders aktuelles Thema hat sich die Theatergruppe des Erasmus-Gymnasiums vorgenommen (Leitung: Elisa Romfeld). Ihr eigenständig entwickeltes Stück dreht sich um das Smartphone und wie es durch seine Allgegenwärtigkeit das Leben der jungen Leute dominiert. Der Titel „Liken bitte!“ macht deutlich, dass die Zustimmung aus dem Umfeld der sozialen Medien das Ziel aller Userinnen und User ist – und erst recht natürlich all derer, die „Influencer“ sein wollen.

Die Mittel- und Oberstufe des Max-Reger-Gymnasiums (Leitung: Nina Kohl) überzeugte mit einer stark verfremdeten Version von „Alice im Wunderland“. Sehr frei nach Lewis Carroll nennt die Gruppe ihr Stück „Alice im Anderland“ – und dieses andere Land ist eine Nervenheilanstalt, in der die traumatisierte Alice auf Figuren stößt, die an die aus dem Original bekannten Figuren erinnern. Mit dichter Intensität erschufen die Jugendlichen eine bedrückende Stimmung, die nach Einordnung und Aufklärung verlangt.

Der atmosphärische Kontrast könnte kaum größer sein zu dem darauf folgenden Ausschnitt. Die jüngere Hälfte der Theatergruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen (Leitung: Florian Hackl und Peter Ringeisen) gab einen Einblick in die klamaukhafte Darstellung der Biographie von „Cleopatra“ (August von Kotzebue). Hier zeigt sich die ägyptische Herrscherin als selbstbewusste Frau, die zum Zeitvertreib „Werthers Leiden“ liest und ihr blendendes Aussehen dazu nutzt, den römischen Feldherrn zu bezirzen und so davon abzuhalten, ihr Reich zu erobern.

Die Oberstufen-Theatergruppe des Gregor-Mendel-Gymnasiums, „Die Oscars“ (Leitung: Claudia Ried), brachte eine eigene Fassung des „Faust“-Stoffs mit: „Der Fall Margarete Weiß“ stellt die in Goethes berühmtestem Drama gezeigte Handlung aus der Sicht der jungen Frau dar, die von Faust verführt und dann verlassen wird, so dass sie aus Verzweiflung und in aussichtsloser Lage ihr Kind tötet. In der GMG-Fassung wird versucht, die Schuldfrage zu klären.

Den Schluss machte die andere Hälfte der Theatergruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen (Leitung: Florian Hackl und Peter Ringeisen) mit einem Ausschnitt aus J. B. Priestleys Drama „Ein Inspektor kommt“. Wie bei „Faust“ dreht sich ebenfalls alles um eine junge Frau, die sterben muss, weil die Menschen um sie herum ihr keine Chance geben.

Die jungen Schauspieler wurden für ihre Darbietungen mit reichlich Applaus belohnt, und bei allen acht Ausschnitten fühlte man als Zuschauer den Wunsch, die komplette Aufführung zu sehen – insofern erfüllte die Auftaktveranstaltung genau ihren Zweck. Die Schultheatergruppen zeigten einander, woran sie arbeiten, und machten deutlich: Es wird sich lohnen, die Theaterabende an den Schulen zu besuchen.