Amberg-Sulzbach
Kursangebot soll Gefahren der Waldarbeit aufzeigen – und Unfälle verhindern

14.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:35 Uhr
Der richtige Umgang mit der Motorsäge und deren optimale Pflege werden geschult. −Foto: Johann Renner

Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre gab es laut einer Pressemitteilung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg-Neumarkt 2600 meldepflichtige Unfälle pro Jahr in den bayerischen Wäldern. Das sind rund 50 Prozent aller Unglücke in der Bundesrepublik Deutschland.

Bei 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland und dem bayerischen Anteil von 2,5 Millionen Hektar (22 Prozent) ist der Anteil der Unfälle im Freistaat also deutlich überproportional. Bei den tödlichen Unfällen ist die Situation noch dramatischer. So gab es 2019 in Bayern 24 tödliche Unfälle (Deutschland: 36), 2020 waren es 21 (Deutschland: 26), 2021 dann 16 (26) und 2022 insgesamt 22 (Zahlen für Deutschland noch nicht veröffentlicht).

Hinter jeder Zahl dieser Statistik steht ein persönliches und familiäres Schicksal. Unfälle sind vielfaltig. Angefangen beim einfachen Ausrutschen, einem Stolpern bis zum plötzlichen Aufplatzen eines Stammes während der Fällung oder dem Kippen eines Schleppers lauern die Gefahren bei nahezu jeder Tätigkeit.

Die Statistik zeigt deutlich, dass die meisten Schäden bei den direkten Fällarbeiten entstehen. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) als Be-rufsgenossenschaft hat ermittelt, dass 83 Prozent der meldepflichtigen und 92 Prozent der tödlichen Forstunfälle bei Holzerntearbeiten geschehen. Die Gefahren werden häufig falsch eingeschätzt.

Auswirkungen teilweise dramatisch

Ein einfaches Rechenbeispiel lässt aber die Dimension der Gefahren erahnen. So weist ein Ast von zehn Kilogramm Gewicht beim Herabfallen aus nur 15 Metern Höhe eine Gewichtskraft von knapp 1500 Kilogramm auf. Zum Vergleich: Ein Golf II hat ein Leergewicht von 855 Kilogramm; zulässiges Gesamtgewicht 1360 Kilogramm. Die Auswirkungen einer solchen Kraft auf einen Menschen kann sich jeder selbst ausmalen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Neben Mängeln bei der Fälltechnik waren es genau diese herabfallenden Äste oder Kronenteile häufig in Verbindung mit unzureichender Rückweiche, die häufig als Ursache festgestellt werden konnten.

Auch die gefährliche Alleinarbeit im Privatwald, die ein klarer Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften sind, wird mit über 40 Prozent als Ursache genannt. Bei Alleinarbeit sind die Unfallfolgen für die Betroffenen weitaus schwerer, da die Rettungskette erst sehr spät oder gar nicht sichergestellt werden konnte.

Neben der Unterstützung durch professionelle Kräfte sind die eigene Weiterbildung und die Aneignung der notwendigen Fertigkeiten der beste Weg zur Erledigung der notwendigen Arbeiten im Wald. Der Schulungsstützpunkt am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg- Neumarkt (AELF) um Forstwirtschaftsmeister Markus Schneider bildete im vergangenen Jahr 2022 rund 1000 Teilnehmer aus. Der Klassiker des zweitägigen Motorsägen-Grundkursen für Privatwaldbesitzende war der Schwerpunkt der Fortbildungen. Aber auch zu den Themen Pflanzung, Waldpflegemaßnahmen, Zaunbau und dem Umgang mit der Seilwinde wurde geschult.

1000 Teilnehmer: Weiterbildungen sind gefragt

Zum Teilnehmerkreis gehörten zusätzlich die Freiwilligen Feuerwehren mit rund 200 Teilnehmenden. Insbesondere der Umgang mit Holz unter Spannung, wie es nach Gewittern oder Stürmen auf den Straßen als Hindernis zu finden ist, wurde hier mittels Spannungssimulator unterrichtet.

Neben dem AELF bieten auch die Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzervereinigungen, die Bayerische Waldbauernschule, die Volkshochschule und private Anbieter Kurse an, in denen das notwendige Know-how vermittelt wird.