Heimat
Verschollenes Schild ist wieder da

Das Gasthaus „Goldener Anker“ in Schmidmühlen hat eine lange Geschichte. Der Markt will den ganzen Komplex neu beleben.

02.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:19 Uhr
Josef Popp
Prächtig ist das Schild des ehemaligen Gasthauses „Goldener Anker“. Darüber sind sich Gemeindearbeiter Christian Lautenschlager (2. v. r.) sowie die drei Bürgermeister Mathias Huger, Peter Braun (v. l.) und Martin Bauer (r.) einig. −Foto: Josef Popp

Es ist im wahrsten Sinne ein Aushängeschild. Nicht nur für das ehemalige Gasthaus „Goldener Anker“, sondern auch für den Markt Schmidmühlen. Das Wirtshausschild aus dem Jahr 1840 sucht, was die Qualität und den künstlerisch-handwerklichen Wert anbelangt, seinesgleichen. Viele Jahre war es verschollen, nun konnte es Bürgermeister Peter Braun vor geraumer Zeit wieder erwerben.

Das Wirtshausschild steht für eine längst vergangene Zeit und wird, wenn das ehemalige Gasthaus „Goldener Anker“ wieder saniert ist und einer neuen Nutzung zugeführt werden kann, sicher ein echter Blickfang werden. Der Name „Goldener Anker“ lässt heute nicht zwingend den Schluss zu, dass das Gasthaus etwas mit Schiffen zu tun hatte. Hat es aber, nämlich mit der Vilsschifffahrt und dem Vilshafen, den es bis vor etwa 200 Jahren in Schmidmühlen gab.

1532 als Lagerhaus errichtet

Das ehemalige Gasthaus hat eine lange Geschichte. In der Denkmalschutzliste ist er wie folgt beschrieben: „Stattlicher zweigeschossiger Bruchsteinbau in Ecklage, mit Krüppelwalmdach, Putzgliederung, Giebelluken und polygonalem Fachwerkerker, 1532 als stattliches Lagerhaus des Marktes und Nürnberger Kaufleuten erreichtet. Angrenzender Torbogen“. Was baulich so nüchtern klingt, lässt einen Blick zu auf das Leben „damals“ im Markt.

„Damals“ war Schmidmühlen ein echtes Zentrum – der Eisenhammer sorgte für Brot, Arbeit und Reichtum, die Hopfengärten in und um Schmidmühlen boten den Bauern und Taglöhnern ein gutes Einkommen und der Vilshafen brachte viele Kaufleute und Händler, Arbeiter und Reisende nach Schmidmühlen. Es war ein Kommen und Gehen. Und damals im Mittelpunkt: das mächtige Gebäude im Zentrum von Schmidmühlen, der „Anker“.

Als die Vilsschifffahrt eingestellt wurde, bekam das Gebäude eine neue Nutzung: 1840 wurde es zu einem Gasthaus. Aus dem Jahr 1840 stammt auch das Wirtshausschild. Landläufig war und ist „der Anker“ vielen als „beim Donhauser“ bekannt. Nur wenige Menschen gingen bis in die 1980er Jahren „in den Anker“, man ging zum „Donhauser“ ins Wirtshaus. Der geläufige Name stammt von einem früheren Besitzer, einem gewissen Thomas Donhauser. Hier steht in den alten Unterlagen erstmals vor 1900 „beim Donhauser“. Später erscheint noch eine Theres Donhauser. Der Name blieb, auch wenn das Gebäude etwa 1913 in den Besitz der Familie Hummel überging. Diese stammte aus Markhof ab.

Im Wirtshaus wurde viel gefeiert

Der „Donhauser“ war ein typisches Ortsteilwirtshaus. Bis in die 1960er Jahre befand sich im Gebäude ein Tanz- und Theatersaal. Hochbetrieb herrschte in den Faschingswochen und zur Kirchweih. Aber auch viele Hochzeiten fanden dort statt. Neben dem Gasthaus betrieb die Wirtsfamilie Hummel auch eine kleine Metzgerei, im hinteren Bereich des Hauses befand sich eine Räucherei.

Nennung:Rätsel:
Erstmals dokumentiert ist das Wirtshausschild in „Die Kunstdenkmäler von Bayern – Bezirksamt Burglengenfeld“ (herausgegeben von Georg Hager, 1906). Laut Beschreibung wurde es von einem gewissen Schlosser Böhm aus Schmidmühlen gefertigt.In der Dokumentation von Heimatpfleger Rappl aus dem Jahr 1870 taucht keine Familie Böhm in Schmidmühlen auf. Weitere Informationen zu diesem Handwerker sind aktuell nicht bekannt.

In der Zeit des Nationalsozialismus war hier die Zentrale der örtlichen NSDAP. Noch bis Mitte der 1970er Jahre gab es einen NPD-Ortsverein, der auch immer wieder Kandidaten zur Kommunalwahl aufstellte; der „Donhauser“ war das Vereinslokal. Im Herbst 1976 gab die Familie Hummel das Gasthaus auf. Nach einem Jahr Leerstand übernahm es eine Pächterfamilie für fünf Jahre. Zwei weitere Pächter folgten, bis 1986 endgültig Schluss war. Folgende Brauereien als Bierlieferanten sind bekannt: Hubmann Schwandorf und Arco-Bräu, Moos. Etwa zehn Jahre stand das Gebäude leer, bis es die Familie Heuser („Sozialwerk Heuser“) in den 1990er Jahren kaufte, um ein Seniorenheim zu errichten.

Als dies schließlich an verschiedenen Auflagen scheiterte, folgte eine weitere Zeit des Leerstands. Vor einigen Jahren hat der Markt Schmidmühlen das Gebäude erworben. Derzeit wird mit Hilfe einer Machbarkeitsstudie ermittelt, welcher Nutzung das Haus bzw. das gesamte Areal zugeführt werden kann. Geprüft werden verschiedene Möglichkeiten. Das Ergebnis der Studie wird in den nächsten Wochen vorgestellt werden.