Menschen
Karl Winkler feierte 90. Geburtstag

Das Reisen war die große Leidenschaft des Ebermannsdorfers. Für die vielfältige Unterstützung ist der Jubilar sehr dankbar.

26.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:36 Uhr
Christine Wendl
1. Bürgermeister Erich Meidinger gratuliert Karl Winkler zu dessen 90. Geburtstag im Namen der Gemeinde Ebermannsdorf. −Foto: Christine Wendl

An seinem 90. Geburtstag empfing Karl Winkler aus Ebermannsdorf außer seinen Kindern auch ersten Bürgermeister Erich Meidinger in seinem Haus. Hier versorgt er sich noch weitestgehend selbst und möchte auch auf keinen Fall jemals woanders wohnen. Da die Ehefrau Marianne schon allzu früh starb und auch die anderen Gleichaltrigen immer weniger werden, ist Isolation kein Phänomen, das erst mit Corona aufgekommen ist. „Die sterben halt alle weg“, so der Jubilar, der dennoch froh und dankbar auf ein abwechslungsreiches, langes Leben zurückblickt und interessante Einblicke in die Vergangenheit gab.

Geboren als zweites von drei Kindern im Januar 1932 wuchs er in Haselmühl quasi in der dort ansässigen Bäckerei der Eltern auf. Winkler erlernte im elterlichen Betrieb den Beruf des Bäckers, während der Vater nach dem Krieg interniert war. Nach der Weiterbildung zum Konditor und zum Bäckermeister musste er sein erlerntes Handwerk dennoch mit 34 Jahren an den Nagel hängen und sorgte seitdem bis zu seiner Rente durch die Arbeit im Außendienst für den Lebensunterhalt seiner Familie.

Diese gründete er vor dem Traualtar 1956 mit Marianne Herdegen, die er auf dem Jägerball in Amberg kennenlernte. Sohn Gerhard und Tochter Ingrid vervollständigten die Familie und man zog 1971 nach Ebermannsdorf. Der rüstige Neunzigjährige frönte lange Zeit der Jägerei. Seine ganz große Leidenschaft galt schon immer dem Reisen, getreu dem Motto des von ihm verehrten Mundartdichters Eugen Oker: „Wenn’st niad furt kummst, haltst as dahoam niad lang as.“ In frühester Jugend fuhr er „mal eben“ übers Wochenende mit dem Fahrrad in die Alpen, später sattelte er um aufs Motorrad und steuerte Richtung Italien und Frankreich. Die Hochzeitsreise mit Ehefrau Marianne fand mit der BMW Isetta statt und führte über die französischen Seealpen an die Cote d’Azur. Mit steigenden Lebensjahren stieg auch der Komfort der Transportmittel. Das Paar entdeckte die Vorzüge des Wohnmobil-Reisens und erkundete nun ganz Europa damit. Beim Reisen blieb Karl Winkler auch nach dem frühen Tod seiner geliebten Ehefrau. Zunächst allein, später in Begleitung einer verwitweten Jugendfreundin.

Die gewonnenen Eindrücke von Gesehenem und Erlebtem auf den Touren sind bis heute beliebtes Thema des rüstigen Seniors. Das behindertengerecht konzipierte Wohnhaus ist ein großer Vorteil für ihn – jetzt, wo die eigenen Kräfte und vor allem die körperliche Mobilität schwinden. Umso dankbarer ist Karl Winkler für die helfenden Hände aus der Nachbarschaft und von ortsansässigen Freunden. Auch die tägliche Unterstützung durch die Schwestern der Caritas Sozialstation schätzt er sehr, zumal die Kinder relativ weit weg wohnen und es ihnen so nicht möglich ist, öfter als einmal die Woche vor Ort zu sein. Die Antwort auf die Frage nach seinem „Geheimrezept fürs Altwerden“ sucht Winkler sowohl in den Genen väterlicherseits, als auch darin, dass er nie geraucht oder übermäßig dem Alkohol zugesprochen hat. Verschmitzt meint er: „An der Ernährung kann es jedenfalls nicht liegen, denn gerade das deftige Essen, Süßes und ein Kaffee schmecken mir immer noch am besten.“ (awe)