Lokalpolitik
Heiße Debatte um Baugebiet

Die Gemeinde Kümmersbruck will in Theuern Bauland für junge Familien schaffen. Die Kontroverse war zentrales Thema bei der Bürgerversammlung.

05.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:28 Uhr
Klaus Högl
100 Teilnehmer konnten bei der Bürgerversammlung dabei sein. Zentrales Thema war das neue Baugebiet in Theuern. −Foto: Klaus Högl

Um 19 Uhr musste Hauptamtsleiter Wolfgang Roggenhofer den Eingang schließen, 100 Bürger hatten die Turnhalle gefüllt, mehr durften es bei der Bürgerversammlung nicht sein. Nach zwei Stunden hat Bürgermeister Roland Strehl die Versammlung beendet: Nach ausgiebiger Diskussion sollten dann einige vorgefasste Meinungen entkräftet worden sein. Jedenfalls gab es am Ende offenbar keine Fragen mehr.

Die Verwaltung beziehungsweise das Bauamt legt Wert auf „ein hochöffentliches Verfahren, das komplett in der Öffentlichkeit stattfindet“; man habe zu keiner Zeit „den Deckmantel des Schweigens darübergelegt“, stellte Strehl einleitend zum Baugebiet „Lochnerstraße West“ in Theuern fest.

Strehl hatte mit Dipl. Ing. Rainer Rubenbauer vom Planungsbüro und Landschaftsarchitekt Christopher Trepesch zwei Experten geladen. Im Baugebiet Lochnerstraße West in Theuern sollen elf Parzellen auf 1,8 Hektar entstehen, Bauland für junge Familien.

Alexander Greiner vom Bauamt erläuterte ausführlich die Situation. Auf die – zumeist sachlichen Fragen – zu Kanalisation, Ausgleichsflächen, Altlastenverdachtsfälle und Verkehrsführung ist Rubenbauer eingegangen. Die Rettungswege seien gesichert, Parken sei ansonsten verboten, wenn drei Meter Mindestabstand nicht blieben. „Vom Verkehr her ist keine große Mehrbelastung von diesen elf Bauparzellen zu erwarten“, sagte er. „Diese elf Parzellen können auf jeden Fall über die Lochnerstraße erschlossen werden“, erklärte Strehl.

Befürworter melden sich zu Wort

Die Kritiker haben im wesentlichen nochmals ihre Standpunkte dargelegt. Michael Grob forderte ein Verkehrsgutachten für die Lochnerstraße. Er wollte eine Abstimmung in der Bürgerversammlung haben, diese wurde ihm gewährt. Mit 49:46 Stimmen bei fünf Enthaltungen hat die Versammlung Grobs Forderung abgelehnt.

Im Vorfeld der Bürgerversammlung gingen an sich nur die Gegner in die Öffentlichkeit. Diesmal meldeten sich auch die Befürworter. „Dass sich Bürger so gegen das Neubaugebiet für junge Familien stellen macht mich traurig“, erklärte eine Besucherin und schilderte ihre Versuche, in Kümmersbruck zu einem Grundstück zu kommen. Sie beklagte die „immer lauter werdenden Querulanten“ und appellierte an die Gemeinde: „Bleiben Sie bei ihrem Vorhaben“.

Pfarrgemeinderat Richard Bäumler fand es richtig und wichtig, dass junge Familien die Möglichkeit bekommen, sich in Theuern anzusiedeln. Theuern habe einen schönen Kindergarten, für den Bestand seien eben junge Familie wichtig, erklärte Bäumler.

Strehl sprach auf die Frage von Maximilian Wolf die Nachverdichtung an. Diese werde von der Gemeinde stets unterstützt. Grundstücksbesitzer würden immer wieder angeschrieben, vorhandene Lücken zu schließen, aber die Hürden, in private Belange einzugreifen seien schwer. „Die Nachfrage nach Baugrundstücken ist hoch, und nichts ist für eine Kommune schlechter als ein unbebautes Grundstück“, sagte Strehl.

Landschaftsschutzgebiet und Artenschutz – diese Punkte wurden von Anfang an als Bauhindernis in Feld geführt. Landschaftsarchitekt Christopher Trepesch hat bei der Bürgerversammlung deutlich gemacht, dass sich das geplante Baugebiet wie ein Hauptteil der Ortschaft Theuern in einem Landschaftsgebiet befindet. Grundsätzlich wäre es nicht erlaubt, bauliche Anlagen zu errichten. Auch die bereits bestehenden Häuser in der Lochnerstraße und am Burgstall befinden sich in diesem Schutzgebiet.

Gebiet ökologisch aufwerten

Was die neuen elf geplanten Häuser in der Lochnerstraße betrifft, werden diese von Wald eingerahmt und grenzen an das bestehende Baugebiet in der Lochnerstraße/Burgstall an. Deshalb seien sie nicht schon von weitem einsehbar, sie würden sich schonend in die Landschaft einfügen. Laut Christopher Trepesch steht einer Herausnahme des Bereichs aus dem Schutzgebiet nichts entgegen, sie sei auch beim Landratsamt bereits beantragt.

Zum Artenschutz erklärte er, dass keine Lebensräume von seltenen Tieren zerstört würden. Das Pflanzen einer Streuobstwiese und Hecken sowie Ausheben einer feuchten Mulde werte das Gebiet ökologisch erheblich auf. Die bisherige scharfe Grenze zwischen intensiv genutztem Grünland und strukturreichem Wald wird damit verwischt und durch naturnahe Strukturen erweitert, bekundete Christopher Trepesch.